Musikreviews.de bei Facebook Musikreviews.de bei Twitter

Partner

Statistiken

L.A. Edwards: Pie Town (Review)

Artist:

L.A. Edwards

L.A. Edwards: Pie Town
Album:

Pie Town

Medium: CD/LP/Download
Stil:

Singer/Songwriter, Heartland-Rock, Power Pop

Label: Bitchin' Music Group
Spieldauer: 42:39
Erschienen: 05.06.2024
Website: [Link]

Pie Town“ ist bereits die vierte LP des aus den Brüdern LUKE, JAY und JERRY EDWARDS bestehenden musikalischen Familienunternehmens L.A. EDWARDS; es ist aber das erste Album, das sich im Titel direkt auf die Herkunft der Brüder aus dem kleinen kalifornischen Ort Julian bezieht. Julian hat als einzige Attraktion seine leckeren Apfelkuchen zu bieten, weswegen durchreisende Touristen dem Kaff, das nur eine einzige Ampel hat, irgendwann den Namen „Pie Town“ verpassten. LUKE ANDREW EDWARDS – der Namensgeber und bis heute maßgebliche Songwriter der Band – machte demzufolge die Erinnerungen an die Jugend als 'Smalltown-Kids' in der „Pie Town“ und die Familienbande, über welche die Brüder bis heute verbunden sind, zum Thema des Albums.


Kurz rekapituliert: LUKE EDWARDS wurde als zweites von insgesamt sieben Kindern in eine religiöse Familie hineingeboren und fand über die im Hause Edwards gepflegte Kirchenmusik überhaupt erst zu seiner Berufung - eine Tatsache, die sich andeutungsweise bis heute in der Musik von L.A. EDWARDS niederschlägt. Noch bevor er seine aufkeimende Liebe zur Rockmusik zunächst als Singer/Songwriter konkretisierte, zog er bereits mit seinem Bruder Jesse durch die Lande, um sich als Straßenmusiker zu verdingen und so sein Handwerk zu erlernen. Die erste L.A. EDWARDS-EP „Secrets We Never Know“ veröffentlichte LUKE EDWARDS 2015 noch als Solo-Künstler, obwohl sein Bruder Jesse bereits daran mitwirkte. Als er dann seinen Bruder Jerry dazugewinnen konnte, zunächst das Schlagzeug-Spielen und später auch das Singen zu lernen, entstand das bis heute bestehende Bandprojekt L.A. EDWARDS – wobei Luke den Namen mit den Initialen seiner Vornamen dann der Einfachheit halber beibehielt.

War die Debüt-EP noch eher eine Singer/Songwriter-Angelegenheit gewesen, so entwickelte sich der Stil der Band L.A. EDWARDS dann zunehmend in Richtung eines klassischen Heartland-Sounds mit Rock-Elementen, wie ihn auch LUKE EDWARDS' Idol TOM PETTY pflegte. Tatsächlich freundete sich Edwards nach Pettys Tod 2017 mit RON BLAIR, dem Bassisten der HEARTBREAKERS an, der sich schließlich bereit erklärte, 2018 das nächste Album „True Blue“ zu produzieren – wodurch sich der Sound der Brüder immer weiter in eine rockige Richtung entwickelte. Blair brachte außerdem den HEARTBREAKERS-Drummer STEVE FERRONE ins Spiel, mit dem er auf den folgenden Alben auch als Rhythmus-Gruppe für die Brüder agierte.

Heutzutage produziert LUKE EDWARDS allerdings die Band in seinem Seattler Heimstudio selber – wobei die Brüder alle Instrumente weitestgehend alleine spielen. Auf dem nun vorliegenden Album „Pie Town“ wurden sie dabei zum Beispiel nur vom Tontechnkier HUNTER WRATH unterstützt, der für die Programmierung von Drum-Machines, Samples und Cello zuständig war und Keyboarder DANIEL WALKER. Auf Tour kommen zusätzlich noch Bassist JESSE DORMAN und Keyboarder LANDON PIGG hinzu.


Während sich der Sound der Band aufgrund des besonderen Interesses von LUKE EDWARDS für Gitarren-Sounds aller Art und die Studiotechnik im Besonderen sowieso schon stetig in eine Richtung entwickelte, die gemeinhin mit 'stadiontauglich' nicht ganz falsch umschrieben wäre und die er selbst auch als „Larger Than Life“ kategorisiert, setzten die Herren mit ihrem letzten Album „Out Of The Heart Of Darkness“ ordentlich eins drauf. Nicht nur, dass LUKE EDWARDS bei diesem Album erstmals die Produktion in Eigenregie übernahm – er konnte auch den legendären Tontechniker und Mixer TOM LORD-ALGE für die Abmischung der Songs gewinnen. Der mehrfache Grammy-Gewinner ist ja gemeinhin für seine Wall-Of-Sound-Mixe für Acts wie U2, SIMPLE MINDS, THE ROLLING STONES oder PETER GABRIEL bekannt und implementierte seine Kunst entsprechend effektiv nun auch für L.A. EDWARDS.

Von dieser Zusammenarbeit war die Band dann so begeistert, dass sie diesen auch für den Mix des neuen – ebenfalls wieder selbst produzierten - Albums engagierten. Wie LUKE EDWARDS erklärt, versorgten sie ihn dabei aber mit wesentlich mehr Material als bei dem letzten Album und übergaben ihm „hunderte von Einzelspuren“, die Lord-Alge dann auf seine gewohnt orchestrale Art im Mix zusammenführte. „Pie Town“ ist somit in musikalischer und klanglicher Hinsicht eine Fortführung und Ergänzung des letzten Albums geworden.

LUKE EDWARDS bezeichnet sich selbst als Gitarren-Nerd und Effekt-Liebhaber. Das schlägt sich auf „Pie Town“ erneut insofern nieder, als dass hier auch die unterschiedlichen Gitarrensounds im Zentrum stehen, die Edwards mit seiner umfangreichen Gitarren-Sammlung und entsprechenden Effekt-Geräten bzw. mit produktionstechnischen Mitteln auf die jeweiligen Songs zuschneidet. Sei es, dass es etwa darum geht, mit großer Geste raumgreifende Power-Chords in die hymnischen Refrains von Songs wie „Don't Know Better“ zu setzen, mit geschickt gestaffelten Gitarren-Kaskaden wie bei „I Won't“ einen vergleichsweise rauen Indie-Rock-Faktor ins Spiel zu bringen oder aber mit digitalen Effekten subtile Akzente zu setzen, wie beispielsweise in den Tracks „El Camino“ oder der Single-Auskoppelung „Good Luck“.


Was im Vergleich zur letzten Veröffentlichung auffällt, ist der verstärkte Einsatz von Keyboards, weswegen sich alle Beteiligten, außer Drummer JERRY EDWARDS, diesbezüglich engagieren. Was LUKE EDWARDS als Songwriter und Produzent des Weiteren am Herzen liegt, ist den in harter Arbeit im Laufe der Zeit entwickelten Harmoniegesang der Brüder effektiv ins Sound-Design zu integrieren, was ihm auf diesem Album in balladeskeren Tracks wie „Waterfall“ oder „Angel Wait“ besonders gut gelingt, auch weil diese nicht von monumentalen Gitarren-Riffs dominiert werden. Seine Bemühungen, sich selbst öfter am Falsett-Gesang zu versuchen – ohne dabei ins Gimmickhafte abzugleiten – nutzt er auf diesem Album zur gelegentlichen Akzentuierung der Refrains, zum Beispiel bei der hymnischen Power-Ballade „Can You See Me“, bei der die liturgischen Roots der Brüder durchschlagen.


Während es auf der musikalischen Seite nie opulent und füllig genug zugehen kann, legt LUKE EDWARDS als Texter eine bemerkenswerte Restriktion an den Tag und bringt seine Songs oft mit wenigen Worten (aber vielen Wiederholungen) auf den Punkt. Anstatt wie früher Geschichten zu erzählen, konzentriert er sich heutzutage mehr darauf, Ideen und Bilder in den Raum zu stellen, die er dann mit mantrahaftem Einsatz einzelner Zeilen wie „Can You See Me“, „I Won't“, „Good Luck With That“ oder „My Angel Wait“ (in den nach diesen Zeilen betitelten Songs) zur Interpretation für den Zuhörer freigibt. Auch wenn ihm dabei zuweilen in etwas wortreicheren Songs, wie dem einfühlsamen Liebeslied „For You“, fundamentale Erkenntnisse und Wahrheiten rausrutschen, hat diese textliche Restriktion doch eher einen ganz einfachen Grund: LUKE EDWARDS mag einfach Texte nicht so gerne wie seine Musik und verwendet schon alleine deswegen so wenig Worte wie möglich, zumal sich Emotionen und sogar Inhalte seiner Meinung nach eh effektiver mit der Musik transportieren lassen als mit wortreichen Umschreibungen.

Mag sein, dass das Album „Pie Town“ im Vergleich zum vorherigen Album „Out Of The Heart Of Darkness“ weniger rockig ausgefallen ist. Das bedeutet aber nicht, dass es deswegen weniger ambitioniert, opulent und grandios konzipiert worden wäre. Das liegt sowohl an den im heimischen Studio ausgetüftelten, vielschichtigen, plüschigen Arrangements, wie auch den eingängig komponierten und leicht verständlichen Songs, dem zugänglichen Pop-Appeal, das die Brüder an den Tag legen und nicht zuletzt auch wieder am Lord-Alge-Mix, der eben einfach von Haus aus größer ist und so dem Alltagsleben und der Sache mehr Glamour und Glanz verleiht.


FAZIT: Der Reiz des „Pie Town“-Albums von L.A. EDWARDS liegt diesmal in der Variation der implementierten Elemente: Sei es das Songwriting, die Arrangements oder die Produktion. Das mag letztendlich zwar in Richtung des in den USA immer noch populären 'Adult Oriented Rock (AOR)' zielen, ist aber für Freunde gut gemachter, zeitloser Rockmusik und schon gar für Fans dieser Art von Musik des Hinhörens durchaus wert.

Ullrich Maurer (Info) (Review 1614x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
[Schliessen]
Wertung: 12 von 15 Punkten [?]
12 Punkte
Kommentar schreiben
Tracklist:
  • Don't Know Better
  • Little Sunshine
  • El Camino
  • Just Forget It
  • Can You See Me?
  • I Won't
  • For You
  • Waterfall
  • Angel Wait
  • Gone 4U
  • Good Luck
  • Comin' Around

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
Benachrichtige mich per Mail bei weiteren Kommentaren zu diesem Album.
Deine Mailadresse
(optional)

Hinweis: Diese Adresse wird nur für Benachrichtigungen bei neuen Kommentaren zu diesem Album benutzt. Sie wird nicht an Dritte weitergegeben und nicht veröffentlicht. Dieser Service ist jederzeit abbestellbar.

Captcha-Frage Wieviele Tage hat eine Woche?

Grob persönlich beleidigende Kommentare werden gelöscht!