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Eric Woolfson: Edgar Allan Poe – A Musical (Review)

Artist:

Eric Woolfson

Eric Woolfson: Edgar Allan Poe – A Musical
Album:

Edgar Allan Poe – A Musical

Medium: CD
Stil:

Operette bis Musical

Label: Limelight Records/ Soulfood
Spieldauer: Limelight Records/ Soulfood
Erschienen: 28.08.2009
Website: [Link]

1976 erschien mit „Tales Of Mystery And Imagination“ das Debütalbum des ALAN PARSONS PROJECT. Alan Parsons hatte bereits seine Spuren in der Musikgeschichte hinterlassen, zunächst als Assistent des Toningenieurs bei den BEATLES Alben „Abbey Road“ und „Let It Be“. Danach veredelte er hauptverantwortlich Alben von AL STEWART, PILOT und PINK FLOYD. Seine größte Reputation erlangte er durch seine exzellente Arbeit an „Dark Side Of The Moon“. Obwohl das PROJECT seinen Namen trug, waren der Musiker und Jurist ERIC WOOLFSON, sowie Co-Komponist(?), Arrangeur und Dirigent Andrew Powell nahezu gleichberechtigt daran beteiligt. Powell schien für die orchestralen Parts zuständig, Woolfson als schöpferische Kraft hinter dem APP zu stecken, und Alan Parsons selbst durfte für den schönen Verputz sorgen. Dass der allerdings ein wesentlicher Grund für den langjährigen Erfolg war, ist nicht ganz von der Hand zu weisen.

Klanglich und atmosphärisch ein Volltreffer, litt bereits „Tales Of Mystery And Imagination“ an einer musikalischen Schlichtheit, die aufgeblasene Schlager zwar in die Nähe des Progressive Rocks rückte, aber schon damals eher an einer großspurigen Operette vorbeischrammte, als das Konzeptwerk klassisch orientierter Rockmusiker zu sein. Darüber konnte auch nicht hinwegtäuschen, dass man sich beim ausladenden „Fall Of The House Of Usher“, im breit angelegten sinfonischen Teil bei Claude Debussys Opernfragment gleichen Namens ungeniert und deckungsgleich bediente. Natürlich ohne diese Tatsache mit dem kleinsten Hinweis zu vermerken. Trotz dieses unfeinen Akts blieb „Tales Of Mystery And Imagination“ das ambitionierteste und ansprechendste Werk des ALAN PARSONS PROJECTs. Zugleich Blaupause und Höhepunkt des folgenden Wirkens.

Eric Woolfson ließ das Thema Edgar Allan Poe nicht los, und so veröffentlichte er 2003 „Poe - More Tales Of Mystery and Imagination“. Mit mäßigem Zuspruch und noch mäßigeren Kritiken.
Nicht genug damit, bastelte WOOLFSON um dieses lahme Nachfolgewerk herum, ein komplettes Musical, das passend, wenn auch leicht verspätet, zu Poes 200. Geburtstag seine Uraufführung im Handel und auf der Bühne erlebt.

Eigentlich kann man es kurz machen: etwas derartiges hat Edgar Allan Poe nicht verdient. Natürlich bietet sich sein bewegtes Leben für einen Film, eine Biographie, eine Oper, meinetwegen auch für ein Musical geradezu an. Dass einer der, trotz seines schmalen Werks, für die moderne Literatur wichtigsten Autoren in einem Bad aus Schmalz und Kitsch ertränkt wird, grenzt allerdings an Leichenschändung.
Mit Rock, oder mindestens gut gemachtem Pop hat dieses Album rein gar nichts zu tun; es mag Musicals mit noch schlechterer musikalischer Untermalung geben; doch wenn man WOOLFSONs Gestus folgt, war Poe bestenfalls ein minder begabter Gartenlaube-Autor.

Da tiriliert der Chor permanent „murder, murder“, es werden die üblichen Frage-Antwort-Spielchen zwischen Solist und Chor aufgeführt, die Lyrics möchten so gerne sophisticated sein, doch unterstützen sie auf’s Passendste lediglich die simple Humba-täterä-Musik. Hier wird ein britischer Exzentriker in Szene gesetzt und kein depressiver Visionär mit all seinen unübersehbaren Schwächen. Dass vom Geist der Poeschen Erzählungen überhaupt nichts zu finden ist, versteht sich dabei fast von selbst. Stattdessen bekommen wir eine vorweihnachtliche Hommage an den „Little Drummer Boy“ („Goodbye To all Of That“), sowie unsägliche Country-Einlagen im selben Song geboten. Eine ganz besondere Gruselstimmung breitet sich aus, sobald Melinda Hughes zum Mikro greift; und wohin der „Train Of Freedom“ rollen soll, wissen vermutlich nicht mal Edgar Allan Poes eifrigste Jünger.
Wenn es denn mal ansatzweise rockig zugeht, killt Steve Balsamo jede Stimmung mit einer Mixtur aus pomadigem Heavy Metal-Shouter und laszivem Boygroup-Timbre. Nicht, dass ihm der schlichte Melodic-Rock („Wings Of Eagles“), gegen den MIKE BATT wie ein Rock’n Roll Urgestein aussieht, auch nur die geringste Chance ließe.

Als putziges Musical - über welches banale Thema auch immer, geht das ganze, viel zu lange Unterfangen vielleicht halbwegs in Ordnung; ist auf jeden Fall amüsanter als ein Marsch durch Andrew Lloyd Webbers gesammelte Ergüsse. Nur mit Edgar Allan Poes Leben und Werk hat dieser Irrläufer rein gar nichts zu tun.

FAZIT: Aseptisch, aufgeblasen und ohne Gespür für Atmosphäre und Dramatik: „Edgar Allan Poe – A Musical by ERIC WOOLFSON“ ist so austauschbar wie eine jener Wachspuppen, die in unzähligen Kabinetten stellvertretend für den großen Autoren stehen. Das ist als x-beliebiger Musikantenstadl gelegentlich durchaus amüsant, doch erfasst das lange Werk sein Thema bestenfalls in der kurzen instrumentalen Einleitung. Spätestens wenn Melinda Hughes säuselt „Close your eyes and go to sleep my baby, mommy’s watching over you...“ ist alles vorbei. Und da sind wir gerade bei Lied zwei.

Etwas Gutes hat diese verkorkste musikalische Biographie allerdings: die originalen „Tales Of Mystery and Imagination“ werden enorm aufgewertet. Könnte man mal wieder hören, sich über die unterlassene Widmung an Claude Debussy ärgern und wünschen, dass dessen Geist über dem Musical geschwebt hätte und nicht der Andrew Lloyd Webbers.

Jochen König (Info) (Review 8561x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 4 von 15 Punkten [?]
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Tracklist:
  • Angel Of The Odd
  • Tiny Star
  • Wings Of Eagles
  • The Murders In The Rue Morgue
  • Blinded By The Light
  • The Pit And The Pendulum
  • The Raven
  • It Doesn’t Take A Genius
  • The Bells
  • Goodbye To All That
  • The Devil I Know
  • Somewhere In The Audience
  • Trust Me
  • Annabel Lee / Let The Sun Shine On Me
  • Train To Freedom
  • What Fools People Are
  • Immortal

Besetzung:

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Kommentare
Joerg
gepostet am: 20.01.2010

Der Kritik von Herrn König kann ich mich gar nicht anschliessen. Weder ist "Tales of Mystery and Imagination" das ambitionitierste und ansprechendste Werk von Alan Parsons Project - es folgten schliesslich viele weiter Konzeptalben mit grandiosen Songs (I Robot, Pyramid, Eve, Turn of a Friendly Card, Eye in the Sky - um nur ein paar zu nennen) - noch ist die Fortsetzung "Poe - More Tales of Mystery and Imagination" aseptisch und aufgeblasen. Ich empfehle als Anspieltipp "Immortal" oder "Goodbye to all that". Natürlich muss man die Musik von Eric Woolfson mögen, aber so eine negative Kritik hat dieses Werk nicht verdient.
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
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