Was dieser Tage im franko-belgischen Sprachraum an zeitgemäßer Weltmusik bar jeglicher Ethno-Klischees geschaffen wird, ist beachtenswert und lässt auf die Entwicklung einer nachhaltig fruchtbaren Szene schließen, die Europas Musiklandschaft in den kommenden Jahren maßgeblich prägen wird. Mit dabei dürften dann zweifellos auch OLIBA INTERNATIONAL sein, die mit diesem selbst betitelten Album ein sehr originelles und reifes Debüt vorlegen.

Das Quintett aus dem französischen Tours schreibt sich sognannte "Afro Electric Brass"-Musik auf die Fahnen, was sich ungefähr so übersetzen lässt: Europäische Jazz-Improvisation verschmilzt mit den immerzu aufmunternden, sich überlagernden und meistens unisono gespielten Melodien aus Regionen südlich der Sahara, ehe das Ganze auf die Klangästhetik und den Gestus von Blues bis Cajun aus den US-Südstaaten stößt.

Hört sich exotisch an, doch OLIBA INTERNATIONAL sind natürlich kein "novelty act". Das Tänzerische traditioneller Gesellschaftsmusik (u.a. Rumba) aus Afrika mitsamt ihren unkonventionellen, aber gewiss nicht unbequemen Harmonien passt hervorragend zu Bläser-Geschmetter (Sousafon, Saxofon) und funky Gitarren, wobei die Gruppe mit zwei Schlagwerkern als traditionelle Marschkapelle aufgestellt, also nicht im Geringsten rockig oder poppig wirkt.

Letzteres mag man ihr allenthalben wegen ihrer leichten zugänglichkeit bescheinigen. "Oliba International" ist mit gehobenem Anspruch in seiner gebetsmühlenartig repetitiven Anlage massentauglich und vermittelt bei aller Komplexität einen Eindruck von Unbeschwertheit, der anschaulich widerspiegelt, woher die Mitglieder ihre Inspiration ziehen.

Unter den fast ohne Ausnahme längeren Kompositionen ragt 'Losanges' nicht nur wegen seiner über elf Minuten heraus. Das Prinzip von OLIBA INTERNATIONAL, sich virtuos abseits gängiger Strukturen zu bewegen und dennoch ausgesprochen liedhaft in dem Sinne zu bleiben, dass sich vieles wunderbar mitsingen lässt, demonstriert die Formation hier so prägnant wie erschöpfend wie in keiner anderen ihrer Nummern.

FAZIT: Auf "Oliba International" werden musikkulturelle Güter aus dem Kongo, Simbabwe, Kenia, Sierra Leone sowie Ghana vermählt - der vermutlichen Wiege der Menschheit - und mit der Spontaneität des Jazz in den Kontext euphorischer Straßenklänge aus dem Deep South der Vereinigten Staaten gebettet - ein weiterer Beweis dafür, dass Lebensfreude so etwas wie ein "language universal" ist - und zwar auf die Sprache Musik bezogen.