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Interview mit Act Of Creation (14.03.2010)

Act Of Creation
„Intensive Death / Thrash aus Deutschland“ heißt die Devise von ACT OF CREATION, dem neuen Bandprojekt des Gitarristen Carsten Schluch, alias CS. Aus den Ruinen von E 605 hervorgegangen, folgt die Gruppe wieder mal dem Pfad des anspruchsvollen, leicht melodischen Bay Area Thrash, angereichert mit halsbrecherischem Deathmetal. Das funktioniert prächtig und so ist „Secret Memoirs Of A Forced Fate“ auch ein kleiner Geheimtipp für Szenenjunkies. Wir führten ein Gespräch mit Mastermind Carsten Schluch, der uns jede Menge über die neue Besetzung, seine Vorlieben im modernen Metal und einer etwas unüblichen Erscheinung im Traum berichtete...


Hallo Carsten! Ein ziemlicher Brocken, den du da mit ACT OF CREATION gemeißelt hast. Mir gefällt die Scheibe, und so manchem Metalfreak mit Geschmack wird sie sicher auch gut reingehen. Wie ist dein persönlicher Eindruck von „Secret Memoirs of a Forced Fate?“

Also, ich bin schon sehr stolz auf das Album. Man darf aber nicht vergessen, dass „Secret...“ unser erstes eigenproduziertes Debut ist. Dafür ist es aber schon supergut geworden. Natürlich werden wir uns mit der nächsten Scheibe noch zu steigern wissen, wäre ja auch schlimm wenn nicht.

Wie liefen die Aufnahmen mit Eroc und der neuen Besetzung?

Eroc ist super! Total stressfrei, locker im Umgang und er geht auf die Wünsche der Musiker zu 100 % ein. Zudem ist er mit jeder Menge Fachwissen gesegnet, er hat ja schließlich das „Woodhouse Studio“ mitbegründet und ist seit ewiger Zeit Musiker. Nicht umsonst gibt er ja andauernd Seminare und Workshops in allen bekannten Fachzeitungen. Ein Top Mann, mit dem wir auf jeden Fall weiterarbeiten werden. Nicht zu vergessen ist aber auch T-Low vom „Desert Inn“. Er gibt uns immer wieder uneigennützig Hilfestellungen, und wir recorden z. B. die weiblichen Stimmen und die Drums für unser neues Album in seinem Studio. Wenn wir nicht auf Eroc als Masteringspezialist gestoßen wären, würden wir das alles T-Low machen lassen. So produzieren wir die Songs aber in unserem „Cursed“ Studio vor und gehen dann zur Klangveredelung zu Eroc.

Carsten SchluchDie neue Besetzung ist genial! Kai z. B. ist ein sehr aufmerksamer, kritischer Mensch. Er sabbelt nicht einfach andauernd rum, sondern bringt kreative Vorschläge zur Verbesserung unserer musikalischen Qualität. Mit Dread (Chris Abels) verhält es sich ähnlich: Schonungslos ehrlich, dabei aber immer konstruktiv und nicht beleidigend. Er ist hauptsächlich für das Drumgerüst zuständig und sorgt für den richtigen Groove. JF ist besonders cool: Nach dem missglückten Versuch, unseren alten Sänger Uwe wieder für AOC zu reaktivieren, erschien er mir eines Nachts im Traum und sagte: „Hier bin Ich, Du Sack!“.
Seitdem ist er zu allen Studiozeiten & Recordings anwesend. Danach verschwindet er wieder in den tiefen Windungen meines Gehirns. Zudem laden wir uns die besten regionalen Musiker für Gastbeiträge ein. Mit denen läuft das natürlich auch sehr unkompliziert, da das alles keine Anfänger sind.

Du warst zuvor in der Melodic-Death-Band E 605 tätig, die im Underground wohl ziemlich abgefeiert wurde. Die Musik hat sich zwischen den beiden Bands nicht gerade groß verändert. Warum habt ihr, Du und Kai, dann unter der AOC-Flagge neu gestartet und nicht einfach den Namen E 605 übernommen? Ein „Re-Boot“?


Tja, nach den überwältigenden Plattenkritiken von „Behind...“ war der Erwartungsdruck innerhalb der Band sehr hoch. Jeder von uns dachte, jetzt kommt ein Megadeal und es geht endlich richtig los. Dass dies nicht der Fall war, lag zum Teil auch an dem für Metalverhältnisse untypischen Bandnamen. Zum Beispiel war die Voraussetzung für einen Deal die Umbenennung der Band. Das ist aber an mir gescheitert, da mir der Name damals sehr viel bedeutete und ich deswegen dankend ablehnte. Auch beschäftigten sich die Kritiker und Reviewer teilweise mehr mit unserem ungewöhnlichem Namen als mit der Mucke. Um solche Komplikationen zu umgehen, haben wir für unser neues Projekt einen Namen gewählt, der zu 100 % zu unserem Stil passt und einen tieferen Sinn beinhaltet.

Was hast du in all den Jahren nach dem letzten E 605 Album „Behind The Face“ getrieben? Warst du musikalisch aktiv, oder hast du deine Prioritäten in andere Bereiche gelegt?

Als wir uns 2004 auflösten, fing Ich mit dem Bau meines Hauses an. Ab da war für Musik erstmal keine Zeit mehr. 2006 kam unser Sohnemann auf die Welt und beanspruchte die höchste Aufmerksamkeitsstufe für sich. 2007 bin ich bei „Decision To Hate“ eingestiegen. Gleichzeitig habe ich mich intensiv darum bemüht, ein eigenes Projekt auf die Beine zu stellen. 2008 bin ich dann bei DTH wieder ausgetreten, da die Priorität für mich auf „Act Of Creation“ lag, und halbherzig wollte ich nichts machen. Hätten die Jungs auch nicht verdient gehabt, da sie echt in Ordnung sind.

Besetzung„Secret Memoirs of a Forced Fate“ ist ein Konzeptalbum mit Protagonist und Handlung. Ziemlich ungewöhnlich für eine Metal-Band...

Ja, mit „AOC“ werde ich mir alle musikalischen Wünsche erfüllen, die in meinem Kopf seit geraumer Zeit rumspuken. Da wir keine kommerziellen Interessen, sondern nur die Finanzierung der nächsten Produktion verfolgen, brauchen wir auch keine Rücksicht auf die Meinung Anderer zu nehmen. Ein Wunsch von mir war immer schon, ein Konzeptalbum im Stile von King Diamond zu schreiben. Ein anderer großer Wunsch ist halt ein komplettes Album in deutscher Sprache. Da muss man sich sehr viel mehr Mühe beim Texten und Einsingen geben, wenn man nicht in total verschreckte, fragende Gesichter blicken will. Gerade in unserer Stilrichtung.

Man muss natürlich sagen, dass die Story hinter dem Album nicht gerade neu ist. In so manchen B-Movies wurde das Thema „Mensch wird zur Kampfmaschine umprogrammiert und lehnt sich am Ende gegen seine ‚Schöpfer’ auf“ aufgegriffen. Ähnliches Konzept findet sich auch auf QUEENSRYCHEs „Operation: Mindcrime“. Inwiefern hat dich das Thema so interessiert?


„Operation...“ ist natürlich ein Referenzalbum und du hast vollkommen recht: Neu ist das Thema nicht ! Wir haben uns aber an einer wahren  Begebenheit orientiert (MK-Ultra Projekt, Wikipedia) und unsere Inspiration für die Story daraus bezogen. Das ist echt krass, was die damals mit den Leuten gemacht haben.

Habt ihr zuerst die Songs geschrieben und dann nach passenden Lyrics gesucht, oder habt ihr die Musik auf die fertige Story abgestimmt?


Erst wurden die Handlungsabläufe festgelegt, danach wurde die Musik auf den entsprechenden Handlungsstrang geschrieben. Als alles soweit fertig war, wurden dann die Texte eingepasst.

Auf eurer Myspace-Seite habe ich neulich gelesen, dass der Nachfolger zu „Secret Memoirs“ schon sehr bald in den Startlöchern stehen wird. Ist es den Jahren der „Abstinenz“ zu verschulden, dass du mit deiner neuen Truppe wieder richtig produktiv wirst?

Sehr bald ist relativ :) Frühestens ist mit dem Nachfolger Anfang nächsten Jahres zu rechnen, da wir einen erhöhten Produktionsaufwand für unsere zweite CD betreiben werden. Mit der Abstinenz hat das nichts zu tun. Wir waren mit E 605 genauso produktiv wie jetzt mit „AOC“. Ich habe 1.000 Ideen für neue Songs im Kopf, wobei derjenige als nächstes fertig gestellt wird, der sich im Moment am meisten aufdrängt und mich nicht zur Ruhe kommen lässt.

Das neue Album wird allem Anschein nach in deutscher Sprache verfasst. Gibt es einen Grund, von Englisch auf Deutsch umzusteigen?


Wie bereits oben erwähnt, ist dies ein lang gehegter Wunsch von mir. Deutsch ist wesentlich härter im Klang und beeinflusst unser Songwriting dahingehend, dass wir kompaktere, griffigere und weniger verspielte Songs schreiben. Außerdem muss man sich beim Texten wesentlich mehr Gedanken über die Themen- und Wortauswahl machen.

Act of Creation AlbumEure Musik ist teilweise vom endachtziger Thrash und Death beeinflusst. Siehst du eigentlich noch Potential im modernen Metal, oder hast du wie viele Andere auch die Hoffnung in neue Bands verloren?

Nein! Ich habe auf keinen Fall die Hoffnung verloren. Es gibt doch einen Haufen an supertalentierten, innovativen Bands. Man muss halt nur die Augen offen halten.

Welche aktuellen Bands würdest du dann speziell herausheben?

Also, Kataklysm sind schon sehr, sehr gut. Sie verbinden gnadenlose Power und Härte mit einprägsamen, modernen Songstrukturen. Auch Psycroptic z. B.: Technisch auf allerhöchstem Niveau, aber trotzdem immer nachvollziehbar. Unseren Song „Schwarzer Tag“ haben wir „Dying Fetus“ gewidmet. Die sind der Oberhammer. Eluveitie find ich auch sehr geil.

Welche klassischen Metal-Bands haben dich persönlich inspiriert?

Blind Guardian, Accu§er, Massacra, Slayer, Running Wild, Exodus, Bolt Thrower, Testament und In Flames.

Wir kommen langsam zum Ende..., aber davor: Beschreibe deine Musik mit nur einem Wort!

Ein Wort wird schwierig. Also, wir spielen „Intensive Death Thrash“ weil es eine Mixtur aus Death- & Thrash-Metal ist und „Intensive“, weil wir jedes Mal nach dem Einspielen der Songs total fertig sind und alle unsere Gefühle in die Mucke gelegt haben.

Danke, dass du dir Zeit genommen hast! Viel Glück noch auf deinen weiteren Wegen und... die letzten Worte gehören dir!


Vielen Dank auch an dich für die intelligenten Fragen. Support the underground!
Benjamin Feiner (Info)
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