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Steffen Weber: Sideline (Review)

Artist:

Steffen Weber

Steffen Weber: Sideline
Album:

Sideline

Medium: CD
Stil:

Jazz

Label: Unit Records/Harmonia Mundi
Spieldauer: 58:45
Erschienen: 13.05.2016
Website: [Link]

Man kann konstatieren, dass Europa eine lebendige Jazz-Szene hat. Gerade im deutschsprachigen Raum werden zahlreiche Alben produziert, nicht schlecht für ein Genre, dem man geringere Verkaufschancen als Klassik und Kinderliedern zuschreibt. So entstehen und existieren zahlreiche Bands und Projekte, untereinander herrscht reger Austausch, verschiedene Musiker tauchen als Namensgeber oder Ensemblemitglieder auf. Bei STEFFEN WEBER sind dies Arne Huber und Sebastian Sternal, deren Namen bereits bei Musikreviews zu finden sind.

Interessanterweise orientieren sich die „jungen“ Musiker (jung ist großzügig angesetzt: Geboren um und nach 1970) am „traditionellen“ Jazz, vor „Bitches Brew“ und anderen Alben, die wegweisend für den Jazz-Rock waren. Der eher beim Progressive Rock nachhaltige Spuren hinterlassen hat. Auch STEFFEN WEBERs Quintett ist mit Akustikinstrumenten besetzt, zwei Bläser, Piano, Bass und Drums interpretieren eine moderne Variante von Cool-Jazz, gepaart mit freier Improvisation und einem Anflug von Klassik. Die sich in gefühlsintensiven, melodischen Figuren ausdrückt; vielleicht die einzige Einflussnahme, die man Rockmusik, mehr noch dem Blues (die wunderbare, getragene New Orleans-Widmung „Bluesalus“), zugestehen kann. Wild brodelnde Exzesse und Kakophonien bleiben aus.

Obwohl STEFFEN WEBER Namensgeber des Albums ist, kommt eine zentrale Rolle Sebastian Sternal zu. Sein klares, filigranes und pointiertes Pianospiel unterstützt und leitet gelegentlich das fein austarierte Gruppenspiel. Dabei changiert er zwischen schnellen, quecksilbrigen Anschlägen („Soapbox Derby“) und zurückhaltenden, feinnervigen Klängen („Skógafoss“). STEFFEN WEBER und Christian Jaksjø ergänzen beziehungsweise konterkarieren an Saxophon und Posaune oder Horn mit warmen Tönen, die ihre Nonchalance nicht verlieren, wenn es etwas hektischer zugeht.

Axel Pape und Arne Huber untermauern das Gesamtkonstrukt abwechslungsreich, fast kammermusikalisch, und tragen explizit dazu bei, dass der Gesamtklang nie aufgequollen wirkt, sondern jedes Instrument klar und platziert zu vernehmen ist. Ebenso haben Tontechniker Oliver Bergner bei der Aufnahmesession und Chris von Rautenkranz während des Masterings hervorragende Arbeit geleistet. So bleiben die einzelnen Teile deutlich wahrnehmbar, die in der Kombination ein klangvolles, größeres Ganzes ergeben.

FAZIT: John Coltrane, Warne Marsh und noch expliziter Lenny Tristano werden als die stärksten Einflüsse STEFFEN WEBERs im Presse-Info angegeben. Joe Lovano lobt das Album, und man kann dem getrost zustimmen, im Hinterkopf behaltend, dass ein radikales Spiel in freien Strukturen nur ganz hintergründig stattfindet. Stattdessen ein gelungener Flirt mit coolem Jazz, Blues, ein bisschen Klassik und ganz viel Gefühl, immer vertrackt genug, um nicht in butterweichem Soft-Jazz zu zerfließen.

Jochen König (Info) (Review 3907x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 12 von 15 Punkten [?]
12 Punkte
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Tracklist:
  • Soapbox Derby
  • Bluesalus
  • Skógafoss
  • Intro Butterfliegen
  • Butterfliegen
  • Kvalitetstid (II)
  • The Tempest
  • Badnerlied
  • Mellow Yellow
  • Weeping Willow
  • (Ikke Akkurat) Akkurat No
  • Kvalitetstid (I)

Besetzung:

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