Kennt die noch jemand? MYSTIC CIRCLE waren ein Gezücht aus dem Label-Stall Last Epitaph sowie später Last Episode (Atomic Fires Mitbegründer Markus Wosgien steckte wohl nicht ohne Zufall hinter dem neuerlichen Signing) und besaßen Ende der 1990er bis ins neue Jahrtausend hinein einen recht langen Atem, ehe sie in der Versenkung verschwanden.

Dass man das Kernduo und seine wechselnden Mitstreiter gern mit Schwarzgurken (also, statt Schwarzwurzeln jetzt…) wie Tsatthoggua, Dunkelgrafen oder Andras ("Die Rückkehr der dunklen Krieger"…) beziehungsweise den Schweizer Witzfiguren von Forsth in einen Topf warf, geschah teilweise zu Unrecht… doch wie lautstark sich MYSTIC CIRCLE 2022 zurückmelden, hätten sich nicht einmal beinharte Fans in ihren kühnsten Fantasien träumen lassen.

Das selbst betitelte Comeback der Band - Marc „Graf von Beelzebub Zimmer und Sven „Aaarrrgon“ Meesters (heute nicht weniger originell nur Beelzebub und A. Blackwar genannt) - ist zugleich ihr bislang mit Abstand bestes Album überhaupt. Die beiden Originalmitglieder haben nach fast anderthalb Jahrzehnten noch einmal zusammengefunden, um scheinbar ausgeruht und hungrig wie Jungspunde aus den schwarzmetallischen Vollen zu schöpfen.

„Mystic Circle“ ist eine schwungvolle, abwechslungsreiche Wiederkehr, vor allem aber eine wohlüberlegte und glaubwürdig hingebungsvoll eingefädelte Stilübung in Sachen Melodic Black Metal, bei der Freunde ganz alter Dimmu Borgir, Gehenna und Old Man´s Child alle 666 Häkchen setzen dürfen. Die Unbekümmertheit der Gründerzeit geht der Platte zwar ab, doch dafür ist sie fast sogar schön – weil so was heute halt nur noch selten bis gar nicht gemacht wird.

FAZIT: Die breite Szene mag mit dem Naserümpfen weitermachen, so wie sie es bis zuletzt praktizierte. Eine faire Rezeption des Projekts wäre aber spätestens jetzt angebracht, denn bei allem begründeten Spott wegen so gut wie vollständig gezogener Black-Metal-Klischee-Register sollte man MYSTIC CIRCLE erstens als Überzeugungstäter würdigen und zweitens als Könner dessen bezeichnen, was sie offensichtlich noch (oder wieder) unheimlich gerne tun.