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Blood Ceremony - The Eldritch Dark - Massen-Review

02.06.2013

Blood Ceremony "The Eldritch Dark" CoverDerzeit häufen sich die Massen-Reviews. Das hat verschiedene Gründe. So sind neue Alben von Bands wie MEGADETH, SUICIDAL TENDENCIES oder KVELERTAK von so großem Allgemeininteresse, dass wir uns hier förmlich gezwungen sehen, sie von mehreren Leuten besprechen zu lassen. Dann gibt es aber auch die Alben, die in der Redaktion so begehrt sind, dass mehrere Leute gesteigertes Interesse daran haben, sie zu besprechen. Das war bei den BLACK STAR RIDERS so und das ist auch der Fall bei BLOOD CEREMONY, den kanadischen Retro-Okkult-Rockern um die charismatische Frontfrau Alia O'Brien. "The Eldritch Dark" ist der Titel des dritten Albums, das bei Rise Above Records erscheint und über das wir fast nur Positives berichten können.

Review von: Andreas Schiffmann (Profil)

Mit dem Mastering von Studio-Legende Nick Blagona, dessen Arbeiten eine breite Spanne von PROTEST THE HERO bis zu DEEP PURPLE umfassen, halten die Kanadier einen echten Trumpf in der Hand, da sie dadurch so dynamisch und warm klingen, wie es nicht wenige Retro-Combos gerne täten.

Beim Hören von "The Eldritch Dark" werden immer noch viele Kritiker behaupten, BLOOD CEREMONY könnten keine griffigen Songs schreiben, doch Fakt ist, wie Frontfrau Alia selbst bestätigt, dass sich die Band nicht um erwartbare Strukturen schert und die Geschichte ihres Stils nicht als Schatztruhe für plumpe Zitate sieht, sondern für eine Spielwiese hält. Auf dieser tummeln sich heuer zwar weniger längere Gewächse (der von vielfältigen Orgel-Sounds geprägte Opener gehört dazu), aber jedes davon ist bunter als die blassen Kümmerlinge anderer Vintage-Gruppen, und die kompakte Single "Goodbye Gemini" gehört fast schon konsequent zu den schwächsten Momenten des Albums.

Dem düsteren Titelstück fehlt zwar die Hookline, aber im Gedächtnis bleibt es dennoch aufgrund seines Stimmungs- und Tempowechsels im Sinne früher BLACK SABBATH. Die melancholische Liedermacher-Nummer "Ballad Of The Weird Sisters" überrascht im Zusammenhang genauso wie die im Duett mit Bassist Luke gesungene Ballade "Lord Summerisle". "Drawing Down The Moon" ist das erdigste Hardrock-Stück der Scheibe, nahezu klassisch mit schmissigem Cowbell-Beat sowie Solo-Schlagabtausch zwischen Saiten- und Tasteninstrument.

Wenn immer noch jemand einen Abklatsch von JETHRO TULL an der Querflöte festmachen möchte ("Faunus"), sollte dies für Ian Anderson als stilprägenden Musiker sprechen, nicht gegen seine jungen Nacheiferer, die sich den Höhepunkt unter ihren neuen Kompositionen bis zum Schluss aufsparen: "The Magician" weist abgesehen von einem eingängig versonnenen Refrain im getragenen Duktus die gesamte Klangpalette der Gruppe auf, ob virtuoses Geflöte oder Gitarrenhelden-Dünkel zum finalen Klimax. Sympathisch immer noch: Alia - eher umfassende Musikerin als herausragende Sängerin - steht nicht dreist kalkuliert im Vordergrund; stattdessen ist das Team der Chef im Ring beziehungsweise okkulten Kreidekreis von BLOOD CEREMONY.

FAZIT: "The Eldritch Dark" legt Zeugnis ab über eine weiterhin hoffnungslos im Einst hängengebliebene Band, die mittlerweile noch konsequenter in pastorale Landschaften abdriftet, statt redundantem Riff-Rock zu verfallen. Im Vergleich zu den ersten beiden Alben wirken BLOOD CEREMONY etwas zahm, hinsichtlicher ihrer vereinzelt angezweifelten Songwriting-Qualitäten aber auf identischem Niveau. Hits schreiben nach wie vor andere, und die Luft wird auch wegen der BLUES PILLS oder PURSONs dieser Szene allmählich dünn.

10 von 15 Punkten


Review von: Andreas Schulz (Profil)

Von all den Bands, die gerne "wie früher" klingen möchten, klingen BLOOD CEREMONY tatsächlich am meisten so, als wären sie eine Band der 70er. Zumindest auf ihrem neuen, dritten Album "The Eldritch Dark". Mit Produzent Ian Blurton und Nick Blagona am Masteringpult (der hat in den 70er schon mit NAZARETH, CAT STEVENS und RAINBOW, später mit DEEP PURPLE und noch später gar mit Bands wie ALEXISONFIRE und PROTEST THE HERO gearbeitet) ist es gelungen, das Album so alt klingen zu lassen, wie den Stil, den BLOOD CEREMONY spielen. Man sollte also konsequenterweise zur Vinyl-Version greifen, um das Ganze so authentisch wie möglich zu zelebrieren.

Darüber hinaus hat sich an der Musik von BLOOD CEREMONY nicht viel geändert. Psychedelischer, leicht doomiger Rock der 70er, der gekonnt mit Orgeln (im Opener "Witchwood" oder dem Titeltrack), vor allem der Querflöte (in beinahe jedem Song), aber auch mal einer folkigen Geige ("Ballad Of The Weird Sisters") aufgepeppt wird. Dass man immmer wieder Verweise auf Bands mit Vorbildfunktion heraushört, ist da nicht überraschend, die Kanadier nutzen diese Elemente aber, um daraus einen eigenen Sound zu erschaffen, an dem man die Band zudem auch schnell wiedererkennt. Was anhand des Gesangs von Sängerin Alia O'Brien allein schwieriger wäre. Denn der ist zwar prima in die Musik eingebettet, doch hat ihre Stimme keinen unbedingten Wiedererkennungswert. Im Grunde genommen ist das aber auch kein Grund zur Kritik, denn das Paket, das BLOOD CEREMONY schnüren, funktioniert nicht nur, sondern ist mehr als nur gefällig.

Stimmliche Aufmerksamkeit verschafft sich Bassist Luke Gadke, der das traumhaft schöne "Lord Summerisle" gemeinsam mit Alia singt und den Song zu einem der Höhepunkt auf "The Eldritch Dark" macht - auch, weil er nur mit Gitarre und Keyboards intoniert wird und dadurch heraussticht. Ansonsten stellt man fest, dass BLOOD CEREMONY wenig Interesse daran haben, Hits zu schreiben, die dem Hörer förmlich ins Gesicht springen. Das hat zur Folge, dass sich zwar keine Begeisterung einstellt, während man "The Eldritch Dark" hört, aber doch eine gewisse Berfriedigung und das permantene Gefühl, ein schönes Album zu hören. Und das ist es allemal.

FAZIT: Während andere Platten des okkulten Vintage- und Retro-Genres durchaus auch mal das (natürlich nur) imaginäre Bedürfnis wecken, sich im Drogenrausch orgiastisch zu vergnügen, animieren BLOOD CEREMONY weniger dazu, sich die Klamotten vom Leib zu reißen. "The Eldritch Dark" ist ein schönes Album, das einen auch ohne berauschende Hilfsmittel 35 Jahre in die Vergangenheit befördert - und sei es nur insofern, als dass man sich vorstellt, wie es wohl wäre, die Band in einem verrauchten Hippiekeller spielen zu sehen.

10 von 15 Punkten


Review von:  Lutz Koroleski
(Oger) (Profil)

Retro-Occult-Rock mit Dame am Mikro wird so langsam zum Dauerthema. Die Kanadier BLOOD CEREMONY springen aber keinesfalls auf den fahrenden Zug auf, sondern legen mit "The Eldritch Dark" ihr drittes Album vor und vertonen bereits seit 2006 die dunklen Seiten der Welt. Dabei klingt ihre Musik wenig düster, sondern des Öfteren nach folkigem 70er-Prog im Stile von JETHRO TULL ("The Magican"), was sicher auch am großzügigen Einsatz der queren Flöte liegt. Von einem TULL-Clone ist die Band jedoch weit entfernt, da die Gitarre oft genug doomig daherrockt ("The Eldritch Dark") und auch der Einsatz der an frühe DEEP PURPLE erinnernde Orgel für ein eigenständiges Klangbild sorgt. Erfreulicherweise beweist man ein wirklich gutes Händchen für nachvollziehbare Songs und griffige Refrains wie z.B. in "Goodbye Gemini", "Ballad Of The Weird Sister" oder dem abschließenden "The Magican". Die übrigen Beiträge sind etwas verspielter, was der Spannung über die Albumdistanz gut tut. Beim Opener "Witchwood", dem Titelsong oder dem Instrumental "Faunus" haben die Musiker sichtlich Freude an ausufernden Passagen, verlieren aber nie den roten Faden. Einzig die leicht schunkelige und im Duett gesungene Ballade "Lord Summerisle" klingt mir dann doch ein bisschen zu sehr nach "Tanz um den abendlichen See mit Blumenband im Haar"-Weichzeichner-Filmsequenz.

Der Gesang von Frontfrau Alia wirkt vielleicht etwas gesichtslos, ist aber noch weit entfernt von nicht-gekonnt. Positiv erwähnen sollte man den authentisch klingenden analogen Sound, der die Musik hervorragend in Szene setzt und sich dabei trotzdem nicht drucklos oder altbacken anhört.

FAZIT: Das Genre liefert derzeit viel qualitativ Hochwertiges. Nach dem PURSON-Debüt ist "The Elddritch Dark" bereits das zweite Highlight des Jahres. Es sei auch den THE DEVIL'S BLOOD-Jüngern an Herz gelegt.

10 von 15 Punkten


Review von: Dr.O. (Profil)

BLOOD CEREMONY haben einen großen Vorteil: Ich habe sie das erste Mal noch unbekannterweise live gesehen. Und der Hippie-Rock, den die nicht nur aus XY-chromosomaler Sicht beeindruckende Sängerin hinter ihrem Keyboard mit Flöte bewaffnet zelebrierte, war ein mitreißender Trip.

Und daran hat sich auch jetzt auf "The Eldritch Dark" nichts geändert. Und wenn man auch mit gemischten Gefühlen die Retro-Rock-Szene ansieht, kann man ihr auch dank Bands wie BLOOD CEREMONY noch keine Gleichschaltung wie beispielsweise der schwedischen Todes-Blei-Blase nachsagen.

BLOOD CEREMONY sind im Gegensatz zu anderen Retro-Kämpfern nämlich relativ zwanglos im Umgang mit dem Werk ihrer Ur-Großvätern. Ödes Riffgeschrubbe ist ihnen ebenso fremd wie das Zitieren der einen Band, die sich nach ihrem ersten Song des ersten Albums benannt hat. Nein, hier schimmern viele große Namen der Sechziger und Siebziger durch, DEEP PURPLE erahnt man gelegentlich, der Vergleich mit JETHRO TULL liegt natürlich wegen der Flöte nahe, aber auch alte CATHERAL dürfen kleine Puzzle-Teile beisteuern. All dieses verschmelzen die Kanadier gekonnt, sind dabei ausgesprochen eingängig, aber nicht als offensichtliche und penetrante Hit-Maschine, sondern eher unaufdringlich nagen sich die Songs einen Weg in das Musikgedächtnis und tauchen dann doch verblüffend oft wieder auf. Und während Aria O'Brian mit ihrer angenehmen Stimme für die Geschichten über Hexen und anderes okkultes Gedöns zuständig ist, wird ausgerechnet das von Bassist Lucas Gadke gesungene "Lord Summerisle" doch zu einem kleinen Hippie-Hit, der in seiner Art an BLACK SABBATHs "Solitude" erinnert.

Keinesfalls darf man den fantastischen Sound unerwähnt lassen, in dem "The Eldritch Dark" aufgenommen wurde: absolut transparent, voller Dynamik und dabei sehr natürlich. Warum klingen nicht mehr Alben so gut?

FAZIT: BLOOD CEREMONY sind keine der Bands, die hier auf den fahrenden Retro-Rock-Zug aufspringen, eher gehören sie zu den Bands, die die Lokführerin stellen dürfen. Im Gegensatz zu vielen ihrer Passagiere lassen sie auf "The Eldritch Dark" ganz verschiedene Einflüsse zu und sind schon deshalb ganz vorne dabei.

11 von 15 Punkten

Durchschnittspunktzahl: 10,25 von 15 Punkten

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Andreas Schulz (Info)