Und wieder ist einer der ganz Großen gegangen. Im Alter von 71 Jahren verstarb der VELVET UNDERGROUND-Mitbegründer und Generationen von Musikern prägende Künstler LOU REED. Im Mai dieses Jahres musste er sich einer Leber-Transplantation unterziehen, deren Verlauf zunächst erfolgreich aussah, die ihn aber jetzt vermutlich das Leben kostete. Auf seiner Facebook-Seite postete er kurze Zeit nach der OP: „Ich bin ein Triumph der modernen Medizin, der Physik und der Chemie. Ich bin größer und stärker als je zuvor." Er wünschte sich, „noch bis in ferne Zukunft Lieder schreiben, um eine Verbindung zu Euren Herzen und Eurem Geist und dem Universum herzustellen".
Leider wird ihm dieser fromme Wunsch versagt bleiben. Doch bleibt seine musikalische Vergangenheit auch Gegenwart und Zukunft, denn seine großen Songs sind im besten Sinne zeitlos, und er hat kaum einen Menschen, der mit ihm und/oder seiner Musik in Berührung kam, unbeeindruckt gelassen, wenn nicht gar beeinflusst.
Patricia Highsmith zitierte seine Songs in einem ihrer Ripley-Bücher, er arbeitete mit DAVID BOWIE, KISS, METALLICA und natürlich seinem begnadeten Intimfeind/-freund JOHN CALE zusammen, und wir hoffen dass der „Walk On the Wild Side“ nicht auf den todtraurigen „All Tomorrow Parties“, sondern mit einem „Perfect Day“ endet.
Einer der schönsten LOU REED-Momente ist für mich der Nachspann des (im Original) urkomischen Musikfilms „Get Crazy“, in dem REED als BOB DYLAN-Hommage/Parodie im Taxi durch New York irrt, um am Ende allein (mit seinem größten Fan, wenn ich nicht irre) in einem Konzertsaal den Song „Little Sister“ zum Besten zu geben. Ein, gerade im filmischen Kontext, seltsam verlorener, inniger Augenblick von wahrer Größe.
Leider ist kein Video davon zu finden, vermutlich weil bei der Ausstrahlung im Privatfernsehen die Schlusssequenz gnadenlos rausgeschnitten wird.