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My Solid Ground: My Solid Ground (Review)
Artist: | My Solid Ground |
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Album: | My Solid Ground |
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Medium: | CD | |
Stil: | Krautrock, Psychedelic- und Progressive-Rock |
|
Label: | MIG music | |
Spieldauer: | 55:01 | |
Erschienen: | 29.08.2025 | |
Website: | [Link] |
Wer kennt es nicht als früher PINK FLOYD-Freund oder meinetwegen auch -Fanatiker der ersten Stunde, dass man sich – aus manchmal unerklärlichen Gründen – ganz besonders nach deren schwer psychedelischen Klangwelten der ersten Stunde sehnt, als noch der gute SYD BARRETT seinen drogengeschwängerten Taktstock dazu schwang?
Also diese unergründlichen Stücke, die man eigentlich nur im Rausch schreiben konnte, wie „Interstellar Overdrive“ oder „Astronomy Domine“. Aber auch die schweren Psyche-Eben, die seinem durch die Drogen und seine Band herbeigeführten unsäglichen Abgang folgten, bei denen maßgeblich ROGER WATERS besagten Taktstock an sich riss und ganz ähnlich geartet „Set The Controls For The Heart Of The Sun“ oder „Careful With That Axe, Eugene“ und „A Saucerful Of Secrets“ folgen ließ. Dem Kritiker jedenfalls geht es immer wieder so, dass er manchmal urplötzlich einen schweren Hang nach besagten Stücken – aus heutiger Sicht absolute Meister- wie Referenz-Werke des Psychedelic Rock – hat und umgehend, um diese Sucht zu stillen, wieder „The Piper At The Gates Of Dawn“ und „A Saucerful Of Secrets“ oder doch „Relics“ und „Ummagumma“ aus seinem Plattenschrank holt.
Wie oft sucht man in solchen Momenten nach ganz ähnlich gearteten Werken von ähnlicher Qualität – und findet diese leider nicht?
Viel zu oft!
Doch hier darf wieder das deutsche Label der Schatzsucher und musikalischen Goldstückheber MIG music ins Spiel kommen. Denn die heben nun MY SOLID GROUND und ihr selbstbetiteltes Debüt-Album aus der progressiven Rock-Versenkung und lassen sicher viele von denen, welche die erste hier in der Review aufgeworfene Frage mit „Ja!“ beantworten, sprachlos zurück.
MY SOLID GROUND war eine deutsche, kräutrige Psyche- und Prog-Band, die sich 1968 in dem elefantenstarken Rüsselsheim gründete, um zum ganz großen psychedelischen wie auch hardrockigen Tröten auszuholen, um die Welt zu erobern. Leider fiel ihnen dann doch – trotz dem megastarken „My Solid Ground“ – nur die Rolle des Elefanten im damals extrem breitgefächerten Krautrock-Porzellanladen zu, der sich nach dem 1971 von Dieter Dierks produzierten Album und diversen Umbesetzungen 1974 auflöste.
Was aber blieb, ist dieses außergewöhnliche Album, das mit seinem fast viertelstündigen Eröffnungsstück „Dirty Yellow Mist“, genau das frühe floydianische Psyche-Gefühl der ersten experimentellen Stunden weckt und dieses dann auch in einigen der kürzeren Stücke immer wieder aufleben lässt, um es in einer ähnlichen Aura mit dem rein instrumentalen „X“ abzuschließen.
Grandios und unverzichtbar in dieser Beziehung dann auch der beim Südwestfunk in Baden-Baden produzierte „BBB“, das sich in seinen knapp 7 Minuten genau auf die Fährte des Album-Openers begibt.
Betrachtet man übrigens das Cover von „My Solid Ground“ etwas genauer, ist auffällig, dass wir es hier mit einem echt 'schweinischen' Album zu tun bekommen. Und zwar noch sechs Jahre bevor PINK FLOYD ihr Schwein auf „Animals“ fliegen ließen. Ähnlich finster erscheint in dieser Beziehung bei MY SOLID GROUND dann auch „The Executioner“.
Hört man sich dieses nunmehr durch das Remaster auch großartig klingende Album voller echt typischer, extrem verspielter Stereo-Effekte genauer unter Kopfhörern oder vor einer hochwertigen Anlage an, dann ist eigentlich die Trauer groß, dass „My Solid Ground“ kein weiteres Album mehr folgt. Obwohl: Diese Neuveröffentlichung von MIG music ist eben doch neu. Denn als „Bonus Track Edition“ enthält es gleich vier zusätzlich ausgegrabene, extrem hochwertige Stücke – inklusive besagtem „BBB“ –, die es auf eine zusätzliche Laufzeit von knapp 20 Minuten bringen und sich gänzlich floydianischer Früh-Psychedelik hingeben.
Ein Hochgenuss!
Oder um es mit den MIG-music-Worten auszudrücken: „Wenn Sie ein Fan von Progressive Rock sind oder gerne neue Musik entdecken, könnte MY SOLID GROUND eine interessante Wahl für Sie sein.“
Eigentlich sollte „My Solid Ground“ ein zeitloser Klassiker sein.
Doch leider hat der Zahn der Zeit doch zu sehr an dem Album genagt, was definitiv nicht an der Musik, sondern der viel zu kurzen Lebenszeit der Band aus Rüsselsheim lag.
Dieser Zahn wird jetzt nicht plombiert, sondern gezogen und als „My Solid Ground – Bonus Track Edition“ fein im Institut für Wohlklangforschung von Willi Dammeier remastert neu veröffentlicht.
So kann man nur zu einem einzigen...
...FAZIT kommen: „My Solid Ground“ ist ein Stück musikalische Psyche- und Krautrock-Geschichte nach über einem halben Jahrhundert wieder aufpoliert und für alle Früh-Floydianer in bester Qualität von MIG music wiederbelebt und um vier hochwertige, im Südwestfunk Baden-Baden produzierte Bonusstücke sowie ein achtseitiges Booklet (im Digipak im Mini-Gatefold-LP-Cover) erweitert. Eine herrliche Zeitreise tief hinein in die End-Sechziger, als die Musik noch als schwer bewegendes wie bewusstseinserweiterndes Lebensgefühl galt, da es als selbstverständlich erschien, mitten in der Untertasse voller Geheimnisse nach dem Pfeifer an dem Tor der Dämmerung zu forschen. MY SOLID GROUND jedenfalls hatten ihn damals im Jahr 1971 auf „My Solid Ground“ gefunden.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Dirty Yellow Mist
- Flash Part IV
- That's You
- The Executioner
- Melancholie
- Handful Of Grass
- Devonshire Street W 1
- „X“
- Bonus Tracks:
- Hysterical
- BBB
- Superconstellation
- Short Waves
- Bass - Karl-Heinrich Dörfler
- Gesang - Bernhard Rendel, Karl-Heinrich Dörfler
- Gitarre - Bernhard Rendel
- Keys - Ingo Werner
- Schlagzeug - Andreas Würsching
- My Solid Ground (2025)
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