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Saxon - Sacrifice - Massen-Review

25.02.2013

Saxon "Sacrifice" Cover34 Jahre nach ihrem Debüt legen SAXON mit "Sacrifice" ihr 20. Studioalbum vor. Die Urgesteine der NWoBHM zählen immer noch zu den populärsten Bands der ganzen Szene und begeistern mit ihren Liveauftritten Headbanger im Alter von 12 bis 66 Jahren. Und auch auf Platte machen sich bei den Briten so gut wie keine Abnutzungserscheinungen bemerkbar, eher im Gegenteil. Wie guter Rotwein gereift, sind SAXON noch immer ein Garant für guten, traditionellen Heavy Metal ohne jegliche Anbiederungen an irgendwelche Trends. Da macht "Sacrifice" keine Ausnahme, was man der Band gleichermaßen positiv wie negativ auslegen kann.



Review von: Andreas Schiffmann (Profil)

Horden werden widersprechen, aber für diesen Schreiber waren SAXON erst ab "Dogs Of War" eine richtig gute Band. Ungnade der späten Geburt? Fakt bleibt: Ab Mitte der Neunziger festigte sich ein neues Bandgefüge (nicht zuletzt mit Jungbrunnen Nibbs), Byford wurde als Sänger kraftvoller, und die Alben blieben am Puls der Zeit, ohne krampfhaft modern zu klingen. Unterdessen unterschritt das Songwriting nie ein gewisses Niveau, und wenn die Briten mit den letzten beiden Alben über weite Strecken Hausmannskost mit zu vielen kalt lassenden Stücken abliefern, setzt sich dies auch mit "Sacrifice" fort – eingedenk der Tagesordnung in allen Belangen (Hausproduktion, dröges Cover, Wacken-Hofband). Die Bonus-CD mit Neuaufnahmen (akustisch, orchestral) von Klassischem ist tatsächlich nicht mehr als dies.

Die Mischung wurde nur um Nuancen verändert. SAXON beherrschen vorhersehbar mehrere Disziplinen aus dem Effeff: Achtziger-Street-Metal, der auch aus den Staaten hätte kommen können in Form von "Stand Up And Fight" und Euro-Uptempo ("Warriors Of The Road"). Auch das erst schleppende "Wheels Of Terror" mausert sich nach einer Weile, alldieweil der Refrain hier wie anderswo Byford-typisch einfallslos pfui ist. Eine Viertel- bis Halb-Überraschung ist die AC/DC-Epigone "Standing In A Queue" am Ende, subjektiv betrachtet allerdings ein Filler wie jeder zweite Song auf "Sacrifice".

Der mit einem passend folkloristischen Motiv und leider auch nicht gänzlich ironischem Kumpel-Text verbrämte Stampfer "Made In Belfast" und das nuancierte "Night On The Wolf" sind neben dem fetten Titelstong zum Einstieg die zwingenden Tracks; beim Rest hat man den Eindruck, die Band spiele aus Überzeugung ihren Schuh herunter, obwohl sie zu weitaus fieberhafterer Musik in der Lage ist. Biff zudem könnte wirklich einmal weniger auf plumpe, anbiedernde Titel ("Stand Up And Fight"; auch musikalisch ein öder Stinker, "Walking The Steel"; Turmbau zu New York) und Lyrics setzen, aber geschenkt: In diesem Leben können, wollen oder müssen SAXON niemandem mehr etwas beweisen. Vorzugsweise live machen sie der Jugend immer noch eine Menge vor.

FAZIT: Erstaunlich, wie viel Musik man mit den ewig gleichen Phrasen (instrumental wie inhaltlich) schreiben kann, ohne an Zug nach vorne einzubüßen – SAXON mögen manchem zu bieder klingen, aber niemand läuft ihnen den Rang ab in dem, was sie tun, wobei sie anders als in den Achtzigern glaubwürdiger denn je klingen. "Sacrifice" muss man als Fan haben wie alles andere von dieser Band, die wichtig für den Heavy Metal an sich ist und immer noch im vollen Saft steht, aber rein entwicklungstechnisch Starrsinn verkörpert und – jawohl – in nicht allzu langer Zeit Vergangenheit sein wird. Wir alle werden es erleben.

8 von 15 Punkten


Review von: Andreas Schulz (Profil)

Dass eine Band wie SAXON mit der Erfahrung von 37 Jahren (!) sich mit ihrem 20. Album keinen Rohrkrepierer leistet, erscheint logisch. Zumal man gar nicht erst versucht, krampfhaft auf progressiv zu machen (schönen Gruß an dieser Stelle an Steve Harris), sondern einfach das macht, was man am besten kann: gute, schnörkellose Heavy-Metal-Songs schreiben und aufnehmen. Dass man aber auch keine Platte erwarten darf, die mal Klassikerstatus haben wird, erscheint nicht minder logisch. Denn dafür reicht es wiederum nicht, ein routiniertes Album ohne größere Überraschungen aufzunehmen.

Der unverwüstliche Biff Byford und seine Mannen gehen auf "Sacrifice" also auf Nummer sicher. Das mag man vielleicht mutlos finden, aber andererseits ist man so vor bösen Überraschungen gefeit. 40 Minuten lang gibt es recht abwechslungsreichen, melodischen Heavy Metal britischer Machart, der alles das bietet, was man von so einer Band hören möchte: gute Gitarrenarbeit mit funktionierenden Riffs und guten Soli, eingängige Songs mit Refrains, die schnell ins Ohr gehen, eine ordentliche, druckvolle und zeitgemäße Produktion. Für Retrosounds sind andere Leute zuständig, nicht die alten Herren von SAXON. Und so wippt man zu den zehn Songs plus Intro wohlwollend mit und überlegt, welche Songs denn besonders gut gelungen sind.

Das melodische "Guardians Of The Tomb" ist so ein Kandidat: zügiges Tempo, spannender Harmonienverlauf und ein richtig starker Refrain. Oder der düstere Midtempokracher "Night Of The Wolf" mit seinem recht harten Grundriff, ruhigen Strophen und seinem dramatischen Refrain. Positiv auffällig ist auch das mit Ukulelen versehene "Made In Belfast" mit seinem markanten Refrain. An "Wheels Of Terror" werden ACCEPT-Fans ihre helle Freude haben, der Song ist klar der am teutonischsten tönende auf "Sacrifice" Und der Rest? Grundsolide und wenig Anlass zum Meckern gebend. Der Rennfahrer-Text von "Warriors Of The Road" wirkt etwas flach und dass ein Song wir "Stand Up And Fight" wenig Tiefschürfendes zu bieten hat, liegt auch nahe. Aber geschenkt, gute Songs sind es immer noch. Lediglich der plumpe Hardrocker "Standing In A Queue" am Ende hält das Niveau nicht.

FAZIT: Gute Platte. Schlicht und ergreifend.

10 von 15 Punkten


Review von: Dr.O. (Profil)

Achtung: Fan-Boy-Review.

Die von Kollegen Schiffmann angesprochene Gnade der späten Geburt wurde mir leider nicht zuteil, welche Rolle SAXON aber im Leben des Rezensenten spielen, mag der Leser anhand der Tatsache erahnen, dass die ersten jemals in Vinyl investierten 12,99 DM für SAXONs "Wheels Of Steel" draufgingen. Auch live traten SAXON in den Achtzigern mächtig Arsch und der Adler schwebte schon anno dazumal über meinem Kopf. Das Pech der frühen Geburt lies mich nun den Abstieg von einem wütend tretenden britischen Arbeiterkind zu einer aufgedonnerten amerikanischen High-Society-Hure hautnah miterleben und so verschwand SAXON spätestens nach "Crusaders" in der Belanglosigkeit, aus der sich die Band erst mit "Call To Arms" etwas befreien konnte. Die regelmäßigen durchaus überzeugenden Festivalauftritte waren indes immer zumindest akzeptabel und so blieb ein Funken Hoffnung, dass der Patient sich doch noch erholen würde.

Und er hat es getan. "Lasst euch von unseren ersten Scheiben inspirieren", gab Kommandant Byford seinen Mannen mit auf den Weg und die haben gehorcht. Ignoriert man das Zeit verschwendende Intro, gibt schon der Titeltrack dem Uralt-Fan endlich das, was er von einer Legende erwartet: SAXON, die pure unverfälschte NWoBHM und eine absolute Frischzellenkur, die der Band nicht mehr zuzutrauen war. Und so reiht sich hier in verblüffender Weise beinahe Hit an Hit, der Spirit und die Magie der ersten Alben lebt endlich wieder auf, keine Spur mehr von einem zu Tode gerittenen Gaul. Bis auf das recht öde stampfende "Made In Belfast", das irgendwie gut auf Halfords "Ressurection" gepasst hätte, und die nicht nur textlich belanglose AC/DC-Adaption "Standing In A Queue" haben alle Songs ein Niveau, das ihnen problemlos einen Platz im Live-Set sichern sollte. Öfter wieder schneller, Melodien, die unverkennbar SAXON sind, Refrains, die sofort im Ohr sind und ein gerade 62 Jahre alt gewordener Biff Byford, dessen Stimme zwar weniger hoch als früher ist, daher aber von Energie und Kraft nichts eingebüßt hat. Ist eigentlich mal jemandem aufgefallen, dass man jedes Wort von dem Mann ohne Textblatt verstehen kann? Er bedient sich zwar ungehemmt alter Phrasen, wobei man aber davon ausgehen kann, dass er intelligent genug ist, das absichtlich zu tun. Inhaltlich geht es um Panzer, Schiffe, die Twin Tower und darum, nie aufzugeben. Das kommt bekannt vor? Ist es auch. SAXON haben es aus jetziger Sicht glücklicherweise nie getan und legen mit "Sacrifice" ihr stärkstes Album seit 1984 vor, und da war "Crusaders" immerhin ein Millionen-Seller.

Die Bonus-CD ist hingegen wohl nur für den Fan interessant. "Crusaders" ist selbst mit kitschigen Streichern nicht kaputtzukriegen, "Just Let Me Rock" war auch im Original ein eher mittelmäßiger Song, "Requiem" ist eine Akustik-Ballade, die man durchgehen lassen kann, eigentlich lässt nur die Neueinspielung von "Frozen Rainbow" aufhorchen, mit der SAXON direkt die Brücke zu ihrem ersten Album von 1979 schlagen, das übrigens schon einen ganzen Haufen erstklassiger Songs enthält.

FAZIT: Nach dem Geniestreich VOIVODs jetzt ein sehr sehr gutes Album von SAXON. Vielleicht hätten die Chinesen nicht das Jahr der Schlange ausrufen sollen, sondern das Jahr der Dinosaurier.

12 von 15 Punkten


Review von:  Lutz Koroleski (Oger) (Profil)

SAXON haben nie zu meinen Favoriten gezählt. Neben unbestritten tollen Songs gab es selbst auf den so genannten Klassikern Mitte/Anfang der 80er auch immer reichlich mittelmäßigen Stoff. Das hat sich auch auf den Album jüngeren Datums nicht wirklich geändert, außer dass die Anzahl der Nummern mit echtem Klassiker-Potential zunehmend überschaubarer wurde.

Auf dem aktuellen SAXON-Album fällt zunächst der brachiale Sound auf, für den - wie bei vielen anderen Bands in letzter Zeit - Andy Sneap verantwortlich zeichnet. Wenig verwunderlich, dass man sich klangtechnisch an die letzten beiden ACCEPT-Outputs erinnert fühlt, was bei dem derzeitigen Retro-/Analog-Overkill gar nicht mal negativ gemeint ist. Es drückt also mächtig aus den Boxen bei der britischen Metal-Institution und das steht den dargebotenen Songs wirklich gut zu Gesicht. Insbesondere in der ersten Hälfte von "Sacrifice" stehen mit dem wuchtigen Titelstück, dem mit leichten Folk-Einsprengseln aufgepeppten "Made In Belfast", der Uptempo-Biker-Hymne "Warriors Of The World" und dem melodischen "Guardians Of The Tomb" etliche Treffer auf der Haben-Seite, auch wenn man das in der Vergangenheit alles schon mal in ähnlicher Form von der Band zu hören bekommen hat. In Hälfte 2 kann dann lediglich das treibende "Night Of The Wolf" wirklich überzeugen, während der Rest des Materials stark in Richtung SAXON-Standardkost tendiert. Bei "Stand Up And Fight" kann man den einfallslosen Text auch nicht überhören, wenn man sich bemüht, bei "Wheels Of Terror" und "Walking The Steel" dominieren völlig abgegriffene 08/15-Riffs und die AC/DC-Hommage "Standing In A Queue" braucht eigentlich kein Mensch.

Auf der Bonus-CD der limited Edition befinden sich fünf Neueinspielungen älterer SAXON-Songs, von denen man "Crusader" (Kleister-Keyboards) und "Requiem" (schlimm zahnlos) als eher misslungen bezeichnen muss. Dieser Trend alte Songs neu aufzunehmen wirft nach meinem Dafürhalten ohnehin die Sinnfrage auf…

FAZIT: Fans der Band werden die durchaus enthaltenen gelungenen Songs sicher schnell in ihr Herz schließen. Für andere Menschen, die beispielsweise schon eine SAXON-Best-of im Regal stehen haben, stellt sich aber die berechtigte Frage, warum sie dieses Album erwerben sollten, da es eigentlich nichts wirklich Neues zu bieten hat.

8 von 15 Punkten


Review von: Lothar Hausfeld (Profil)

Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Band wie SAXON nach deutlich über 30-jährigem Bestehen noch einmal einen richtigen Klassiker veröffentlicht, ist relativ überschaubar. Vielmehr bewegt sich die Erwartungshaltung bei einem neuen Album der NWOBHM-Legende zwischen "unspektakulär" über "solide" bis "überraschend stark".

Stilistische Kurskorrekturen umfangreicherer Art dürfen sich SAXON nicht erlauben, und so bedient sich "Sacrifice", Studioalbum Nummer 20, natürlich vor allen Dingen bei der eigenen Historie. Nichts, was man hier hört, ist wirklich neu – was aber im traditionellen Heavy Metal kein Problem, ja, oftmals sogar genau so gewollt ist. Vom Fast-Speed-Metal ("Warriors Of The Road") über schwere Hymnen ("Night Of The Wolf") bis hin zu simplen Riffrockern ("Standing In A Queue") servieren die Briten exakt das, was der Fan von ihnen erwartet. Das ist, je nach Betrachtungsweise, kühl kalkuliert und routinierter Dienst nach Vorschrift, oder aber das sture Verfechten der reinmetallischen Lehre.

Angesichts der Qualität der Songs – und letztlich geht es nur darum – kann man "Sacrifice" weitgehend der Kategorie "überraschend stark" zuschlagen. Der eine oder andere Langweiler hat sich insbesondere zum Ende der Scheibe zwar eingeschlichen, aber unterm Strich machen Songs wie das melodische "Guardians Of The Tomb" oder das rasiermesserscharfe "Made In Belfast" einfach Spaß. Wer großen Wert auf Überraschungen, Stilschlenker oder musikalische Weiterentwicklung legt, der wird SAXON ohnehin seit 20 Jahren nicht mehr auf der Agenda haben.

FAZIT: "Sacrifice" ist – man ist geneigt, "natürlich" zu sagen – kein Klassiker, aber ein Album, das die Stärken der Briten gut dokumentiert. Abgesehen vom arg simplen "Standing In A Queue" und dem ebenfalls wenig mitreißenden "Wheels Of Terror" bietet das Album gut- bis hochklassigen SAXON-Stoff, der zu 100 Prozent in das Soundkorsett der Band passt.

PS: Angeboten wird das Album auch als "Special Edition" mit einer Bonus-CD, auf der fünf Klassiker in neuem Gewand präsentiert werden – alleine für die akustische Vergewaltigung von "Requiem" gehören die Briten allerdings eingesperrt bei 24-stündiger Dauerrotation der schönsten Elfmeterschießen-Niederlagen der englischen Fußball-Nationalmannschaft. Grauenhaft.

11 von 15 Punkten

Durchschnittspunktzahl: 9,8 von 15 Punkten

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Andreas Schulz (Info)