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Bitterfrost: Bitterfrost (Review)

Artist:

Bitterfrost

Bitterfrost: Bitterfrost
Album:

Bitterfrost

Medium: CD
Stil:

Melodischer, bombastischer Black Metal

Label: Eigenvertrieb
Spieldauer: 73:38
Erschienen: 16.04.2010
Website: [Link]

Größenwahn bekundet Einzelkämpfer Christopher Erikson gleich mit dem instrumentalen Gegniedel zu Beginn. Bei BITTERFROST hat er ein ambitioniertes Konzept gestemmt - nicht nur hinsichtlich der epischen Ausmaße des Materials, sondern auch angesichts der Umsetzung durch Gastsänger, unter denen Sean Peck von CAGE der bekannteste sein dürfte. Diadem, Oplexicon, Con, Gannondorf und Evighet Av Aske stellten die anderen Barden zur Verfügung.

Was den Sound angeht, kommen zunächst WINTERSUN in den Sinn: rasend, klirrend, aber druckvoll inszeniert und dabei virtuos gespielt - zumindest, was die Solos betrifft. Von diesen abgesehen betreibt Erikson nämlich Riff-Geschraddel, dem es an wirklichen Melodien fehlt ("Till Norr" lässt zumindest schunkeln); selbst die Keyboards bringen nichts dergleichen mit ein. Zudem würde kein Mensch - nicht einmal George Kolias von unter anderem NILE - so unmenschlich Snare spielen, wie es der Computer beispielsweise in "Novus Ordo Seclorum" (mit ödem Bush-Zitat in den wenig geistreichen Heidenlyrics übrigens) tut. Hier zeigt sich das Unvermögen des Alleinunterhalters am deutlichesten; Songwriting-Defizite möchte er hingegen gerne mit weitschweifigen Kompositionen ausbürsten, denen es jedoch wie erwähnt an schlagkräftigen Motiven fehlt, um über die Distanz hinweg zu fesseln. Im Verlauf der Scheibe verliert sich auch der Kontrast zwischen den Sängern irgendwo in Schnee und Eis.

Es ist durchaus möglich, dass die BITTERFROST-Songs in ihrer Entstehung chronologisch angeordnet wurden, wenn man die Qualitätssteigerung gen Ende bemerkt: "Signs That Point To Nowhere" ist als Frickelfest mit neoklassischem Allerlei recht charmant, und "Nemesis" ein richtig dynamisches Instrumental mit inspiriertem Gitarrenspiel (wenn der Mann den Bass aber nicht wie die Drums auch programmiert hat, müsste der Rezensent sich gründlich die Ohren waschen, so deutlich, wie dies hier auffällt). Die zwölf Minuten "Vulnere Vitus" schöpfen das Klangspektrum von Kirchenorgeln bis zu Naturgeräuschen und lichten Passagen mit klagendem Keifen weiter aus - gleichwohl nach wie vor ohne hartnäckige Hooks, während das vierteilige und damit halbstündige "Oplexicon" am Ende das erwartbare Highlight darstellt. Der erste Part ist mit klarem Gesang und Akustikgitarre durchsetzt, "Speed of Hate" danach pure, gleichförmige Raserei, welcher der getragene Abschnitt "Waterboard The Peasants" folgt. Dessen dudelndes Ende bereitet "Arrogance" vor, das neben dem Gehoppel Spannungsbögen durch ins tosende Klangbild eingeflochtene Akustikgitarren und manischen Gesang - den abwechslungsreichsten der ganzen Scheibe - erzeugen kann. Was nach kurzem Leerlauf das Jungle-mäßige Techno-Outro soll, weiß aber wohl nur der Erzeuger. Der Empfänger dagegen ist geplättet, aber eher von Müdigkeit, als dass er beeindruckt wäre.

FAZIT: BITTERFROST sind ein typisches Produkt des Web- und Homerecording-Zeitalters: ansprechender Sound mit billigen Mitteln, der den nicht übermäßigen Gehalt des Liedmaterials verhüllen soll; ein Musiker, der extremen Metal spielen kann, aber ganz offenkundig nicht muss (Stichwort hörbare Passion); professionelle Inszenierung und Arbeit mit Gehilfen über weite Entfernungen hinweg. Dies alles macht Eriksons Debüt etwas gesichtslos. Ehrgeizig und humorvoll ist der Mann aber, weshalb die Wikinger-Zielgruppe ruhig reinhören darf, gerade wenn sie der Meinung ist, dass alles von FINNTROLL bis AMON AMARTH grauenhaft überbewertet ist. "Bitterfrost" tönt keinen deut schlechter.

Andreas Schiffmann (Info) (Review 3818x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 8 von 15 Punkten [?]
8 Punkte
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Tracklist:
  • Delusions Of Grandeur
  • Astral
  • Pagan Wheel
  • Novus Ordo Seclorum
  • Till Norr
  • Apotheosis
  • Signs That Point To Nowhere
  • Nemesis
  • Vulnere Virtus
  • Oplexicon I – Sons Of Kogaion
  • Oplexicon II – Speed Of Hate
  • Oplexicon III – Waterboard The Peasants
  • Oplexicon IV – Arrogance

Besetzung:

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