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Wired Ways: Wired Ways (Review)

Artist:

Wired Ways

Wired Ways: Wired Ways
Album:

Wired Ways

Medium: CD/LP/Download
Stil:

Art Pop, Progressive Rock, Psychedelic, Weltmusik

Label: Waterfall Records
Spieldauer: 43:47
Erschienen: 09.09.2022
Website: [Link]

Wer kennt das nicht – dieses Gefühl als Musikliebhaber, wenn man eine bisher völlig unbekannte Platte auflegt und gleich die ersten Takte und der Gesang einen dermaßen wegblasen, dass schon nach ein paar Sekunden feststeht: Hier erwartet uns was ganz, ganz Großartiges! Ohren auf für einen dreiviertelstündigen Hörgenuss, der viele Erinnerungen weckt!

Auch sollte man unbedingt einen sehr genauen Blick auf das wunderschön von Frank Grabowski gestaltete Cover inklusive bedruckter Innenhülle werfen, denn dort findet man hinter der einem Augapfel ähnelnden, im Wasser untergehenden Erde zu jedem Song des Albums ein passendes, mit sehr detailliertem Pinselstrich gestaltetes Bild. Auch die Texte fehlen nicht.

Kaum nimmt man die nunmehr bereits als 'gigantisches Album' eingeordnete LP zur Hand, um der Band, den Musikern, den Texten und der Musik intensiver auf den Grund zu gehen, schon möchte man neben seinen Ohren nunmehr auch seinen Augen nicht mehr trauen: WIRED WAYS kommen tatsächlich aus Deutschland!
Nein, das kann einfach nicht sein, denn bei dieser pilzköpfigen Aura müssen die doch aus Liverpool kommen! Keine Frage!
Oder vielleicht aus Kanada, wo man 1976 sehr erfolgreich das weltweite Gerücht in Umlauf setzte, dass sich hinter dem Debüt „Hope“ der Band KLAATU angeblich die wiedervereinten BEATLES verbergen würden. Das feuerte die Verkaufszahlen an, doch dann flog das Gerücht auf, die Verkaufszahlen gingen in den Keller, doch trotzdem war die Musik von KLAATU großartig, die so klang, als würden die BEATLES sich erfolgreich auf dem Feld des Prog, Art Pop und Psyche betätigen, ohne dabei ihre eindeutigen Trademarks zu verbergen.
Und ja, genau so klingen auch WIRED WAYS auf ihrem gleichnamigen Debüt, an dem sage und schreibe 45 Musiker an ebenso vielen unterschiedlichen Instrumenten beteiligt sind, wobei sie bereits mit dem Album-Opener „Ticket Tally Man“ sicher jeden BEATLES-Fan wahre Freudentränen in die Augen treiben werden – und der eine oder andere vielleicht doch Wetten abschließt, ob hier der deutlich verjüngte PAUL McCARTNEY nicht vielleicht doch hinterm Mikrophon steht, während auch QUEEN kurz mal zu einem Satzgesang vorbeischaut.

Getreu dieser aufregenden Retro-Eröffnung geht es in kunterbunter Musik-Manier weiter.
Wir reisen im Grunde mit WIRED WAYS durch die Welt und in die Vergangenheit, aber auch Gegenwart und Zukunft. Schön wär's jedenfalls, wenn die wieder so klingen würde.

Also erstmal auf die „Hànôi Tramway“ aufspringen und sich mitten in der vietnamesischen Hauptstadt auf einer Bimmel-Bahn befinden und zu traditionell-vietnamesischer Musik mit britpoppiger Note die Erfüllung finden.
So geht Weltmusik, die bewegt, selbst wenn sie einen in Hanoi mit der Tram auf die Reise schickt.

Doch dieser Stilwechsel hält nur einen Song lang an, um sich beispielsweise sogar der allerhöchsten progressiven Musikkunst anzunähern, wenn wir uns an die Seite des traurigen Mannes begeben: „Another sad man / Hiding his face in his hands...“
Traurig passt schon – nur eben die hohe Kunst progressiver Traurigkeit. Und immer wieder lauert auch hinter der einen oder anderen Note das Echo aus dem Hause Floyd, während sich Pink gerade nicht mit einer Fliege, wie bei „UmmaGumma“, sondern den Moskitos herumschlägt. Zudem wartet „Mosquitoes“ gar mit einem hintergründigen Geigenspiel auf, das kurz an „Am Fenster“ von CITY erinnert. Ja, man hört in vielen Songs des Albums auch immer wieder die Ostwurzeln der Band beziehungsweiser ihrer Gäste heraus, was logisch ist, wenn man weiß, dass beispielsweise auch Musiker der STERN-COMBO MEISSEN und viele andere ehemalige Ostrocker hinter WIRED WAYS aktiv ihr musikalisch von der Pike auf erlerntes Handwerk einbringen dürfen.

Wer nicht glauben will, dass die Begeisterung des Kritikers über WIRED WAYS, der allerdings auch über Ostwurzeln verfügt, wirklich in dieser Art gerechtfertigt ist, der glaubt vielleicht einem der weltberühmtesten Gitarristen, der sich dieses Album dank der Kontakte des Prog-Art-Künstlers Frank Grabowski bereits im Vorfeld der Veröffentlichung anhörte und zu der Feststellung kam: „Ein absolut gefühlvolles Album mit viel Atmosphäre, wobei noch dazu das Mellotron eine sehr bedeutende Rolle spielt.“
Ach ja, der Name des besagten Gitarristen ist STEVE HACKETT!

Würde es da am Ende überhaupt noch jemanden überraschen, dass dieses Album, nachdem wir es über den „Planet 9“ vermutlich verlassen haben, uns sogar die Unendlichkeit bevorsteht?
Ja, etwas ganz Ähnliches hatten sich auch die BEATLES schon bei „Sgt. Pepper“ einfallen lassen, als sie diesen am Ende auf eine Klangreise in die Endlosrille schickten. Genau solch eine klangvolle Endlosrille lässt auch „Wired Ways“ mit einem unendlichen Ton, der wie ein vorbeifahrendes, undefinierbares Gefährt klingt, zurück. Schon darum sollte die Vinyl-Variante zum Pflichtkauf werden...

Wer bei WIRED WAYS nicht aufspringt, der hat mehr verpasst als ein paar Erinnerungen an die BEATLES. 45 Musiker, die nicht etwa ihr eigenes Süppchen kochen, sondern Klang-Gourmets per excellence sind, welche in der Summe all ihrer geschmackvollen Einzelteile zum absoluten Hochgenuss werden.

FAZIT: Dieses Debüt-Album von der deutschen Band (Auch wenn man das bei dieser pilzköpfigen Musik kaum glauben kann!) WIRED WAYS ist eine einzigartige Hommage, an die 60er- und 70er-Jahre sowie vordergründig an die BEATLES, der man sich bei dieser musikalischen Perfektion zu keiner Minute entziehen kann. Selbst ein STEVE HACKETT, der „Wired Ways“ bereits hören durfte, zeigte sich begeistert. Genauso sollte unsere musikalische Zukunft mit einem breiten 60er-/70er-Jahre-Lächeln in Deutschland klingen, aber das wird wohl leider nur ein Wunschtraum bleiben, bei all der musikalischen Alltagsidiotie made in Germany. Nur sage keiner, wir hätten nicht die entsprechenden Musiker dafür. Hier sind sie – versteckt hinter WIRED WAYS, bei denen sogar der Sänger so klingt, als wäre der zum Ritter geschlagene Mr. McCartney noch immer der verrückte Typ, der vom Dach des Apple-Gebäudes dem letzten BEATLES-Konzert seine Stimme verleiht!

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 2773x gelesen, veröffentlicht am )

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  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
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  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
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Wertung: 14 von 15 Punkten [?]
14 Punkte
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Tracklist:
  • Seite A (22:41):
  • Ticket Tally Man (3:51)
  • Peacock On The Highway (4:12)
  • Lazy Daisy (5:47)
  • Hànôi Tramway (4:51)
  • Mosquitoes (4:00)
  • Seite B (21:06):
  • Perpetum Mobile (3:34)
  • When The Doors Are Closed (6:07)
  • Another Sad Man (6:29)
  • Planet 9 (4:56)
  • = Endlosrille =

Besetzung:

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  • keine Interviews
Kommentare
Thomas
gepostet am: 05.12.2022

User-Wertung:
13 Punkte

Klasse Scheibe, 60-er Musik perfekt in die Gegenwart transferiert, herrlich, auch wenn ich mit den Beatles nix am Hut habe
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
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