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Interview mit Winger (02.01.2010)

Winger

Es war zum Ende der seligen 80er hin, als eine Band auf der amerikanischen Hardrock-Bildfläche erschien, die mit ihren ersten beiden Alben gleich in Platin-Regionen vorstieß. Die Rede ist natürlich von WINGER. Mit dem Aufkommen des Grunge-Booms verlor die Band aber an Bedeutung und löste sich nach dem dritten Album "Pull" auf. Das Comeback mit dem Album "IV" im Jahre 2006 war zunächst durchwachsen, doch mit dem aktuellen Silberling "Karma" besann sich die Band wieder ganz auf ihre Stärken. Wir befragten den nur sparsam redefreudigen Bandchef Kip Winger zu Gegenwart und Vergangenheit.

Hallo Kip und danke schon mal fürs Interview. Ihr habt ein neues Album mit dem Titel "Karma" draussen – warum sollten Fans eurer ersten beiden, erfolgreichsten Alben in Betracht ziehen, es zu kaufen?

Weil es besser ist. Die Songs, die Produktion, das Handwerkliche, es ist alles besser als auf den ersten beiden Alben.

Winger InterviewMeiner Meinung nach ist "Karma" eine Mischung aus klassischem Hardrock der 80er und modernem Rock. Ein Song wie "Come A Little Closer" klingt so, als würden NICKELBACK auf DEF LEPPARD treffen und "Feeding Frenzy" hat ebenfalls dieses Post Grunge Riffing. Der Refrain von "Big World Away" dagegen hat eine gewisse Annäherung an Powerpop/Melodic Punk, während "Deal With The Devil" und "Stone Cold Killer" nach alter Schule klingen. Stimmst du mit dieser Einschätzung überein?

Nicht so richtig, aber die Leute vergleichen ja immer mit Dingen, an die sie gewöhnt sind. Andere sagen vielleicht, das "Come A Little Closer" mehr nach den Sachen von unserem "Pull"-Album klingt. Wenn man bedenkt, nach NICKELBACK ja nach WINGER kamen, könnte man eher sagen, dass sie viel von unseren Sachen gehört haben, nur sind sie eben nun eine sehr große Band... DEF LEPPARD höre ich in unseren Sachen aber gar nicht mehr heraus. Der Hauptunterschied ist, dass wir eine rifflastige Band sind und nicht nur auf den Akkorden rumklimpern und darauf singen. So gesehen ist jeder Song von unserer ersten Platte bis heute gleich geblieben, nämlich riff-orientiert.

Euer Songwriting ist sehr abwechslungsreich und reicht von AOR über härteres Zeug wie "Pull Me Under" bis hin zu Elementen aus dem progressiven Rock. Habt ihr eine bestimmte Vorgehensweise, wenn ihr Songs für WINGER schreibt?

Das läuft immer gleich ab. Wir schreiben erst die Riffs, dann die Melodien darüber, den Text und beenden dann die Produktion. Ich mache nur das, was der Song wirklich braucht, ich weiß aus der Natur der Musik heraus, wie ich zu verfahren habe.

Gibt es denn bestimmte Bands und Genres, die Einfluss auf eure Musik hatten?


Ich kann da nur für mich selbst sprechen, ich bin ja ein Produkt der 70er. Das sind dann GRAND FUNK RAILROAD, JAMES GANG und JOE WALSH, VAN HALEN, BLACK SABBATH, YES, JETHRO TULL, RUSH, frühe PETER GABRIEL-Sachen usw.

Kommen wir zurück zu den 90ern. Warum habt ihr euch 1993 aufgelöst? Denkst du, dass der aufkommende Grunge-Hype eine Art Sargnagel für eure Musik war?

Es ist ja offensichtlich, dass der Grunge für eine kurze Zeit vorherrschend war... und wir waren zu der Zeit bereit, uns für eine Weile zu trennen. Ich wollte ein paar musikalische Experimente wagen, das Timing passte also.

2002 habt ihr euch zunächst für eine Tour wieder vereint. Wie kam es dazu und von wem ging die Initiative aus?

Wir bekamen einfach einen Anruf vom Agenten von POISON. Der Zeitpunkt war gut, weil Atlantic eh eine Best Of machen wollte, also schrieben wir noch einen Song aus der "Pull"-Ära um und nahmen ihn auf.

Winger InterviewEs dauerte dann weitere vier Jahre, bis ihr "IV" heraus- gebracht habt. Was habt ihr in der Zeit gemacht? Und musstet ihr als Band erst wieder zueinander finden, bevor ihr ins Studio gegangen seid? Wie fühlte es sich damals an, ein neues Album aufzunehmen?

Die meisten Leute wissen ja, dass ich eine Solokarriere mit drei Studioalben und einer akustischen Best Of hatte, außerdem habe ich weiterhin klassische Kompositions- lehre studiert. Ich war also in den letzten 15 Jahren sehr beschäftigt. Und im Bezug darauf, wie es sich anfühlte: da wir alle in WINGER sehr gute Freunde sind, ist es egal, ob wir zehn Jahre nicht zusammen gespielt haben. Es würde sich immer wieder großartig anfühlen, zurück zu kommen und zusammen zu performen.

Denkst du, dass die Zeit für klassischen Hardrock wieder da ist? Was hat sich deiner Meinung nach in den letzten 10, 15 Jahren bezüglich der Hörgewohnheiten der Leute geändert?


Es gibt doch nur zwei Arten von Musik, gute und schlechte. Die Stile drehen sich immer im Kreis herum und die Leute erfinden immer neue Wege, die gleichen Dinge zu machen.

Ist es eigentlich entspannender, keine Superstars mehr zu sein? Könnt ihr es heutzutage mehr genießen, WINGER zu sein, als 1990?

(lacht) Ich war ja nie ein Superstar, sondern immer nur ein Musiker. Das ist alles, was mir wichtig war.

Kannst du uns ein wenig über deine zweite Band BLACKWOOD CREEK erzählen? Wie kam es zu dieser Band?

BLACKWOOD CREEK war meine erste Band überhaupt. Ich bin mit diesen Jungs einfach aus Spaß wieder zusammen gekommen und es klang prima, also entschieden wir uns, eine Platte zu machen. Die Chemie stimmt einfach immer noch.

Was ist denn musikalisch der Hauptunterschied zu WINGER?

Die Musik ist schon sehr anders, BLACKWOOD CREEK ist eine 70er Jahre-Band, einfache gradlinige Musik, WINGER ist dagegen eine sehr komplexe Riffband.

Winger InterviewWas wäre derzeit dein bevorzugtes Package für eine Tour mit WINGER und – sagen wir mal drei – anderen Bands?

Oh Gott, keine Ahnung. Ich habe ja schon fast mit jedem zusammen gespielt. Und ich würde auch weiterhin mit jedem zusammen spielen und mich dabei gut fühlen.

Ok, dann danke fürs Beantworten meiner Fragen, die letzten Wort gehören dir.

Ebenfalls danke schön.
 

Andreas Schulz (Info)
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