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Voices Of Ashkenaz: Voices Of Ashkenaz (Review)

Artist:

Voices Of Ashkenaz

Voices Of Ashkenaz: Voices Of Ashkenaz
Album:

Voices Of Ashkenaz

Medium: CD
Stil:

Klezmer

Label: CPL-Music
Spieldauer: 70:18
Erschienen: 13.01.2017
Website: [Link]

Noch immer fällt es vielen Deutschen schwer, den Begriff „Jude“ in den Mund zu nehmen, weil auf uns eine Geschichte lastet, wegen der man fast (eine völlig unsinnige) Angst verspürt, bei dessen Verwendung in irgendeine Ecke gerückt zu werden. Wir verbinden – so bescheuert das auch nach über 70 Jahren ist – viel zu oft parallel damit den Begriff „Holocaust“, nicht aber Spaß, Lebensfreude, Musik, Leidenschaft und Musizieren in der Familie oder der ganzen Welt. Genau das aber vermitteln uns endlich die VOICES OF ASHKENAZ auf ihrem über 70 Minuten langen Album, das jüdische Volkslieder mit traditionellen und zugleich sehr modernen Klängen sowie ausgiebigen, vielfältigen männlichen und weiblichen und natürlich choralen Satzgesängen vereint. Typische Klezmer-Klänge im neuzeitlichen Klang-Gewand, das natürlich von Violinen, Akkordeon, Kontrabässen, akustischen Gitarren und Rahmentrommel zusammengehalten wird.

Im Hebräischen des Mittelalters war Aschkenas die Bezeichnung für eine Region, in der Deutsch gesprochen wurde und ein aschkenasischer Jude lebte in diesem europäischen Teil. Seine Sprache war Westjiddisch und klang dem Mittelhochdeutschen sehr ähnlich. Durch Progrome, Kreuzzüge, Pest und schließlich den Holocaust waren die Aschkenas permanent auf der Flucht und ihre Kultur und Sprache nach und nach größtenteils unterdrückt, aber niemals zerstört. Im 20. Jahrhundert allerdings verwandelte sich das Westjiddische ins Ostjiddische, da ihre Flucht in Osteuropa endete. Eine Sprache, die auch heute noch von über 10 Millionen Menschen gesprochen wird und in dieser transnationalen, paneuropäischen jüdischen Gemeinschaft, die sich von Litauen im Norden bis nach Bessarabien im Süden erstreck. Wie selbstverständlich entwickelt sich durch diese immense Verbreitung auch eine vielfältige Kultur und Musik. Dieser Musik dürfen wir nun auf „Voices Of Ashkenaz“ lauschen.

Übrigens spielt nicht nur die Musik, die in hervorragender Klangqualität aufgenommen wurde, eine große Rolle, auch die Gestaltung von Digipak und eingeklebtem, 36seitigem Booklet sind vorbildlich und hochinformativ. Neben der Geschichte der Aschkenas – in englischer und deutscher Sprache – enthält es zugleich alle Texte und zu jedem Lied (ebenfalls ins Englische übersetzt) ausgiebige Hintergrundinformationen. Am Ende erzählen die Lieder auf dem Album ihre religiösen, kulturellen, sozialen und politischen Geschichten, die seit Ewigkeiten trotz aller territorialen Grenzen zwischen Ost und West grenzenlos sind.
Am Ende sind VOICES OF ASHKENAZ mit Musikern aus Amerika, Deutschland, Israel und der Ukraine der lebendig klingende Beweis dafür, dass Musik und Kultur verbinden, so sehr die politischen Verhältnisse damals und heute noch immer spalten und diese Spaltung schönreden. Dagegen sprechen die 14 Lieder dieses Albums ein viel deutlichere, singende Sprache: „Ein toter Müller hat keine Mühle mehr / Ein zerbrochener Löffel keinen Stiel / Der König auf der Spielkarte kein Reich / Am Ozean aus Tränen gibt‘s keinen Sand.“ („Tumbalalayka“)

FAZIT: Wenn der „Münchner Merkur“ begeistert schreibt: „Wer glaubt, er kenne Klezmer, obwohl er noch nie VOICES OF ASHKENAZ begegnet ist, der liegt falsch“, dann ist zu diesem Album, das neben der Musik auch noch ein hervorragendes 36seitiges Booklet mit allen Texten und deren Übersetzung zu bieten hat, im Grunde alles gesagt. Musikalische Liebe und Leidenschaft treffen auf Klezmer und Musiker aus aller Welt.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 3012x gelesen, veröffentlicht am )

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Tracklist:
  • Patsh & Klatsch
  • Nem aroys a ber fun vald – Unmögliche Dinge
  • Tse vuzhe gibn dir mayn lib kind? - Den mag ich nicht!
  • Fort a yidele – Der grausame Bruder
  • Raynlender & Rheinländer
  • Tumbalalayka
  • Retenish & Rätsel
  • Sheyn bin ikh sheyn – Schön bin ich, das weiß ich!
  • Snider-Sher
  • Ekhod mi yaudea – Eins, das weiß ich
  • Pumar ir liben geselen
  • Vayngortn – Weingarten
  • Gey ikh mir shpatsirn – Ich ging einmal spazieren
  • Hob ikh a por oksn – Lügenlied

Besetzung:

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