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Alessandro Sgobbio: Piano Music (Review)

Artist:

Alessandro Sgobbio

Alessandro Sgobbio: Piano Music
Album:

Piano Music

Medium: LP/CD
Stil:

Instrumentale Pianomusik

Label: AMP Music & Records
Spieldauer: 40:10
Erschienen: 16.09.2022
Website: [Link]

„Ich finde eine so extrem kraftvolle Erfahrung darin, am Klavier zu sitzen, meine Augen zu schließen und für einen geliebten Menschen, Ort oder Thema ein engagiertes Stück zu spielen, das wie eine Art Reise-Tagebuch klingt, in dem der Komponist, der Zuhörer und die Person, der Ort oder das Thema, denen die Musik gewidmet ist, sich alle wiederfinden. So haben sie zugleich die Möglichkeit, sich mir anzuschließen, mitzukommen, zu meditieren oder sich zu kurieren.“ (Alessandro Sgobbio zu „Piano Music“)

Er schaut uns ziemlich traurig und zugleich nachdenklich von seinem Platten-Cover an – dieser französische Pianist ALESSANDRO SGOBBIO. Schaut man sich allerdings die Widmung zu dem Stück „Atma Mater“ an, mit welcher er seinem Mentor Misha Alperin gedenkt, dann versteht man wohl die Trauer in Sgobbios Blick.

Aber auch eine Widmung für seine geliebten Eltern finden wir auf der LP. Diesmal über den Album-Opener „Fireflies“. Glühwürmchen scheinen auch durch das sehr zärtlich gespielte Piano-Stück zu flattern und immer wieder einmal kurz aufzuleuchten. Ein wunderschöner Beginn – zumindest für alle romantischen Träumer. Und von denen, die sich noch von Glühwürmchen den Weg weisen lassen, soll es trotz dieser finsteren, kalten Zeiten noch immer so einige geben.

Wenn es einen wirklich aussagekräftigen Begriff für dieses Piano-Album von ALESSANDRO SGOBBIO gibt – dann müssen wir auf 'Intim' und natürlich noch 'Sehr gefühlvoll' zurückgreifen. Darum ist es ideal, wenn man sich beim Hören von „Piano Music“ entweder in einer ähnlichen Stimmung befindet oder nach einem Tag voller Stress und Hektik und/oder Ärger den innigen Wunsch hat, wieder runterzukommen, seinen inneren Frieden zu finden und abzuschalten.
Hierbei ist das bereits erwähnte 'Glühwürmchen' die ideale Eröffnung, doch auch die weiteren acht, eine ähnlich intime Atmosphäre verbreitenden Piano-Werke führen uns gezielt in einen Zustand des Loslassens, so als schwebe man nach Sonnenuntergang gemeinsam mit Sgobbio auf den schwarzen und weißen Tasten des Piano Fazioli F278 in Richtung Himmel, wozu der Franzose selber feststellt: „Die Aufnahmen entstanden auf einem atemberaubenden Piano Fazioli F278“.

Und klar doch, wenn das Instrument schon atemberaubend ist, dann sollte es die Musik, die man damit einspielt, ebenfalls sein.
Allerdings werden Freunde des Stereo-Klangs bei diesen Aufnahmen nicht sehr glücklich werden, denn die Vinyl-Produktion erfolgte ohne großen Schnick-Schnack oder Effekthascherei – ähnlich wie eine ältere Mono-Aufnahme, wobei verstärkt der rechte Kanal bei den ersten beiden Aufnahmen angesteuert wird. Mit „Atma Mater“, einem deutlich dynamischeren Stück, das die beiden ruhigen Anfangstitel regelrecht aufmischt, wird auch das Soundvolumen zwischen beiden Boxen deutlich stärker ausgereizt.

Verstärkt aber verspürt man auf dem Großteil von „Piano Music“ eine sehr traurige Stimmung – die wohl noch immer von der bedrückende Pandemie geprägt ist. Gleich mehrere Stücke auf „Piano Music“ entstanden in dieser Zeit. Andere wiederum führte Sgobbio bereits bei seinen Konzerten auf und verewigte sie nunmehr auf Platte.

Aber nicht nur seinen Eltern widmet der französische Pianist eins seiner Stücke – auch seinem Mentor, dem Komponisten und Pianisten MISHA ALPERIN. Die Idee das erste deutlich druckvoller Stück auf der LP Stück auch noch „Atma Mater“ zu nennen, spricht zugleich von Sgobbios Einfallsreichtum nicht nur im Umgang mit den schwarzen und weißen Tasten sondern auch mit den Worten.

Auch spürt man deutlich den skandinavischen Einfluss, der sich auf seine Kompositionen legt, die oft sehr atmosphärisch-verträumt erscheinen. Da scheinen sich wohl tatsächlich die Erfahrungen auszubreiten, die Sgobbio bei seinem Studium zur Erreichung des Masters an der Musikakademie in der norwegischen Hauptstadt Oslo sammelte.

Das zweiteilige, die LP-B-Seite umrahmende „Third Ward“ basiert dann auf einer seiner größten Inspirationsquellen: GEORGE FLOYD. So ist die zweite Album-Seite insgesamt beschwingter und experimenteller voller Freude an improvisatorischen Ausflügen. Auf diese Weise umschifft ALESSANDRO SGOBBIO geschickt die typischen Gefahren, die oftmals von Piano-Solo-Alben ausgehen: den Hang zur Eintönigkeit.

Wirklich gut gemacht, auch wenn der Sound nicht an allen Stellen (hauptsächlich auf der A-Seite) zu überzeugen weiß.

FAZIT: Liebhaber von guter Piano-Musik, die sich zwischen ruhigen, bedächtigen und druckvollen, improvisatorischen Momenten bewegt, welche noch dazu auf einem atemberaubenden Piano Fazioli F278 (sehr warm und dunkel sowie etwas verhallt klingend) gespielt wird, dürfen nunmehr mit „Piano Music“ von ALESSANDRO SGOBBIO ein Album für sich entdecken, das ihnen genau die Gefühle zur inneren Einkehr wieder zurückbringt, die einem in der alltäglichen Hektik des modernen Zeitgeistes immer wieder abhandenkommen. 30 Minuten Musik, die man mit geschlossenen Augen und gerne auch etwas mehr Lautstärke hören sollte – oder wie es Sgobbio selber bemerkt: „Jedes Stück ist wie ein offenes Reisetagebuch, in dem sich der Komponist, und der Zuhörer bei der Person oder an dem Ort, dem die Musik gewidmet ist, treffen, gemeinsam meditieren, koexistieren und ihre eigenen neue Geschichten schreiben können."

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 1630x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 11 von 15 Punkten [?]
11 Punkte
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Tracklist:
  • Seite A (19:49):
  • Fireflies
  • Zolla
  • Atma Mater
  • Ghaza
  • Racemi
  • Seite B (20:21):
  • Third Ward (Elegy)
  • Acqua Granda
  • Feuilles
  • Third Ward (Coda)

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