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Jimi Hendrix: Live In Maui (Review)

Artist:

Jimi Hendrix

Jimi Hendrix: Live In Maui
Album:

Live In Maui

Medium: 2CD+BluRay/3LP+BluRay
Stil:

Kult-Rock und unfreiwillige 'Filmmusik'

Label: Experience Hendrix L.L.C./Legacy Recordings/Sony Music
Spieldauer: LP's – 100:28 / BluRay – 162:07
Erschienen: 20.11.2020
Website: [Link]

„Jimi liebte das Abenteuer, und das zeigt sich vor allem auch hier auf Hawaii, einem Ort, den er sehr liebte. Die Geschichten rund um 'Rainbow Bridge' und diese Live-Aufnahmen zeigen auch Jimis nahezu unheimliche Fähigkeit, etwas Bizarres in etwas Wunderbares zu verwandeln. Wir sind absolut begeistert über diese Veröffentlichung, die der Welt einen Blick auf Jimis Genialität vermittelt.“ (Janie Hendrix)

Es weihnachtet und weihnachtet und weihnachtet…
Es coronat und coronat und coronat…
Und dann gibt es da auch noch richtig gute Nachrichten – für alle Freunde guter Musik und schweren Kults und Fans des besten Gitarristen der Welt, der unfreiwillig viel zu früh vor nunmehr einem halben Jahrhundert im zarten Alter von 27 Jahren den Löffel abgab und die Gitarre für immer und ewig in die Ecke stellte, während er an seinem Erbrochenen erstickte und damit auch seine Stimme für immer verstummte.

JIMI HENDRIX wurde nach seinem Ableben, gerade durch seine musikalische Genialität, zu einer traurigen Legende, von der wir noch so viel hätten erwarten können. Und nun gibt’s wenigsten aus dem Nachlass noch eine kleine – aus Fan-Sicht garantiert große – Sensation zu entdecken: „Live In Maui“, ein 3-LP- oder Doppel-Live-CD-Album plus einer sensationellen BluRay, die uns in fantastischer Bild- und gänzlich neu remastert-remixter Ton-Qualität (Stereo- und Dolbydigital-Surround-Sound) zwei Auftritte aus dem Sommer 1970 in Maui, welche mit zu den letzten des nur zwei Monate später verstorbenen Monterey- und Woodstock-Teilnehmers gehören, sowie eine umfangreiche Dokumentation präsentiert.

Natürlich ist für die alteingesessenen Fans die 3-LP-Ausgabe, die alle Maui-Konzertaufnahmen plus die beigefügte BluRay und ein DL-Kärtchen enthält, Pflicht. Die drei LP-Hard-Cover, von denen die ersten zwei einen Schattenriss und das dritte ein großformatiges Porträt-Foto des Musikers abbilden, sind in einen aufklappbaren Pappschuber eingeschoben. Ein weiteres Highlight darin ist das LP-große, reichlich ganzseitig bebilderte 24seitige Booklet. Vielleicht besitzen ja verschiedene Hendrix-Fans das großartige 200seitige 'Hendrix-Bilderbuch' „Burning Desire“ (Das JIMI HENDRIX EXPERIENCE durch die Linse von Ed Caraeff) mit den Hendrix-Bildern seit 1967, beginnend mit dem Monterey International Pop Festival, bis „Newport 1969“. In diesem Sinne ist das Booklet mit den „Maui“-Aufnahmen eine herrliche Ergänzung, denn immerhin sind es mit die letzten Live-Fotos, die von JIMI HENDRIX existieren.

Die Hintergründe der beiden Konzerte oder besser der Zweiteilung eines Konzerts – die (fast) zu den letzten von JIMI HENDRIX werden sollten – sind mehr als kurios. Ein grottenschlechter esoterisch-psychedelischer Film (voller Yoga, Surfen, Om, Meditieren und Tai-Chi sowie Guru-Gehabe) namens „Rainbow Bridge“, der keine wirkliche Handlung oder fähige Schauspieler besaß, aber in dessen Vorfeld schon eine Menge an Dollars von Warner Bros. investiert worden war, sollte durch einen Auftritt von Hendrix in besagtem Maui auf Hawaii, genauer an den Hängen des Haleakala Vulkans, aufgewertet und damit halbwegs als vermarktbar gerettet werden. Auslöser für den Film war der Erfolg von „Easy Rider“, bei dem ja auch Musik von JIMI HENDRIX mit verwendet worden war.
Im Endeffekt war dieser esoterische „Rainbow Bridge“-Kokolores aber für Warner Bros. so unterirdisch, dass sie ihn tief in den Archiven unter dem Begriff „Peinlich“ versenkten. Nun gut, Jimi jedenfalls brauchte, ganz im Gegensatz zu seiner Freundin, die von der Uraufführung zutiefst entsetzt war, diesen „filmischen Leckerbissen“ nicht mehr zu erleben. Im Rahmen der gut anderthalbstündigen Doku zum Konzert, Jimis Tod und dem Film kann sich nunmehr jeder seine eigene Meinung anhand der ganz unterschiedlichen Meinungen der Zeitzeugen bilden.

Aber auch das Konzert stand im Grunde unter einem schlechten Stern. Schon dieser Vergleich hinkt, denn nicht bei Nacht, sondern bei schönstem Sonnenschein trat das HENDRIX EXPERIENCE mitten auf einer zusammengeschusterten Holzbühne auf. Allerdings blies ihnen stürmischer Wind mit etwa 60 km/h ins Gesicht und um die Ohren, sodass alle Mikros, um Nebengeräusche zu vermeiden, mit fettem Schaumstoff provisorisch umwickelt wurden. Das änderte aber nichts daran, dass bei den Aufnahmen gerade das Schlagzeugspiel des begnadeten MITCH MITCHELL, zu dem Hendrix im besagten „Burning Desire“ feststellt: „Mitch ist einer der besten Drummer alles Zeiten. Er kann einfach alles“, des Windes wegen, der auch noch in eine ungünstige Richtung blies, kaum zu hören und die Film- wie Audio-Aufnahmen diesbezüglich nicht zu verwenden waren. Also bewies Mitchell, wie recht doch Hendrix hatte, und setzte sich im Nachhinein in ein Studio vor einen kleinen Bildschirm mit den Konzertaufnahmen und spielte die Schlagzeug-Passagen neu ein – mit großartigem Ergebnis. Denn wenn man nicht weiß, dass aus der Not heraus hier overdubbed wurde, fällt es einem beim Betrachten des Auftritts im Grunde gar nicht auf – und die Soundqualität auf Vinyl, CD und BluRay klingt nun richtig gut.

Ein weiteres Problem, wohl auch durch den Sturm bedingt, stellten die Kameras dar. Denn diese fielen währen der Konzertaufzeichnungen mehrfach aus, sodass auf der BluRay, die ja neben dem vorbildlich auch deutschsprachig untertitelten anderthalbstündigen Dokumentarfilm „Music, Money, Madness… JIMI HENDRIX In Maui“ auch die kompletten Konzert-Aufnahmen enthält, während der Bildausfälle – Es sind übrigens ziemlich viele! – ein Bühnenstandbild mit ALL CAMERAS STOPPED eingeblendet wird. Auf die Klangqualität haben die Ausfälle aber zum Glück keinerlei Auswirkungen.

Hört und sieht man sich die Dokumentation genau an, dann erfährt man zugleich, dass es auch für die Pause zwischen den beiden „Konzerten“ einen triftigen Grund gibt. Denn die etwa 400 Zuschauer sitzen größtenteils herrlich bekifft vor der Bühne auf dem Rasen und lauschen dem, was sich da an Gigantischem auf der Bühne abspielt. Aber sie kommen einfach nicht den wiederholten Aufforderungen von Hendrix nach, aufzustehen und zu tanzen. Das macht ihn wohl so wütend, dass er nach gut 45 Minuten mit seinem Schlagzeuger und dem Bassisten die Bühne verlässt und sich in ein kläglich verloren rumstehendes Zelt zurückzieht. Erst nachdem ihm versprochen wird, dass das Publikum wirklich mitgeht statt größtenteils blöd rumzusitzen, kehren die drei wieder auf die Bühne zurück.

Allein mit diesem Hintergrundwissen und den fetten Beigaben zu „Live In Maui“ ist diese fantastische Neuveröffentlichung für jeden Hendrix-Jünger absolutes Pflichtprogramm. Er wird garantiert nicht enttäuscht sein. Und bedenkt man, dass nur zwei Monate später Hendrix' Leben auf so tragische Weise im Alter von 27 Jahren endete und sein Freigeist sich von allen irdischen (Ab)Gründen endgültig verabschiedete, so dürfen diese Ton- und Bildaufzeichnung zugleich mit zu den bewegendsten rund um das JIMI HENDRIX EXPERIENCE gerechnet werden. FAZIT und begeistertes Aus!

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 3909x gelesen, veröffentlicht am )

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  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
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Tracklist:
  • Seite A (15:26):
  • Chuck Wein Introduction (1:47)
  • Hey Baby [New Rising Sun] (4:33)
  • In From The Storm (4:26)
  • Foxey Lady (4:40)
  • Seite B (20:22):
  • Hear My Train A-Comin' (9:26)
  • Voodoo Child [Slight Return] (7:13)
  • Fire (3:43)
  • Seite C (15:51):
  • Purple Haze (4:32)
  • Spanish Castle Magic (4:16)
  • Lover Man (2:42)
  • Message To Love (4:21)
  • Seite D (15:45):
  • Dolly Dagger (4:49)
  • Villanova Junction (5:50)
  • Ezy Ryder (5:06)
  • Seite E (19:24):
  • Red House (6:41)
  • Freedom (4:21)
  • Jam Back At The House (8:22)
  • Seite F (13:40):
  • Straight Ahead (3:03)
  • Hey Baby [New Rising Sun] / Midnight Lightning (4:53)
  • Stone Free (5:44)
  • BluRay – Music, Money, Madness… Jimi Hendrix In Maui ():
  • = Dokumentarfilm = (90:59)
  • = Set One = (37:59)
  • Chuck Wein Introduction
  • Hey Baby (New Rising Sun)
  • In From The Storm
  • Foxey Lady
  • Hear My Train A-Comin'
  • Voodoo Child (Slight Return)
  • Fire
  • Purple Haze
  • = Set Two = (33:09)
  • Dolly Dagger
  • Villanova Junction
  • Ezy Ryder
  • Red House
  • Freedom
  • Stone Free

Besetzung:

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