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Bobo & Herzfeld: Ich bin der Welt abhanden gekommen (Review)

Artist:

Bobo & Herzfeld

Bobo & Herzfeld: Ich bin der Welt abhanden gekommen
Album:

Ich bin der Welt abhanden gekommen

Medium: CD/Download
Stil:

Deutschsprachiger Kammer Pop, Singer/Songwriter, Vertonte Gedichte der Romantik

Label: Traumton Records
Spieldauer: 35:28
Erschienen: 24.10.2025
Website: [Link]

Nicht gerade ein optimistischer Album-Titel, den uns hier BOBO, die früher einmal in weißen Holzhäusern mit englischem Pop-Anstrich wohnte, und HERZFELD präsentieren: „Ich bin der Welt abhanden gekommen“.
Ja, wer ist das in diesen verrückten Zeiten eigentlich nicht, wenn überall Kriegsgeläut und Hass durch die reale sowie digitale Welt geistern und die Lüge zum höchsten Gut erklärt wird, das in Deutschland durch ein arrogantes, machtbesessenes Staatsoberhaupt auch noch perfektioniert wurde?
So wurde ein Merz zum andauernden „Winterlied“, das ein Joseph von Eichendorff in diesem Sinne vor etwa 200 Jahren schrieb: „Im falben Scheine flimmert / Um mich ein fremdes Land...“


BOBO & HERZFELD sind auf „Ich bin der Welt abhanden gekommen“ offensichtliche Kämpfer für die hohen literarischen und moralischen Werte der vergangenen Romantik-Zeiten. Denn sie spüren, wie sehr das 'Weltherz' nicht mehr im Takt schlägt und dessen gleichmäßiges Pochen langsam zu verklingen scheint und suchen so beispielsweise mit einem lyrischen, an die Romantik erinnernden, Text von Hans Hebold, dem Vater der Sängerin Christiane 'Bobo' Hebold, nach „Frage und Antwort“ darauf, wie man dieses Herz wieder in einen beruhigenderen, nicht Schlaganfall-gefährdeten Rhythmus versetzen kann...

So wie das Weltherz zittert,
vor dem, was kommen mag
So hat mein Herz gewittert
den langen, bangen Tag.



...und fühlen sich dabei frei nach dem weltberühmten, tragischen Romantiker Joseph von Eichendorff (1788-1857) doch viel eher wie „Der irre Spielmann“...

Ich möcht' in den tiefsten Wald hinein,
Recht aus der Brust den Jammer zu schrei'n.
Ich möchte reiten an's Ende der Welt,
Wo der Mond und die Sonne hinunter fällt.



...um letztendlich zu dem bedrückenden Schluss von Johan Wolfgang Goethes (1749-1832) „Wanderers Nachtlied“ zu kommen:

Über allen Gipfeln
Ist Ruh'
In allen Wipfeln
Spürest du
Kaum einen Hauch;
Die Vögelein schweigen im Walde.
Warte nur, balde
Ruhest du auch.



Endlich wieder zurück zu unseren kulturellen, literarischen Wurzeln, in denen wir noch als ein Land der Dichter und Denker galten, das uns dermaßen abhanden gekommen ist, auch weil irgendwelche religiösen, hierher eingewanderte Fanatiker sogar mit der Hilfe extrem verpeilter, linker und grüner Vielfalt-Politiker offen auf unseren Straßen das Kalifat ausrufen oder ihrem Juden-Hass freien Lauf lassen.
Was nur hätten Goethe, Eichendorff, Rilke oder Rückert zu diesen Zuständen gesagt und geschrieben?
Seien wir froh darüber, dass sie das, was hier gerade mit der Zerstörung der deutschen Kultur und so auch deren Dichter-Seelen passiert, nicht mehr erleben müssen. Begreifen würden es die freigeistigen Romantiker unter ihnen garantiert nicht. Denn anstelle der Romantiker scheinen in unserem Dichter-Denker-Land immer mehr woke Sprachzerstörer und korrupte Politiker zu treten. Wegen solcher Arschgeigen zogen sich damals die Romantiker ins Private zurück und gossen ihre größtenteils traurigen Gedanken in wunderschöne Gedichte.

Vielleicht sollte man gerade deswegen all den korrupten Zeitgenossen das dem Album seinen Namen verleihende „Ich bin der Welt abhanden gekommen“ von Friedrich Rückert (1788-1866), welches hier am Ende des Albums in den traurigsten Tönen besungen wird, wieder und wieder diese Zeilen vorspielen/vorlesen:

Ich bin gestorben dem Weltgewimmel,
Und ruh' in einem stillen Gebiet.
Ich leb' in mir und meinem Himmel,
In meinem Leben, in meinem Lied.



Doch würden sie, die für das 'Sterben' der Romantischen, Sensiblen und Schöngeistigen die Hauptverantwortung tragen, das auf ihrer Münchhausen-Kanonenkugel versteh'n?
Wohl kaum!

Idealerweise werden die Gedicht sehr minimalistisch und mit interessanten akustischen Instrumenten vertont: Präpariertes Klavier, Harmonium, Melodika, Kontrabass, manchmal ein paar hintergründige Trompeten und ein Metallschlagwerk. Der Gesang und die Stimmung hinter diesem deutschsprachigen Lyrik-Kammer-Pop erinnern ein wenig an die melancholischen ROSENSTOLZ-Stücke. Sicher ist das BOBOs Absicht, denn solche – oft todtraurigen – Texte und Musik ehren genau das, was einem nach dem Tod von AnNa R. an Herzeleid abhanden kam, getreu dem Friedrich-Rückert-Gedicht folgend, welches das BOBO & HERZFELD-Album eröffnet:

Du bist ein Schatten am Tage
Und in der Nacht ein Licht;
Du lebst in meiner Klage
Und stirbst im Herzen nicht.



FAZIT: „Ich bin der Welt abhanden gekommen“ von BOBO & HERZFELD ist ein ideales und zugleich extrem intimes Lyrik-Kammer-Pop-Album für alle Literatur- und Musik-Liebhaber, die sich für ihre Kultur noch viel Zeit nehmen, anstatt sich den digitalen Versuchungen und Zwängen bis zur unbändigen Sucht hinzugeben. Gibt es solche Menschen eigentlich noch, die in die Tiefe gehen, anstatt nur an der Oberfläche mitzustrampeln? Denn all denen muss „Ich bin der Welt abhanden gekommen“ unbedingt an ihr romantisches Weltschmerz-Herz, dessen seltsames Pochen sie täglich hinterfragen, gelegt werden. Minimalismus und Schönheit stehen im Mittelpunkt bei dieser lyrischen Musik-Wundertüte, in der BOBO & HERZFELD traurige Gedichte der Romantik (Eichendorff, Goethe, Rilke...) genauso romantisch und traurig vertonen, wie die von ihnen gewählten Dichter ihre bewegenden Zeilen verfassten.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 46x gelesen, veröffentlicht am )

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Tracklist:
  • Du bist ein Schatten am Tage
  • Bleib bei mir
  • Der Freund
  • Frage und Antwort
  • Winterlied
  • Der irre Spielmann
  • Die Lieb
  • Wanderers Nachtlied
  • Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen
  • Ich bin der Welt abhanden gekommen

Besetzung:

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