Da selbst betitelte neue Album von WHISKEY MYERS geht als vorläufige Selbstdefinition der Southern Rocker durch. Die von Osttexas aus operierenden Musiker haben mit "Whiskey Myers" eine Lanze für Lebensfreude gegen alle Unbill gebrochen und definieren zeitgemäßen wie zeitlosen Americana auf so durchschlagende Weise neu, wie es nur den Black Crowes in ihrer Sturm-und-Drang-Phase gelang.

Natürlich lässt Die Band dabei keinen Baustein zwischen Hillbilly und Folk auf dem anderen. Die Triple-Axe-Attack um Frontmann Cody Cannon sowie die beiden anderen Gitarristen John Jeffers und Cody Tate garantiert wiederholt an US-Hardrock-Pioniere wie Grand Funk Railroad gemahnende, aber auch europäischen Acts (Thin Lizzy) ähnelnde Momente, das Engagement der McCrary Sisters für die durchgehend forcierten Chöre im Hintergrund sorgt für einige zünftige Gospel-Messen ('Die Rockin'', übrigens eine Co-Komposition mit der Americana-Legende Ray Wylie Hubbard), und hört man gelegentlich eine Mundharmonika inmitten minimalistischer Arrangements, muss man unweigerlich an Bob Dylan denken.

Bloß dass die Vocals viel stärker sind als jene von Mr. Literatur-Nobelpreis … Davon abgesehen bringt WHISKEY MYERS' fünfte Scheibe - die zweite nach ihrem US-Durchbruch mit "Early Morning Shakes" - offensichtliche Einflüsse aus den "alternativen" 1990ern zu Gehör, insbesondere während des launischen 'Bitch' und während der melancholischen Ballade 'Glitter Ain't Gold'. Dass die Gruppe für Kevin Costners Fernsehserie "Yellowstone" zu Soundtrack-Ehren gelangte lässt sich hingegen anhand von wirklich cineastischen Nummern wie 'Running' oder 'Bad Weather' am Ende nachvollziehen.

Aber wie gesagt, lebensfroher Country, Riff-Rock und Blues stehen im Brennpunkt, wobei sich vermutlich bezahlt gemacht hat, dass die Band erstmals in eigener Regie produzierte. 'Gasoline' und 'Hammer', deren Titel bereits für sich sprechen, krachen zwar wie nichts Gutes, doch reifer und deshalb auch manchmal ruhiger sind WHISKEY MYERS trotzdem (speziell in Hinblick auf die nachdenklichen Lyrics von 'Bury My Bones' and 'California to Caroline'), ohne dass diese Weisheit aufgesetzt anmuten würde.

FAZIT: WHISKEY MYERS passieren auf ihrer Wanderschaft durch die Historie des Southern Rock viele Stimmungsbilder und sind derzeit weder bezüglich ihrer glaubwürdigen Emotionalität noch dahingehend antastbar, was Songwriting, Spielfreude und Gegenwartsrelevanz betrifft - tolle Musik und tolle Texte, beide nicht abgedroschen und dennoch vertraut!