Ob STRESS ein direktes Produkt der Stadtatmosphäre ihres Heimatortes Rostock sind, wird aus der Musik dieses Trios nicht ersichtlich. Allerdings wirken die behandelten Themen auf dem selbstbetitelten Debütalbum der Band durchaus existenzialistisch.

Titel wie „Weit weg“, „Blase“ oder auch „Kein Plan“ zeugen in ihrer Sprache von einem gewissen Existenzialismus, der sich seiner Krise bewusst ist, ohne wirkliche Lösungsansätze parat zu haben. ‘Ich weiß nicht wohin mit meiner Zerstörungswut‘ heißt es in „Sarg“, das als nervöser Wave-Punker Hektik und seelischen Schmerz gleichermaßen vertont.

Das klingt sicher alles andere als sauber, der Name ist allgegenwärtiges Programm und die Texte, die vielfach als Anklageschriften auf eine bedeutungslose und inhaltsleere Gesellschaft verstanden werden können, lassen kaum ein gutes Haar am gegenwärtigen Ego-Trip der Menschheit, die sich immer mehr aneinander aufzureiben scheint.

Neben der passenden Portion musikalischer Wut klingen Stücke wie „Exit“ aber auch zerbrechlich und introspektiv. Neben sehr melodischer Gitarrenarbeit drängt sich der Bass geradezu auf und untermauert das Gefühl der inneren Anspannung und Zerrissenheit, das auch im zweistimmigen Gesang zu finden ist, sehr gut.

Dass „2BU“ am Ende eher ironisch bis sarkastisch daherkommt und auch musikalisch beinahe beschwingt groovt, versöhnt zwar ein Stück mit der rauen, Beton-affinen Seite des Albums, allerdings erscheint dieser Bruch zunächst doch etwas hart. Mit der Zeit entwickelt das Stück aber einen verschmitzt-existenzialistischen Charme, der einem doch ein etwas schräges Lächeln ins Gesicht zaubern kann.

Die zum Albumstart proklamierten „Gewinner“ finden sich im weiteren Verlauf des Albums zwar zunehmend in einer Existenzkrise wider, allerdings passt diese Resignation gegenüber einer optimistischen Lebenseinstellung gut zur wilden Energie der Songs. Besonders gesanglich treffen die kratzigen Stimmen den Nagel auf den Kopf und lassen die Band vor dem inneren Auge eskalieren, ob am Ende der Aufnahmen die Instrumente noch intakt waren, überliefert das Album aber nicht.

FAZIT: Rostock macht STRESS, denn geht es nach der Band, braucht die Menschheit einen Tritt in den Hintern und das einzige Heil liegt im Punk. Musikalisch liefert „Stress“ auf jeden Fall überzeugende Argumente für diese These. Die Musik brodelt, klingt immer wieder wütend tanzbar und überzeugt durch einen schmerzlich kaputten Charme, der die Inhalte der Texte passend ergänzt.