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Trent Reznor & Atticus Ross: Gone Girl O.S.T. (Review)

Artist:

Trent Reznor & Atticus Ross

Trent Reznor & Atticus Ross: Gone Girl O.S.T.
Album:

Gone Girl O.S.T.

Medium: CD
Stil:

Filmsoundtrack/Electronic/Ambient

Label: Sony
Spieldauer: 76:55
Erschienen: 28.11.2014
Website: [Link]

Woher nimmt Trent Reznor eigentlich diese Energie? Das aktuelle NINE INCH NAILS-Album kam aus dem Nichts, denn eigentlich hatte Herr Reznor 2009 noch genug vom typischen Album-Tour-Zyklus und legte sein Projekt auf Eis. Umso erstaunlicher ist es, was für eine Frische seine seitdem erschienenen Arbeiten an den Tag legen.

"Hesitation Marks" ist zwar kein Meisterwerk geworden, der ein oder andere Song beweist aber, dass der Workaholic noch etwas im Köcher hat. Viel beeindruckender wirkten die dazugehörigen Liveshows, die, was die aufwändigen visuellen Effekte und die Setlist angeht, für jeden Tourabschnitt komplett überarbeitet wurden. Wer auch nur eine dieser Shows gesehen hat, wird nur schwerlich aus dem Schwärmen herauskommen.

Doch trotz der stressigen Jahre seit dem Album-Release, arbeitet Trent Reznor momentan wieder an neuem NIN-Material, sowie einem geheimen Apple-Projekt und hat nebenbei mal so eben den neuen David Fincher-Film "Gone Girl" vertont. Viel Zeit hatte er also nicht zur Verfügung, um dem Perfektionisten Fincher einen angemessenen Sound zu präsentieren. Jedoch scheinen Fincher, Reznor und sein kongenialer Partner Atticus Ross einen solch organischen Verbund zu bilden, dass die Kunst nur so aus ihnen herausfließt.

Die erste Zusammenarbeit widmete sich dem Meisterwerk "Social Network", für den leider nur die Musiker verdientermaßen mit dem Oscar ausgezeichnet wurden. Für die abermalige Verfilmung des Stieg Larsson-Romans "Verblendung" wählten Reznor und Ross einen anderen, nicht minder interessanten Ansatz, der in einem fast dreistündigen Opus mündete, auf dem die Stücke ähnlich dem NINE INCH NAILS-“Ghosts“-Ansatz eher wie experimentelle Fetzen wirken, im Film aber stimmig zusammenpassen.

Erstaunlich ist daran zum einen, dass die beiden Kontrollfreaks Reznor und Fincher jeweils auf einen Teil ihrer eigenen, hart umkämpften Verantwortung verzichten: Der Musiker schreibt etwas für ein Projekt, bei dem er nicht in jeden Teil des Prozesses eingebunden ist, der Regisseur vertraut bei einem Teil seiner Arbeit auf jemand anderen, der damit einen gewichtigen Teil der Atmosphäre bestimmen wird. Nach zwei hervorragenden Versuchen ist es aber nur logisch, dass die Drei auch für "Gone Girl" wieder zusammen gefunden haben. Wieder wird ein Roman verfilmt, dieses Mal der gleichnamige Psycho-Thriller von Gillian Flynn und wieder klingt die Musik anders.

Der Soundtrack ist etwas traditioneller ausgefallen, vor allem im Bezug auf die Struktur. Auch ohne den Film zu kennen, sind die vielen Wendungen und Stimmungswechsel des Plots nachzuvollziehen. Die Musik ist wieder größtenteils elektronisch ausgefallen, was die Kälte und das Misstrauen, aber auch die dunklen Abgründe der Story zum Ausdruck bringt. Doch trotzdem wähnt der Zuschauer sich zunächst in Sicherheit und verfolgt das von romantischen, aber fragilen Klängen untermalte Liebesglück des Paares mit Wohlwollen, ehe die Musik immer dunkler und eindringlicher vom Lauf der Dinge kündet.

Zum Glück verzichtet das Duo auf ausgelutschte Elemente wie Streicher und das bekannte HANS ZIMMER-"WROOOM" und schafft damit die heutzutage selten anzutreffende Kreuzung aus Eigenständigkeit mit Wiedererkennungswert. Ab und an sind Piano-Klänge zu vernehmen, jedoch erinnert auch weiterhin wenig an NINE INCH NAILS und Trent Reznor. Was den Soundtrack aber vielleicht zum besten des bisherigen Schaffens des Duos macht und ihn eindeutig für eine neuerliche Oscar-Nominierung qualifiziert, ist neben dem roten Faden und der dichten Atmosphäre der Stimmungsumschlag innerhalb einiger Stücke: kaum keimt ein wenig Wärme und Hoffnung auf, schon schleicht sich die nächste Katastrophe in die Szenerie und schlägt trotzdem mit voller Wucht ein.

Aber auch ohne den Film zu kennen, kann man den "Gone Girl"-O.S.T. genießen. Egal ob mit oder ohne Kenntnis des Romans lädt die Musik ins Kopfkino ein, sollte aber keinesfalls zur schlichten Berieselung genutzt werden. Zwar bleiben die Stücke die meiste Zeit ruhig und szeneunterstützend, jedoch schaffen es Reznor und Ross genügend Widerhaken und Highlights zu setzen, um die es viel zu schade wäre, sie im Hintergrund laufen zu lassen. Wer die Sache also zum Vorsichhindösen nutzen will, läuft Gefahr beim nächsten eindringlichen Dröhnen festzustellen, dass er gerade aus einem schlimmen Albtraum erwacht ist und aus irgendeinem Grund erst einmal nichts mehr von Frauen wissen zu wollen.

FAZIT: Mit dem nunmehr dritten Soundtrack für einen David Fincher-Film empfehlen sich TRENT REZNOR & ATTICUS ROSS mit Nachdruck für ihren zweiten Oscar-Gewinn. Die Musik unterstreicht die Stimmung der "Gone Girl"-Bilder perfekt und weiß gekonnt wie originell mit dem wendungsreichen und spannenden Plot umzugehen. Aber auch ohne den Film oder den Roman zu kennen, macht der Soundtrack mächtig Spaß, auch wenn er von nicht allzu viel Hoffnung kündet. Großes Kino: visuell wie akustisch.

Norman R. (Info) (Review 3425x gelesen, veröffentlicht am )

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Tracklist:
  • What Have We Done To Each Other?
  • Sugar Storm
  • Empty Places
  • With Suspicion
  • Just Like You
  • Appearances
  • Clue One
  • Clue Two
  • Background Noise
  • Procedural
  • Something Disposable
  • Like Home
  • Empty Places (Reprise)
  • The Way He Looks At Me
  • Technically, Missing
  • Secrets
  • Perpetual
  • Strange Activities
  • Still Gone
  • A Reflection
  • Consummation
  • Sugar Storm (Reprise)
  • What Will We Do?
  • At Risk

Besetzung:

  • Sonstige - Programming - Trent Reznor; Atticus Ross, Piano: Trent Reznor

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