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Gentle Knife: Gentle Knife (Review)

Artist:

Gentle Knife

Gentle Knife: Gentle Knife
Album:

Gentle Knife

Medium: CD
Stil:

Progressive Rock

Label: Bajkal Records / Just For Kicks
Spieldauer: 58:43
Erschienen: 19.06.2015
Website: [Link]

Mal wieder ist es der nordische Sinn für musikalischen Humor, der den Musikneugierigen bei einem Bandnamen wie GENTLE KNIFE in die Irre führt und zugleich etwas schmunzeln lässt. Gleichermaßen wie die Musik dieser zehnköpfigen Prog-Kapelle sagt der Name ein wenig von dem aus, was uns erwartet, aber er schürt auch Erwartungen, die dann in genau dieser Art nicht erfüllt werden.

Als erstes werden wir wohl Bezüge zu GENTLE GIANT und dann zu GENESIS‘ „The Knife“ oder EMERSON LAKE & PALMERs „Knife Edge“ und als letztes daraus resultierend natürlich zum Retro-Prog herstellen. Letztgenannter Bezug passt perfekt - alle anderen laufen in die Leere, denn das, was uns auf „Gentle Knife“ erwartet, ist ein progressives Gemisch aus experimentellen Erinnerungen von KING CRIMSON über PINK FLOYD und sogar elektronischem Krautrock früher TANGERINE DREAM bis hin zu VAN DER GRAAF GENERATOR, aber nicht etwa die Genese eines zarten Giganten der ELPalmen erklimmt. Allerdings kennen wir genau aus diesem Land Norwegen bereits eine Prog-Band, die für ihr 2013er Album „City Of The Sun“ mit jeder Menge Kritiker-Lob überschüttet wurde, in deren Sinne auch GENTLE KNIFE ihr progressives Rüstzeug, allerdings bei Weitem nicht so Jazz- und ANEKDOTEN-orientiert, zur Schau tragen: SEVEN IMPALE. Aber auch WOBBLER, eine weitere bewundernswerte Retro-Prog-Institution Norwegens, oder die schwedischen ISILDURS BANE werden „zärtlich an-geschnitten“!

Mit der beachtlichen Zahl von insgesamt 10 Musikern gehen GENTLE KNIFE an ihr konzeptionelles Debüt-Werk, was zur reizvollen Folge hat, dass jede Menge zusätzliche Instrumente in ihre Musik einfließen, wie Flöten, Trompeten, Saxofone u.v.m. Auch Sänger und Sängerin gehören zum festen „Bestandteil“ von GENTLE KNIFE und gerade hier kommt mitunter einige Enttäuschung auf. MELINA OZ klingt wie eine leicht quäkige KATE BUSH, die stimmliche Schwächen durch übertriebene Lautstärke wettzumachen versucht und dabei häufig dominanter klingt als der etwas bessere, mit einer sanfteren Stimme versehene HAKON KAVLI. Wirklich überzeugen aber können beide nicht, wogegen die gesamte Instrumental-Fraktion ihre Sache hervorragend macht. Doch gerade wenn man sich für ein Text-Konzept, dessen Hintergrund sogar sehr ansprechend ist, entscheidet, kommt es eben auch in sehr hohem Maße auf den Gesang an. Doch genau hieran krankt noch „Gentle Knife“.

Das Konzept, welches Goethes „Erlkönig“ sehr ähnlich ist - nur dass in diesem Falle nicht ein Vater mit seinem ängstlichen Sohn, der durch das Blätterrauschen Stimmen hört, nachts durch einen Wald reitet - dreht sich um einen Geisteskranken, wenn man ihn überhaupt so nennen kann, der sich in den Tiefen eines Waldes immer mehr verirrt, aber nicht wie Hänsel und Gretel auf ein Hexenhäuschen trifft, sondern sirenenähnliche Stimmen hört, die aus dem Wald zu ihm sprechen, um ihn endgültig in ihren Bann zu ziehen. Bei Goethe endet die Ballade mit: „[Vater] erreichet den Hof mit Mühe und Not / in seinen Armen das Kind war tot.“
Wie es bei GENTLE KNIFE endet, wird hier natürlich nicht verraten. Nur so viel: „Breath so sweet, that knows no life / The sirens gaze, the gentle knife / The water dark, our dance complete / They bear you down to endless night.“
Das klingt doch spannend ... und ist es auch. Außerdem werden wir in diesen Zeilen gleich darüber aufgeklärt, warum Band und Album den Namen GENTLE KNIFE tragen.

„Gentle Knife“ ist ein Album geworden, welches anfangs ein wenig enttäuscht, vielleicht weil man sich auch nicht so richtig mit dem Gesang anfreunden kann. Doch die Instrumental-Passagen sind zum Glück viel ausgeprägter und überwiegen, besonders zum Ende hin. So steigert sich „Gentle Knife“ von Song zu Song und hat ein paar gigantische, aber auch ein paar wirklich enttäuschende Momente. Besonders der Schluss, in dem sich die Musiker in regelrecht wilder KING CRIMSON-Manier austoben, begeistert und bildet ein recht versöhnliches, progressiv ansprechendes Finale.

FAZIT: Eigentlich macht die zehnköpfige Band GENTLE KNIFE auf ihrem Debüt-Album, auf dem sie retroprogressiv besonders den 70ern huldigen, alles richtig, wenn da nicht die nur mittelmäßigen weiblichen und männlichen Sangesleistungen noch deutliche Reserven aufweisen würden. Gerade im Prog entscheiden mitunter die Stimmen und deren Charisma über Hopp oder Topp! In diesem Sinne hoppelt‘s leider noch zu sehr bei den Norwegern.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 6211x gelesen, veröffentlicht am )

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Tracklist:
  • Eventide
  • Our Quiet Footsteps
  • Remnants Of Pride
  • Tear Away The Cords That Bind
  • Beneath The Waning Moon
  • The Gentle Knife
  • Epilogue: Locus Amoenus
  • Coda: Impetus

Besetzung:

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