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Joel Harrison & Anupam Shobhakar Multiplicity: Leave The Door Open (Review)

Artist:

Joel Harrison & Anupam Shobhakar Multiplicity

Joel Harrison & Anupam Shobhakar Multiplicity: Leave The Door Open
Album:

Leave The Door Open

Medium: CD
Stil:

Jazz zwischen Amerika und Indien

Label: Whirlwind Recordings / Rough Trade
Spieldauer: 59:11
Erschienen: 14.03.2014
Website: [Link]

Wie's scheint, sollte im Jazz wohl immer so einiges offen gelassen werden. Bereits der leider bereits 2005 viel zu früh verstorbene PIERRE MOERLEN, der sich besonders durch seine Aktivitäten mit GONG und MIKE OLDFIELD einen riesigen Ruf verschaffte, legte mit „Leave It Open“ 1981 ein grandios zu nennendes Jazz-Rock-Album vor, in dessen Covermittelpunkt eine Holztür zu sehen ist. Die beiden Jazz-Musiker JOEL HARRISON, aus dem Land der unbegrenzten Abhör-Möglichkeiten, & ANUPAM SHOBHAKAR, aus Nordindien, ziehen 33 Jahre später nun mit „Leave The Door Open“ nach.

Doch im Gegensatz zu Moerlens Ambitionen, den Jazz und den Rock zu vereinen, vereinen Harrison & Shobhakar nunmehr den Jazz und ethnische Musik miteinander. Dabei treffen vordergründig unterschiedlichste akustische, aber auch elektrische Gitarren auf das klassische nordindische Sarod-Instrument, eine Langhalslaute, die aus einem Stück geschnitzt und dessen Korpus mit Ziegenfell bespannt wird, während das bundlose Griffbrett aus Metall besteht und mit 25 Metall-Saiten bespannt ist. Klingt exotisch. Und ist exotisch – also hören wir auch so eine Art exotischen Jazz auf „Leave The Door Open“, der seine zusätzliche Exotik noch durch Percussion & Tabla erhält, aber auch immer wieder durch eine Hammond-B3-Orgel, Piano und elektrischen Bass sein anglo-amerikanisches Jazz-Feeling erhält.

Im Laufe von über zwei Jahren haben die beiden Jazzer von 2010 bis 2012 die Stücke gemeinsam entwickelt und komponiert. Ein interessanter und aufwendiger Prozess, wie's scheint und was aus den Worten von Harrison deutlich hervorgeht: „Wir beide fügten den Kompositionen des jeweiligen anderen neue Komponenten hinzu und arbeiteten akribisch daran, unsere verschiedenen kulturellen Hintergründe miteinander zu vereinen.“

Das hört sich wirklich spannend an und ist es auch, aber nicht immer. Einige Stücke klingen leider auf Dauer wie ewig lange, sich viel zu oft wiederholende Jam-Sessions. Da helfen selbst die ambitionierten Mitstreiter, die dem Album zusätzliche Impulse verleihen, nicht mehr viel. Auch bei den beiden Gesangstiteln, die von zwei Indern im typisch indischen Stil, also gebetsgesangsartige Stimme = Instrument = ungewöhnlich schief klingende Vokalakrobatik, kommt nicht unbedingt große Freude beim Hören auf. Zumindest in meinen Ohren strapaziert dieses „Hallaaaaalaaaalalalalaaaaaaala“ eher meine Nerven als dass es mich in ein ekstatisches Hochgefühl versetzt.

Wunderschön dagegen ist der abschließende, extrem verträumt klingende Track „Deep River“, in dem der Hörer eben wie in einem tiefen Fluss langsam und gefühlvoll versinkt.

Ein Album, das noch einige Türen öffnen könnte, doch auch einige wieder schließen sollte. Am schönsten sind dabei nach wie vor die Momente, in denen elektrische Gitarre und Sarod unmittelbar aufeinandertreffen, so wie zwei Kulturen, die sich begegnen, ihre Unterschiede erkennen und daraus gemeinsam etwas ganz Großes werden lassen.

FAZIT: „Herzergreifende Einfachheit trifft auf dornige Jazz-Eruptionen. So langsam, wie sich die Grundlagen der indischen Musik ihren Weg in die Jazz-Lexika erarbeiten, so sind solche Allianzen wie unsere eher selten.“ Recht hat er, dieser JOEL HARRISON, der nach 15 deutlich anders klingenden Jazz-Alben jetzt auch die Faszination Indiens für sich und seine Musik entdeckt hat.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 3618x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 9 von 15 Punkten [?]
9 Punkte
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Tracklist:
  • The Translator
  • Leave The Door Open
  • Madhuvanti
  • Multiplicity
  • Spoonful
  • Kemne Avul
  • Turning World
  • Devil Mountain Blues
  • Deep River

Besetzung:

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