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Grobschnitt: Fantasten (1987) – „Black & White“-Vinyl-Serie (Review)

Artist:

Grobschnitt

Grobschnitt: Fantasten (1987) – „Black & White“-Vinyl-Serie
Album:

Fantasten (1987) – „Black & White“-Vinyl-Serie

Medium: Download/Do-LP/Deluxe/farbig
Stil:

NDW, Progressive Rock, Deutschsprachiger Krautrock, Pop und Peinlichkeit

Label: Zappa Records/Universal Music
Spieldauer: 82:59
Erschienen: 12.04.2019
Website: [Link]

„Die Vinyl-Neuauflage war eine Herzensangelegenheit von uns. Lupo und ich sind die einzigen GROBSCHNITT-Musiker, die bei allen vierzehn Alben mitgespielt haben. Welche Gruppe kann schon von sich behaupten, ihren kompletten Katalog mit einer geradezu phänomenal gestalteten Artwork-Ausstattung plus Bonus-LP ein zweites Mal zu veröffentlichen. Das ist einfach unglaublich!“ (Willi Wildschwein)

Teil 3 der letzten vierteiligen Runde der „Black & White“-Vinyl-Serie ist das zugleich letzte Studio-Album „Fantasten“ von GROBSCHNITT, das die progressiven Fans der Band endgültig vergraulte – nicht nur weil es sich musikalisch so sehr bei der Neuen Deutschen Welle bis hin zu Schlagerhaftem anbiederte, sondern auch weil die Texte mitunter dermaßen banal erschienen, dass selbst TRIOs „Da Da Da“ neben solchen Zeilen wie: „Lass los – die Augen zu / bis du alles sonst vergisst / noch mehr – ein Augenblick / bis du nur das Tanzen bist“, einem lyrisch peinlichen Offenbarungseid gleichkam.

Das offiziell letzte GROBSCHNITT-Studioalbum erschien 1987 bei Teldec – schon das war kein wirklich gutes und völlig unprogressives Zeichen. Mit dabei war diesmal am Schlagzeug Rolf Möller alias „Admiral Topsahne“, der Peter Jureit bereits seit Mitte 1986 aus Krankheitsgründen ersetzt hatte. Einige Stücke aus dem Album hatten GROBSCHNITT bereits auf der 1987er Tour gespielt, Aufmerksamkeit damit aber kaum erregt.

Mit ihrem Fantasten“-Album taten sich GROBSCHNITT keinen Gefallen, denn sie schienen als Fantasten ihre eigene musikalische Fantasie im Studio verloren und gegen jede Menge NDW-Banalitäten ersetzt zu haben. Noch dazu wurde bei dem Album auf jegliches Konzept verzichtet und – schlimmer noch – fast jeder einzelne Song ausgeblendet.
So erschien die formulierte Frage in der letzten Strophe von „Unser Himmel“, einem Lied über die Abnutzungserscheinungen einer längeren Beziehung, eine völlig neue Bedeutung zu erhalten, wenn man sie auf die alten GROBSCHNITT-Fans und die Neuausrichtung ihrer so lange so heiß geliebten Band bezog: „Ist es denn Gesetz, dass es die Hölle wird oder liegt es nicht an uns, ob wir im Himmel bleiben?“
GROBSCHNITT waren aus Studio-Album-Sicht in der Hölle angekommen!
Eine Erkenntnis, die sicher viele gewannen, die „Fantasten“ ihr eigen nennen. Doch nach dieser Doppel-LP der „Black & White“-Serie wird klar, dass GROBSCHNITT live auf der Bühne noch immer jede Menge Fantasie und Können im Angebot hatten und genau das auslebten, was ihrem letzten Studio-Album von vorne bis hinten fehlte: Fantasie, Experimentelles, Progressives, Jam-Session-Flair und Unmengen von Sonnenenergie!
Auch nach dieser einfach nicht schön zu redenden Scheibe (Selbst wenn es Lupo versucht: „Auf ‚Fantasten‘ befinden sich einige sehr schöne Songperlen wie ‚Der Weg nach Haus‘, ‚Film im Kopf‘, ‚Sur le tapis‘ und natürlich mein Lieblingsstück ‚Mauerblumen‘.“), auf der gute Musik die Ausnahme, banales Mittelmaß die Regel ist, funktioniert live noch immer die „Solar Music“, nun „Sonnentanz“ genannt, hervorragend, wie es uns die weiße Live-LP mit der 34 Minuten langen Wuppertaler „Sonnentanz“-Version vom 14. Oktober 1988 offenbart.
Und hierbei müssen wir Lupo dann voll und ganz rechtgeben: „Eroc hat dem Album beim Remastering nochmal richtig Schub verliehen und die Live-Bonustracks lassen sowieso keine Wünsche offen. Die 1988er ‚Sonnentanz‘-Version aus Wuppertal sollte eigentlich noch mit in die ‚79:10‘-Box, doch die ‚Fantasten‘-CD war seinerzeit schon randvoll.“

Allein die weiße Bonus-LP macht also diese „Fantasten“-Version zum Pflichtkauf, besonders wenn man weiß, dass die „Sonnentanz“-Live-Version im Grunde schon für die exorbitante GROBSCHNITT-Box, die sich nach der Spielzeit, die jede darin enthaltene CD aufwies, benannte, vorgesehen war, aus Kapazitätsgründen aber darin nicht mit untergebracht werden konnte. Nun also gibt es die Wuppertaler „Sonnentanz“-Aufnahme vom 14. Oktober 1988 erstmals überhaupt und bis dato ausschließlich auf Vinyl! Wenn das nichts ist – da stört dann noch nicht einmal „als Bonus“ die „Fantasten“-LP, wenn‘s noch dazu jede Menge schön anzuschauende und interessant zu lesende Beilagen plus dem Download-Code für das gesamte Doppel-Album mit dazugibt.

FAZIT: Das offiziell letzte Studio-Album von GROBSCHNITT, bei dem sich die Hagener Band nicht gerade mit Ruhm bekleckerte, sondern im neu gewellten deutschrockigen Sumpf unterging. Mit „Fantasten (1987) – ‚Black & White‘-Vinyl-Serie” bekommt man aber auf weißem Vinyl die hervorragende Live-Version von „Sonnentanz“, aufgenommen am 14. Oktober 1988 in Wuppertal, zusätzlich geboten, die es bisher nur auf dieser Vinyl-Ausgabe zu erstehen gibt. Ein Beweis dafür, dass (zum Glück) zwischen den GROBSCHNITTigen Studio-Musikern und ihren Live-Qualitäten Welten klafften. Und gerade für ihre Live-Ausstrahlung werden sie bis heute noch innig geliebt.

PS: Wie schon bei den ersten zehn Vinyl-Neuveröffentlichungen der von Fans und Kritikern gleichermaßen gefeierten BLACK & WHITE-Serie, haben die drei GROBSCHNITT-Gründer Eroc, Lupo und Willi Wildschwein auch die Zusammenstellung der Alben des vierten Vinyl-Pakets wieder federführend koordiniert und im Vergleich zu den Original-Releases nicht an den gewohnten Extras gespart. Die opulente Ausstattung mit Bildgeschichten, Kunstdrucken, Fotoraritäten und 180-Gramm-Vinyl lassen für Sammler mal wieder keine Wünsche offen.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 3384x gelesen, veröffentlicht am )

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  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
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Tracklist:
  • Schwarze Seite A (20:35):
  • Auf dem Seil (0:52)
  • Fantasten (4:36)
  • Unser Himmel (3:48)
  • Hallo Mama (5:26)
  • Sous Le Tapis (1:48)
  • Mein Leben (4:05)
  • Schwarze Seite B (19:42):
  • Mauerblumen (3:02)
  • Komm‘ und tanz‘ (4:06)
  • Film im Kopf (7:41)
  • Der Weg nach Haus (4:53)
  • Weiße Seite C (20:23):
  • Komm‘ und tanz‘ – Live (8:52)
  • Sonnentanz Wuppertal 1988 – Live, Pt. 1 (11:31)
  • Weiße Seite D (22:19):
  • Sonnentanz Wuppertal 1988 – Live, Pt. 2 (22:19)

Besetzung:

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