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Seven Steps To The Green Door: Fetish (Review)

Artist:

Seven Steps To The Green Door

Seven Steps To The Green Door: Fetish
Album:

Fetish

Medium: CD
Stil:

Progressive Rock mit Longtrack-Langzeit-Wirkung!

Label: Progressive Promotion Records
Spieldauer: 78:15
Erschienen: 11.09.2015
Website: [Link]

Schon jetzt kann ich mir gut das Geschrei einiger „Insider“ vorstellen, wenn sie diese Kritik von mir zum neusten Album der SEVEN STEPS TO THE GREEN DOOR lesen, weil ich ja „schwer vorbelastet“ und damit keinesfalls „objektiv“ sein kann, da ich schließlich die Geschichte zu THE?BOOK, dem rundum polarisierendem und genauso rundum beeindruckendem Vorgänger-Album der Band beigesteuert habe.

Ja! Natürlich bin ich subjektiv, weil jeder Kritiker subjektiv in seinen Hörgewohnheiten ist, sonst würden wir hier nur über physikalische und mathematische Formeln, aber nicht Musik schreiben!

Ja! Natürlich bin ich schwer vorbelastet, weil ich die SEVEN SEPS TO THE GREEN DOOR sehr genau kenne, mit ihnen bereits zusammenarbeitete und weiß, wie „verrückt“ die Jungs samt der einen Dame ticken. Doch gerade das ist eine besonderes Privileg für mich als Kritiker und macht diese Kritik zum neustes SSTTGD-Album „Fetish“ so spannend und irgendwie auch zu etwas Besonderem. Denn bekanntlich kommen die schärfsten Kritiker doch immer aus dem eigenen Haus, oder?

Wer das nicht glauben möchte, hat jederzeit die Freiheit, nicht weiterzulesen und sich seinem ganz speziellen „Fetish“ zu widmen. Denn eins ist uns allen doch klar: „Keiner von uns ist vor Süchten gefeit! Keiner von uns hat sich immer im Griff, selbst wenn er das in der Öffentlichkeit verschleiern kann, in seinem stillen Kämmerlein aber, da ...“
Doch lassen wir das! Wir sind alle keine Engel, aber sicher würde wohl keiner von uns auf die Idee kommen, uns in der Öffentlichkeit so zu präsentieren, wie es drei der Musiker auf dem Mini-Poster, das der „Fetish“-CD beiliegt, fast unverschämt sado-maso-geil tun! Dreht man das Poster um, darf man die komplette Band schön in schwarz-weiß bewundern und mit einem scherlockholmeschen Blick erkennt man sicher sehr schnell, welche der drei Musiker sich auf der anderen Seite so horror-sexistisch präsentieren - Ich sage nur: Mütze, Locken, Körperumfang!

Die SEVEN STEPS TO THE GREEN DOOR macht jedenfalls grundsätzlich der Überraschungseffekt aus, denn egal welches Album man von dieser deutschen Band in den Händen hält, die Musik darauf klingt immer „anders“ - und nie schlecht. Sie ist ihr besonderes Markenzeichen, das man auch gerne Kreativität nennen kann. Diesmal also ist es gar nicht ein so großer Schritt, wenn die Musiker von der kritischen Auseinandersetzung mit dem Glauben in THE?BOOK mit „Fetish“ direkt zum Thema Sucht übergehen. Das passt - genauso wie die Musik, die nach dem vorherigen Konzept-Album erstmals ein wirklich konsequentes Prog-Rock-Album voller Longtracks geworden ist, das trotzdem ein übergeordnetes Thema zum Inhalt hat, nämlich die Fetische unserer Gegenwart - oder wie es im Innencover des anspruchsvollen Digi-Packs zu lesen ist: "The album is about the features of human psyche with all of its relation to lust addiction vice and consuming of media.“ Sehr geschickt wurde bei dieser Absicht auch der Name des Albums gewählt, denn schließlich waren die so genannten Fetische früher einmal von westafrikanischen Eingeborenen geschnitzte Menschen- und Tierfiguren, denen eine Magie innewohnen sollte, die ihren Besitzer in eine völlige Abhängigkeit treibt, die einer Sucht gleich ihn nicht wieder loslässt.

Auch werden die einzelnen Süchte und die kurze Geschichte hinter jedem einzelnen, zwischen 7 und 16 Minuten langen, Song in besagtem Digi-Pack vorgestellt und zusammengefasst. Pornografie, Machtbesessenheit, mediale Abhängigkeit, Pädophilie und vieles mehr erwarten uns auf „Fetish“.

Manchmal beschleicht einen beim Hören das Gefühl, dass die SEVEN STEPS TO THE GREEN DOOR, die schließlich MAREK ARNOLD (TOXIC SMILE, UPF, CYRIL, FLAMING ROW, Ex-STERN-COMBO MEISSEN, MANNING) den vielseitigsten deutschen Komponisten, Musiker und Studiotechniker - der immer mal gerne mit STEVEN WILSON verglichen wird - in ihren Reihen haben, mit „Fetish“ so klingen könnten, wie ein SPOCK‘S BEARD-Album der Extra-Klasse, wenn nicht der guten NEAL MORSE seinem Glaubens-Fetish so extrem verfallen wäre, der ihn dazu trieb, die Bärte zu stutzen, um sich solo oder im TRANSATLANTIC rumzutreiben. Auf dieser CD jedenfalls bündeln sich die progressiven Ideen, die von GENTLE GIANT (Man höre nur die Satzgesänge im 39sekundigen Album-Intro „Possible Delayed“!) bis zu GENESIS, YES und KING CRIMSON oder PINK FLOYD reichen. Nur dass im Falle der SSTTGD nicht etwa irgendwelche retro-progressiven Muster nachgespielt, sondern zu völlig neuen Klangteppichen gewebt werden, über die der Hörer einerseits wie bei einer Reise durch die Vergangenheit schreitet, während er genau spürt, dass hier die Zukunft hervorragenden Progs zu hören ist.

Endlich erleben wir, wie ein Saxofon oder interessante Jazz-Einlagen progressiv aufrütteln können, obwohl sie eben nicht nach „schrägen“ VAN DER GRAAF GENERATOR, sondern melodiösem Extra klingen. Genauso wie auch die Klarinetten und Flöten. Wusste eigentlich wer, dass Arnold studierter Saxofonist ist, der seiner Leidenschaft zum Prog wegen anfing, sich autodidaktisch das Keyboardspiel beizubringen: „Zwar bin ich studierter Saxofonist, im Prog empfinde ich aber das Sax nicht unbedingt essenziell. Auch ein Grund, warum ich mich einst auf die Tasten stürzen musste!“

Auch lebt das Album von den besonderen Gästen, die sich die SEVEN STEPS TO THE GREEN DOOR wieder eingeladen haben, wobei ganz besonders der Geiger STEVE UNRUH hervorgehoben werden muss, der den aus meiner Sicht stärksten Song, den SSTTGD je hervorbrachten, „Ordinary Maniac“, in den 16 Minuten stellenweise eine FLOCK-Atmosphäre verleiht, die sich in eine grandiose Ekstase steigert, bei der die Instrumentalfraktion, egal ob Gitarren oder fette Orgel, Schlagzeug oder Bass - in diesem Falle mit zusätzlichem, gigantischem Bass-Solo von DAN MASH (TANGENT, UPF, MASCHINE) - so viele Freiräume freigeschaufelt werden, dass der sich boleroartig steigernde Song auf allen Alltime-Bestenlisten guter Prog-Long-Songs in den Top-Ten landen müsste, direkt neben „Stairway To Heaven“, „Echoes“, „The Gates Of Delirium“, „The Musical Box“ oder „The Light“. Aber auch ARNO MENSES von SUBSIGNAL, der „Set In Motion“ mit seinem Gesang bereicherte oder die vielen zusätzlichen Sänger und Sängerinnen, bei denen erstmals auch Arnolds Tochter ALICIA PFEIFFER auf „Lust Lullaby“ ihre schöne Stimme erheben darf, während der stolze Papa sogar Blockflöte und Klarinette zur Begleitung spielt, lassen kaum Wünsche offen.

FAZIT: Selbst wenn der größte Kritiker aus dem eigenen Hause kommen sollte, dann bin ich eben doch nicht dazu geeignet, denn auch „Fetish!“ ist wieder, so wie es kaum noch bei den SSTTGD anders zu erwarten ist, ein kleines Longtrack-Meisterwerk geworden. Dieses musikalische Baby von Schlagzeuger ULF REINHARDT und MAREK ARNOLD sowie der tatkräftigen Unterstützung von MARTIN SCHNELLA, der sich nicht nur als Gitarrist, Bassist und Sänger, sondern auch bei der kristallklaren Produktion und dem hervorragenden Sound fleißig mit einbrachte, ist einfach umwerfend. Und wer mir nicht glaubt, weil ich „subjektiv“ bin, der sollte sich ganz schnell sein eigenes, subjektives Urteil bilden, während er rein objektiv betrachtet, vielleicht durch diese Kritik neugierig geworden und noch immer in der Lage ist, sich vorurteilsfrei dem „Fetish“ richtig guter progressiver Rockmusik hinzugeben!

PS: Wenn jemand ein paar Euro beim Kauf dieser CD sparen möchte, dann sollte er vorher unbedingt in Oliver Wenzlers Progressive Promotion Records Shop vorbeischauen!

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 7174x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
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Wertung: 14 von 15 Punkten [?]
14 Punkte
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Tracklist:
  • Possible Delayed
  • PORN!
  • Still Searching
  • Inferior
  • Imprisoned
  • Bound In Chains
  • Last Lullaby
  • Set In Motion
  • Ordinary Maniac

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
Kommentare
Proggus
gepostet am: 03.09.2015

User-Wertung:
14 Punkte

Gab's denn tatsächlich keinen anderen Rezensenten für dieses Album. Ein "Gschmäckle" hat das ja schon, auch wenn Thoralf diesen Sachverhalt offensiv angeht... ob das nicht ein Bärendienst für dieses wahrlich hervorragende Album ist?
Thoralf Koß [musikreviews.de]
gepostet am: 03.09.2015

Also deinen Einwand von wegen “Bärendienst” kann ich absolut nicht nachvollziehen! Aber da es jede Menge hervorragender Kritiken zu diesem Album bereits im Netz gibt, hat jeder die Möglichkeit, sich auch “unvorbelastete” Meinungen einzuholen.
Übrigens habe ich mit den Seven Steps To The Green Door auch ein ausgiebiges Interview, welches im Empire veröffentlicht wurde, geführt. Es ist schon seltsam, wenn ich mich nicht öffentlich zu diesem Album äußern sollte, gerade darum habe ich meine gesamte Kritik ja so aufgebaut, dass jeder Leser sofort über den Sachverhalt informiert ist.
Nicht ich spreche für das Album, sondern die Musik auf “Fetish” spricht für sich!
Sascha G. [Musikreviews.de]
gepostet am: 04.09.2015

User-Wertung:
12 Punkte

Zur Rezi reicht es zwar bei mir nicht, ich bin aber von der Platte auch sehr angetan. Ein paar hochinteressante Harmonien, die Musik hält sich klug fern von der so oft diskutierten "Retro vs. Modern"-Dichotomie, die im Prog so gerne an der Tagesordnung steht. Auch das Konzept ist gut, obwohl es mich rein subjektiv in der Ausführung eher weniger anspricht; die beigelegte "Spezialverpackung" ist zwar eine witzige Idee, leider kann ich persönlich damit eher wenig anfangen. ;)
Thomas
gepostet am: 24.10.2015

User-Wertung:
13 Punkte

Exzellente Scheibe;trotz einer Spielzeit von fast 80 Minuten nie langweilig; deutliche Steigerung gegenüber den Vorgängeralben.
Heißer Kandidat für das Progalbum des Jahres
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
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