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Bettina Bormann: Imago - Für immer Dein (Review)
Artist: | Bettina Bormann |
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Album: | Imago - Für immer Dein |
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Medium: | CD/Buch | |
Stil: | Roman / Hörbuch |
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Label: | Danse Macabre | |
Spieldauer: | 345:00 | |
Erschienen: | 21.05.2010 | |
Website: | [Link] |
Die Hamburger Künstlerin BETTINA BORMANN ist nicht nur Sängerin der avantgardistischen Electro-Formation Oberer Totpunkt, sondern auch Schriftstellerin. Über ihre Prosa sagt sie selbst: "In meinem Kosmos geht es um Frauen, die nicht länger Opfer sein wollen, sondern die selbst Verfolger werden, und um deren subjektive Wahrnehmung von Realität. Die Heldinnen bewegen sich emotional und psychologisch oft nur eine Handbreit neben der Spur, aber damit schon verdammt nah am Abgrund." Diese Heldinnen kommen in ihrem ersten Roman "Imago - Für immer Dein" gleich mehrfach vor, allerdings entsprechen sie kaum dem Bild, das man gemeinhin von Helden hat.
Hauptprotagonstin in diesem Roman ist Sabrina Rohmer, eine 35-jährige Taxifahrerin, die nur wenig Selbstfürsorge betreibt und weitestgehend ohne soziale Kontakte ihr Leben lebt. Ihre scheinbar einzige Beschäftigung neben der Arbeit ist es, sich um ihre offenbar agoraphobische Mutter zu kümmern, die ihre Wohnung seit 18 Jahren nicht mehr verlassen hat und auch nicht gedenkt, dies je wieder in ihrem Leben zu tun. Zudem leidet Sabrina an Schuldgefühlen, die in selbstbestrafendem Verhalten resultieren, denn vor 18 Jahren verschwand auch ihr Vater und Sabrina glaubt, dass sie mitverantwortlich für sein Verschwinden sei. Darüberhinaus binden sie ebenfalls starke Verantwortlichkeitsgefühle an ihre hilflos wirkende Mutter, sodass die vorhandene Wut auf ihre Mutter unterdrückt wird und sich ebenfalls in den Autoaggressionen im Sinne eines Spannungsabbaus äußert. Im Laufe der Geschichte zeigt sich, dass die Hauptfigur offensichtlich am Elektrakomplex leidet, was nichts anderes als die weibliche Analogie des Ödipuskomplexes ist, also die überstarke Bindung einer weiblichen Person an den Vater bei gleichzeitiger Feindseligkeit gegenüber der Mutter. Als die Mutter unerwartet stirbt, macht Sabrina eine Entdeckung, die ihr Leben fortan komplett auf den Kopf stellt und die dafür sorgt, dass sie ihre Liebe, die sie bisher stets unterdrückte, endlich ausleben kann.
Soviel zur Rahmengeschichte, von der an dieser Stelle natürlich nicht zuviel verraten werden soll. Es gibt natürlich noch weitere Parallelhandlungen, die im Laufe der Geschichte immer weiter zu einem Strang verflochten werden. Die große Gemeinsamkeit in diesen Nebengeschichten und ihren Charakteren ist die teilweise gnadenlose Übertreibung und die Klischeehaftigkeit, mit der diese Personen beschrieben werden. Da gibt es zum Beispiel Lea, eine Schülerin, die ihren jungen, gutaussehenden und natürlich verheirateten und bald Vater werdenden Sportreferendar nach dem Unterricht verführt und prompt schwanger von ihm wird. Lea ist - wie sollte es anders sein - Tochter einer alleinerziehenden Mutter und die Halbschwester von Sabrina. Oder nehmen wir die Nachbarin von Sabrina, eine typisch deutsche Hausfrau des Proletariats, die nicht nur von ihrem Ehemann, sondern auch von ihrem Liebhaber verprügelt wird. Dass hier stets Alkohol im Spiel ist, muss wohl nicht extra erwähnt werden. Die Mitbewohner im Haus der Mutter sind nicht minder seltsame Gestalten, die zum Ende hin tragende Rollen in der Geschichte übernehmen. Mitunter ist die Darstellung der Charaktere nervig überzogen, vor allem auch deshalb, weil männliche Charaktere in Bormanns Prosa durchweg schlecht wegkommen. In einem kurzen Roman von 180 Seiten ist allerdings auch wenig Platz für tiefgehende Beschreibungen der Persönlichkeitsstrukturen, weshalb das Mittel als angemessen erscheint - auch im Hinblick auf den Plot, der sich mit diesen wenigen Details hinreichend erzählen lässt.
Das Buch liest sich sehr flüssig und zügig, die Sprachwahl ist nicht gerade anspruchsvoll, aber zeitgemäß und die Sätze sind eher einfach gehalten, statt sich über mehrere Zeilen hinweg zu verschachteln. Da auch die Geschichte selbst Spannung entstehen lässt, macht es letztendlich doch in gewisser auch Weise Spaß, "Imago" bis zum unerwarteten Ende zu lesen. Zumindest dann, wenn man mit literarisch ähnlichen Werken wie denen von Dirk Bernemann etwas anfangen kann. Da die Geschichte mitunter sehr makaber, bissig und im Unterton böse ist, dürfe nicht jeder Gefallen an BETTINA BORMANNs Roman finden, wer sich aber gerne bei Ubooks mit neuem Lesefutter versorgt, sollte die Anschaffung in Erwägung ziehen. Zum Buch gibt es auch eine mp3-CD, auf der Bettina selbst die Geschichte vorträgt. Wer Oberer Totpunkt kennt, weiß also, was ihn hier erwartet, nämlich eine dominant und expressiv wirkende Stimme.
FAZIT: "Imago" ist ein kurzweiliges Buch, dass man zwischendurch mal eben so auf die Schnelle lesen kann und das einen nicht unbedingt bedingungslos begeistert, aber einigermaßen gut unterhält. Der leicht feministische Touch ist ein dezent störender Faktor, über den man aber hinwegsehen kann, zumal Geschlechterklischees in typischer Frauenprosa oft noch überzeichneter sind.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Monolog 1
- Kapitel 1
- Monolog 2
- Kapitel 2
- Monolog 3
- Kapitel 3.1
- Monolog 4
- Kapitel 3.2
- Monolog 5
- Kapitel 3.3
- Monolog 6
- Kapitel 4
- Epilog
- Imago - Für immer Dein (2010) - 9/15 Punkten
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