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Graveyard: Innocence & Decadence (Review)

Artist:

Graveyard

Graveyard: Innocence & Decadence
Album:

Innocence & Decadence

Medium: CD/LP
Stil:

Classic Rock

Label: Nuclear Blast
Spieldauer: 42:44
Erschienen: 25.09.2015
Website: [Link]

Puh, schwere Kiste! Toll erstmal, das Marble-Mania-Artwork mit all seinen winzig kleinen M.C.Escher-Unmöglichkeiten, wie es Verwirrung stiftet und mit den unverkennbaren Stereo-Pastellfarben Grün-Orange dennoch 100% Vintage ausdünstet. Was hier aber ein wenig nach Spaß-Wasserrutsche ausschaut, besteht nur aus Luft und trockenen Röhren: Der Friedhof bleibt nach drei Jahren Pause unbewässert. „Lights Out“ konnte ein Jahr nach dem „Hisingen Blues“-Durchbruch noch den Flow mitnehmen und flutschte wie von alleine, doch „Innocence & Decadence“ wirkt wie von Scotty mitten in die menschenleere Wüste gebeamt und bringt nicht so recht die Kraft auf, ohne fremde Hilfe aus sich selbst heraus eine fruchtbare Oase zu pflanzen.

Dabei ist das Material gar nicht so schrecklich anders als das auf dem Vorgänger: Die Double Bass auf „From A Hole In The Wall“ ist zwar völlig verrücktes Neuland und der Soul von „Too Much Is Not Enough“ klingt kräftig und kompromisslos, ansonsten bieten GRAVEYARD aber immer noch die gewohnte Portion Zeitmaschine mit Gültigkeitszertifikat für die Gegenwart. Der Scherenschnitt, der die Zeitlosigkeit von Classic Rock, Blues und Soul von der modischen Anmut der Neo-Vintage-Szene trennt, ist für die Schweden weiterhin kein großes Problem; für parodistische Anliegen wende man sich zudem eher der ebenfalls gerade erschienenen Platte der EAGLES OF DEATH METAL zu.

Die Unverbindlichkeit des vierten Albums ist gleichermaßen seine auffallende Stärke und Schwäche. Sie vereinnahmt nicht unbedingt, entwickelt keine echte Sogkraft, ist andererseits aber gutes Casual-Futter für die besondere Stimmung. Dass Truls Mörck zurück ist und Rikard Edlund dafür weg, hört man an Details, für die Grundstimmung macht es aber wenig Unterschied. „Lights Out“ und „Innocence & Decadence“ hätten eben nicht nur platztechnisch bequem auf eine Platte gepasst. Aufgefallen wäre es lediglich an mancher Wiederholung; so übernimmt „Far Too Close“ als sinnliche Ballade jene Aufgabe, die „Slow Motion Countdown“ vor drei Jahren so packend umzusetzen verstand, doch diesmal bleibt der große Refrain irgendwie in der Bridge stecken. Ob ich noch für einen Song bleiben möchte, fragt mich der Sänger am Ende. Mit jedem Durchlauf entgegnete ich dieser Frage immerhin mit ein wenig mehr Wohlgesonnenheit, während ich anfangs zur Verneinung neige…

FAZIT: Objektiv gesehen ist „Innocence & Decadence“ keinen Deut schlechter als das, was GRAVEYARD bis dato stets geboten haben: Es bietet gelebten (auch weil im Studio organisch gemeinsam eingespielten) Classic Rock, es entspricht dem gelungenen Covermotiv und seiner chaotischen Grundaussage mit manch abgefahrenem Schlenker, es ist das Produkt von absoluter Selbstverständlichkeit. Subjektiv gesehen möchte sich der Soul diesmal aber nicht komplett auf mich übertragen, obwohl er sogar stärker auf die Probe gestellt wird. Wem es gelungen ist, die Spannung über die letzten drei Jahre zu halten, der hat vermutlich mehr Glück, aber rückblickend hat „Hisingen Blues“ die Zeit eigentlich am besten überstanden und wird es wohl auch weiterhin.

Sascha Ganser (Info) (Review 5514x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 9 von 15 Punkten [?]
9 Punkte
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Tracklist:
  • Magnetic Shunk
  • The Apple And The Tree
  • Exit 97
  • Never Theirs To Sell
  • Can't Walk Out
  • Too Much Is Not Enough
  • From A Hole In The Wall
  • Cause & Defect
  • Hard Headed
  • Far Too Close
  • Stay For A Song

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
Kommentare
Thomas
gepostet am: 11.10.2015

Es liest sich sehr interessant, wenn ein Mensch (=Subjekt) einen Satz beginnt mit "Objektiv gesehen.."
Sascha G. [Musikreviews.de]
gepostet am: 11.10.2015

Bin kein Mensch, bin ein Review-Roboter...

Nein, stimmt schon. Habe eben noch darüber nachgedacht, ob ich es nicht in "nüchtern betrachtet" umschreiben soll, zumal ich selbst immer auf Kommentatoren herumhacke, die vom Autoren verlangen, er möge doch bitte objektiv sein. Es ging mir hier wirklich eher um die Dichotomie nüchtern vs. emotional.
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
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