Gegensätze ziehen sich bekanntlich an. Genau dann wird es magnetisch.
Und damit wären wir auch schon beim oder mitten im elektro-musikalischen „Magnetfeld“ von HARALD GROSSKOPF & ÜMIT HAN.

Beide Musiker eint ihr Hang zu Electronics, aber der Ansatz des Einen (Grosskopf) geht auf die frühen Zeiten elektronischer, kosmischer Krautrock-Erzeugung zurück, während der er als Schlagzeuger und Keyboarder mit WALLENSTEIN oder ASH RA TEMPEL sowie ASHRA und KLAUS SCHULZE reüssierte, wohingegen der deutlich jüngere Andere (Han) sich in der Kölner Szene als DJ, Komponist und Klangkünstler einen Namen machte.

Zwei unterschiedliche Generationen treffen nunmehr also im elektromusikalischen Epizentrum aufeinander und vereinen Kosmisches mit Techno-Rhythmischen, um am Ende einerseits in der 'Berliner Schule' Eintritt und andererseits auf den modernen Dancefloors den passenden Rhythmus zu finden.
Dass solche Form der Vereinigung funktioniert, wissen wir seit 1981 und dem wegweisenden Album eines anderen, leider bereits im Dezember 2022 verstorbenen 'Kosmischen Pioniers' längst, mit dem HARALD GROSSKOPF zeitweise sehr eng zusammen musizierte und dabei Beachtliches hinterließ.

Grosskopfs elektronische Musik gilt für viele Musik-DJs heutzutage als Wegbereiter, da sie bereits schon deutliche Techno-Momente vorausahnte und -nahm, wobei allerdings das wegweisende Album diesbezüglich „E2-E4“ von MANUEL GÖTTSCHING ist, mit dem Grosskopf ja intensiv zusammenarbeite, und der anscheinend auch so einige Wirkung auf „Magnetfeld“ hinterlassen hat.

MIG music, die längst für ihren hohen Fachverstand in puncto krautiger Electronics bekannt sind, nahmen sich dieses spannenden Projekts zweier so unterschiedlicher Elektroniker an und versahen die CD mit einem Digipak und einem achtseitigen Booklet, in dem beide Musiker ausführlich vorgestellt werden. Auch das Covermotiv zwischen Futuristischem und Natürlichem bringt die atmosphärische Wirkung hinter „Magnetfeld“ überzeugend auf den Punkt. Und dass in den Stücken gleich zweimal der Begriff 'Kraut' auftaucht, zeigt zugleich, in welche Richtung das Album glücklicherweise vordergründig tendiert. Der Dancefloor muss noch etwas warten, die kosmischen Pioniere jedenfalls dürfen schonmal ihre Rakete durchstarten und tief in das „Magnetfeld“ von HARALD GROSSKOPF & ÜMIT HAN eintauchen.

FAZIT: Ein Album mit wortwörtlicher Anziehungskraft! Besonders dann, wenn man noch immer dem elektronischen Krautrock der Frühsiebzigerjahre huldigt, in denen ASHRA und KLAUS SCHULZE ihren kosmischen Pionierauftrag in Richtung 'Berliner Schule' starteten. Die Zusammenarbeit von Kraut-Urgestein HARALD GROSSKOPF & dem klangtüftelnden DJ-Jungspund ÜMIT HAN schlägt kraut- und dance- sowie techno-elektronische Blüten, die offensichtlich das fortsetzen, was MANUEL GÖTTSCHING 1981 mit seinem weltbewegenden Meisterwerk „E2-E4“ begann, auch wenn es nicht dessen Qualität erreicht. Spannend und eine schöne Erinnerung an hoffentlich nie vergessene Zeiten ist es allemal.