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Rainbow: Vinyl Box (Review)

Artist:

Rainbow

Rainbow: Vinyl Box
Album:

Vinyl Box

Medium: LP
Stil:

Hard Rock

Label: Back On Black / Universal
Spieldauer: 300+ Min.
Erschienen: 14.11.2014
Website: [Link]

Diese opulente Box enthält unter Ausnahme von "Stranger In Us All" von 1995 das Gesamtwerk von RAINBOW ohne Bonustracks, die auf diversen Re-Releases der einzelnen Scheiben auf CD zugänglich gemacht wurden. In diesem Zusammenhang ist "Vinyl Box" ein gelungener Versuch, das Original-Hörerlebnis (nebst haptischem Begleiteindruck) wiederzuerwecken. Alle Scheiben kommen als hochwertiges 180g-Vinyl ins Haus, die Dio-Alben im schmucken Klappcover, und alle verfügen über Download-Codes. Fragt sich nur noch, ob sie besser aussehen oder klingen.

Das ursprünglich als Soloalbum angedachte Debüt "Ritchie Blackmore's RAINBOW" von 1975 entstand mit den ELF-Emporkömmlingen Ronnie James Dio, Gary Driscoll, Micky Lee Soule und Craig Gruber in München unter Federführung von Produzentenguru Martin Birch, bevor einzig der Sänger nicht geschasst wurde, um eine langfristige Band aus der Taufe zu heben. Die Ähnlichkeit einiger Passagen innerhalb der Songs zum Betätigungsfeld der beteiligten Amerikaner ist trotz Blackmores dominantem Gitarrenstil nicht von der Hand zu weisen, weshalb der Einstand bis heute eine Sonderrolle in der RAINBOW-Diskografie einnimmt. Zeitlose Stücke hat er dennoch abgeworfen, allen voran das zahllose Male gecoverte "Man On A Silver Mountain" (CONCEPT OF GOD und HAMMERFALL fallen spontan ein), aber auch "The Temple Of The King" und natürlich "Catch The RAINBOW", eine Blaupause für alle darauffolgenden Epen dieser wie anderer Bands aus dem Bereich harter Gitarrenmusik.

"Black Sheep Of The Family" stammt im Übrigen von den Proto-Hardproggern QUATERMASS, das instrumental gehaltene "Still I'm Sad" hingegen von den YARDBIRDS, was ein Stück weit auf die Unentschlossenheit hindeutet, die "Ritchie Blackmore's RAINBOW" zugrundeliegt. An der Güte der Musik ändert dies wie gesagt nichts.

Nur ein Jahr später erschien "Rising", entstanden in der gleichen Konstellation in Deutschland unter Ausnahme der Musiker, deren Namen mittlerweile längst in die Rockgeschichte eingegangen sind. Das Album avancierte zu Recht zu einem der wichtigsten Genre-Longplayer aller Zeiten und kehrte deutlich mehr Härte hervor als sein Vorgänger, nicht zuletzt wegen Trommler Cozy Powell, der zu den ersten ausschweifenden Doublebass-Tretern der Stilistik zählte (im Jazz war dies sogar schon in den 1970ern ein relativ alter Hut). Tony Carey machte auch erstmals längere Solo-Tradeoffs mit dem Gitarristen möglich - quasi eine härtere Fortführung dessen, was Blackmore bei DEEP PURPLE mit Jon Lord veranstalteten -, an denen sich fortan und bis in die Jetztzeit alle Nachwuchs-Virtuosen messen lassen mussten beziehungsweise müssen.

Zu den Sternstunden der ausnahmslos von Dio und dem Gitarristen geschriebenen Stücke zählen neben dem Standard "Tarot Woman" das gerne übersehene, kompakte "Run With The Wolf" und die beiden Mammut-Stücke zum Schluss, "Stargazer" sowie "A Light In The Black".

Für ihren endgültigen Durchbruch ließen sich RAINBOW daraufhin zwei Jahre Zeit. Zwischengeschoben wurde jedoch das Live-Album "On Stage", ein klassischer Doppeldecker und gleichsam geschichtsträchtiger Konzertmitschnitt aus Gigs in Deutschland und Japan während der "Rising"-Tour. Unabhängig davon klingt die Chose wie aus einem Guss, zieht aber im unvermeidlichen Vergleich mit PURPLEs "Made In Japan" ganz knapp den Kürzeren (das Medley aus "Man On The Silver Mountain" und "Starstruck" mutet an wie mit der heißen Nadel gestrickt), aber das mag subjektiv empfunden sein. "Mistreated" von Ritchies "Burn"-Großtat nimmt ebenso wie "Catch The RAINBOW eine ganze LP-Seite ein, ehe die Band mit zwei Debüt-Krachern ausklingen lässt. Das auch als Single ausgekoppelte "Kill The King" bot zugleich einen Vorgeschmack aufs kommende Studiowerk.

Das in Frankreich entstandene "Long Live Rock 'N' Roll" erwies sich im Nachhinein als Dios Abgesang, wobei Blackmore im Studio trotz des von den Chronisten aufgeführten Interims-Bassisten Mark Clarke selbst für die tiefen Töne verantwortlich zeichnete. Bob Daisley und David Stone stießen während der Aufnahmen hinzu, weshalb sie allenthalben als Erfüllungsgehilfen dienten, um die bombenfesten Kompositionen von Dio und Ritchie hörbar zu machen. Die Singles "Long Live Rock 'n' Roll" und "L.A. Connection" sind ausdrücklich nicht die stärksten Tracks der Platte, wohingegen sich die B-Seite "Sensitive To Light" zum Neuentdecken lohnt, kurz bevor "Rainbow Eyes" damals noch dank eines waschechten Streichquartetts Aufsehen erregte. Perfekter wie hier ließ sich der etablierte Stil vermutlich nicht exerzieren, weshalb der Bruch im Gefüge vermutlich unabdingbar war.

Mit "Down To Earth" beendeten RAINBOW die 1970er rundum erneuert, denn neben dem Sänger nahmen auch Daisley und Stone ihre Hüte. Neue Gesichter waren nun Don Airey und Sänger Graham Bonnet (ehemals THE MARBLES, später Stammstimme mehrerer Gitarren-Egomanen von Yngwie Malmsteen bis Chris Impellitteri), während der Bass von Session-Leuten und dem Produzenten (Blackmores Ex-Kollege Roger Glover) eingespielt wurde. "Since You Been Gone" aus Russ Ballards Feder avancierte wohl auch wegen des relativ glatten Sounds der Scheibe insgesamt zum Hit, aber nichtsdestoweniger handelt es sich beim vierten Album der Band um ihr vielleicht letztes, das dem Zahn der Zeit in jeder Hinsicht getrotzt hat.

Gleichwohl: Die Musik ist auch wegen Glovers starker Beteiligung am Songwriting im Grunde genommen eine andere, aber na ja: Ritchie wird immer wie Ritchie klingen. Stärkster Stoff hier sind "Eyes Of The World" und "Danger Zone".

Im Vorfeld des abermals durch einen Sängerwechsel gekennzeichneten fünften Langspielers "Difficult To Cure" verlieh der Bandkopf seiner Vorliebe für melodischen Radio-Hardrock Ausdruck, die sich dann auch im damals aktuellen Songmaterial widerspiegelte. Joe Lynn Turner ersetzte Bonnet mit seiner Samtstimmung trefflich, was dies anging, sodass ein veritabler AOR-Teller herauskam, der zwar nicht völlig verweichlicht, der Basis aber vermutlich dennoch nicht rau genug klang (Tontechniker im Studio war übrigens Flemming Rasmussen, der später Metallica zum Ruhm verhelfen sollte). RAINBOW landeten mit "I Surrender" abermals einen Hit, zumindest in Blackmores Heimat, zitieren im Titelstück Beethofens Neunte und greifen in Form des qualitativ zweifelhaften "Magic" abermals auf eine Fremdkomposition zurück (Brian Moran) "Spotlight Kid" ist und bleibt hingegen eine Bank.

Ohne Airey, dafür mit David Rosenthal (auch Billy Joel) entstand Ende 1981"Straight Between The Eyes", abermals mit Glover hinter den Reglern und geziert von einem Hipgnosis-Cover, das dem Titel gerechter wird als die enthaltene Musik. Turner hat sich gleichwohl in der Gruppe eingelebt (den Vorgänger musste er in höherer Tonlage einsingen, als es ihm von Natur aus entsprach), aber abgesehen von den Video-Songs "Stone Cold" und "Death Alley Driver" schaffen es höchstens der B-Seiten-Opener "Power" und ""Eyes Of Fire" (eine Co-Komposition von Trommler Rondinelli) in die Riege der zeitlosen RAINBOW-Tracks. Der Rest ist bestimmt nicht schlecht, muss sich aber an den Seventies-Großtaten messen lassen.

Mit "Bent Out Of Shape" verabschiedetet sich das Enfant Terrible Blackmore vor der einstweiligen PURPLE-Wiedervereinigung unverhohlen kommerziell. Das amerikanischste aller RAINBOW-Werke wirft mit dem Instrumental-Kitsch "Snowman" von Howard Blake und labbrigem Zeug wie "Fool For The Night" erhebliche Fragen auf, während die verhältnismäßig knackigen Beiträge wie bemühte Versuche klingen, vorige Single-Erfolge zu wiederholen. Dass Ritchie der Rockmusik zwölf Jahre später endgütlig Ade sagen würde, hätte bei so viel Konsens damals wohl kaum jemand für möglich gehalten, weshalb man - vor diesem Hintergrund - fast dankbar für BLACKMORE'S NIGHT sein muss. Nun gut, "Perfect Strangers" mit den alten Weggefährten ist mittlerweile zumindest zum Klassiker aus der zweiten Reihe aufgestiegen.

FAZIT: Was haben RAINBOW nicht alles losgetreten? Klassische wie folkloristische und orientalische Bezüge im verwendeten Tonmaterial wurden Blackmore sei Dank zum allgemeinen Gut harter Gitarrenbands, während Ronnie James Dio frühestens hier, spätestens dann mit seiner eigenen Band eine gerne als Drachen-und-Burgen-Schmus belächelte Form mystischer wie ernst gemeinter Rocklyrik mitsamt dazugehörender Bildersprache salonfähig machte. Diese LP-Sammlung stellt den essenziellen Frühwerken der Gruppe das zunehmend weniger solide Spätwerk anheim, weshalb es in der Natur der Sache liegt, dass Komplettisten und Boxset-Liebhaber generell zuerst zuschlagen. Um diese zu bedienen, hätten die Macher des Produkts schwerlich noch liebevoller vorgehen können.

Andreas Schiffmann (Info) (Review 6326x gelesen, veröffentlicht am )

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Tracklist:
  • Man On The Silver Mountain
  • Self Portrait
  • Black Sheep Of The Family
  • Catch The Rainbow
  • Snake Charmer
  • The Temple Of The King
  • If You Don't Like Rock N Roll
  • Sixteenth Century Greensleeves
  • Still I'm Sad
  • Tarot Woman
  • Run With The Wolf
  • Starstruck
  • Do You Close Your Eyes
  • Stargazer
  • A Light In The Black
  • Long Live Rock 'n' Roll
  • Lady Of The Lake
  • L.A. Connection
  • Gates Of Babylon
  • Kill The King
  • The Shed
  • Sensitive To Light
  • Rainbow Eyes
  • All Night Long
  • Eyes Of The World
  • No Time To Lose
  • Makin' Love
  • Since You Been Gone
  • Love's No Friend
  • Danger Zone
  • Lost In Hollywood
  • I Surrender
  • Spotlight Kid
  • No Release
  • Magic
  • Vielleicht Das Nachster Mal
  • Can't Happen Here
  • Freedom Fighter
  • Midtown Tunnel Vision
  • Difficult To Cure
  • Death Alley Driver
  • Stone Cold
  • Bring On The Night (Dream Chaser)
  • Tite Squeeze
  • Tearin Out My Heart
  • Power
  • Miss Mistreated
  • Rock Fever
  • Eyes Of Fire
  • Stranded
  • Can't Let You Go
  • Fool For The Night
  • Fire Dance
  • Anybody There
  • Desperate Heart
  • Street Of Dreams
  • Drinking With The Devil
  • Snowman
  • Make Your Move

Besetzung:

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