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7'' Day - November/Dezember 2013

20.12.2013

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Liebe Siebenzoll-Fangemeinde, an dieser Stelle erst einmal eine Entschuldigung dafür, dass es im November keinen 7" Day gegeben hat. Manchmal muss man eben Prioritäten setzen und so ist es zeitlich einfach nicht gelungen, rechtzeitig damit online zu sein. Dafür gibt es nun ein fettes Doppelpaket, das stilistisch mal wieder sehr abwechslungsreich geworden ist.

Abigor "Supreme And Immortal Is The Art Of The Devil"ABIGOR "Supreme And Immortal Is The Art Of The Devil" (10:27)
7" / Avantgarde Music
www.abigor.at

Man kann geteilter Meinung darüber sein, ob es vertretbar ist, ABIGOR zu besprechen. Dass deren Mitglieder mit ABSURD zusammengearbeitet haben, mag für manchen Ausschlusskriterium sein, indes gab es bei ABIGOR nie entsprechende Inhalte. Insofern sieht der Rezensent auch keinen Boykottgrund. "Supreme And Immortal Is The Art Of The Devil" ist eine Veröffentlichung zum 20-jährigen Bandjubiläum und hat zwei Stücke zu bieten, die 1997 ungemixt auf Tape aufgenommen wurden und bei denen ex-Sänger Silenius zu hören ist. Beide Stücke haben also einen entsprechenden, sehr schneidenden Sound und sind auch wegen ihrer schräg-dissonanten, sperrigen Art schwer zu konsumieren. "Soil Of Souls" kennt der Fan vom "Supreme Immortal Art"-Album und letztlich ist diese Veröffentlichung auch etwas für langjährige Anhänger der Österreicher. Handnummeriert und auf 500 Stück limitiert, gab oder gibt es die ersten 200 Exemplare mit Bonus-CD, auf der es mit "In Hate And Sin" eine Aufnahme der ersten Probe von Silenius mit ABIGOR zu hören gibt. (Andreas Schulz)

Bouncing Souls / The Menzingers "Electric"BOUNCING SOULS / THE MENZINGERS "Electric" (12:08)
7" / Uncle M/Finestvinyl.de
bouncingsouls.com / facebook.com/themenzingers

Zwei Generationen Punkrock auf einer Split-Single. Die BOUNCING SOULS aus New Jersey wurden 1987 gegründet, THE MENZINGERS aus Pennsylvania fast 20 Jahre später. Was jedoch nicht bedeutet, dass die ältere Band auch alt klingt. "Blackout" ist ein flotter Singalong-Song mit ansprechenden Melodien, "Burn After Writing" ist etwas weniger poppig und gediegener - man könnte auch erwachsener schreiben - dabei covern die älteren Herren hier die Jungspunde. Etwas roher im Gesang und mit mehr Rock'n'Roll ertönt "The Shakes", "Kate Is Great" ist das obligatorische Gegencover mit ein paar Ska-Einflüssen. Die Single in gelb-schwarzem Splatter-Vinyl ist bei Finestvinyl.de vergriffen, viel Spaß also beim Suchen. (Andreas Schulz)

Cannibal Accident "Lennu"CANNIBAL ACCIDENT "Lennu" (08:17)
7" / Nailjar Records
www.facebook.com/cannibalaccident

Sechs Songs in knapp mehr als acht Minuten und das garstige Artwork sprechen Bände. CANNIBAL ACCIDENT aus Finnland zocken auf "Lennu", der insgesamt dritten Veröffentlichung, wüsten Grindcore der alten Schule mit schwungvollen Moshparts und punkigen Einschüben. Die Zielgruppe freut sich über Songtitel wie "Orgiastic Hypothermia", "Nuclear Semenstorm", "Chili Con Carnage" und "Rectum Loosener" genauso, wie über den Wechselgesang aus Geschrei und tiefstem Gegrowle. Der Sound der Songs ist genauso räudig wie der Gesamteindruck, den "Lennu" hinterlässt. Dabei stellt der Rezensent übrigens mal wieder fest, dass die Mischung verdammt viel Spaß macht und er sich eigentlich öfter mit sowas befassen sollte. Herrlich krankes und cooles Teil. (Andreas Schulz)

Crucified Mortals / Exorcism SplitCRUCIFIED MORTALS / EXORCISM Split (10:20)
7" / Hells Headbangers
www.crucifiedmortals.com
/ www.metal-archives.com/bands/Exorcism/89950

CRUCIFIED MORTALS aus Ohio haben vor zwei Jahren bereits ein ganzes Album veröffentlicht, die Pfälzer von EXORCISM haben sich bisher nur durch diverse Splits gerumpelt. Enstprechend klingt hier eine Seite erheblich besser als die andere. "Crippling the Will of Faith/You Wish You Were Dead" von den Amis ist eine garstige HELLHAMMER-/SLAyER-Hommage. Für Oldschool-Freunde durchaus annehmbar, vor allem im zweiten Teil. Der Death Metal von EXORCISM ist ebenfalls recht Thrash-lastig, allerdings kommt die Band weder vom Sound noch vom Songwriting an CRUCIFIED MORTALS ran. Doch allein das gewohnt geile Artwork von Mark Riddick rechtfertigt den Kauf. (Philipp Walter)

Hanging Garden "I Was A Soldier"HANGING GARDEN "I Was A Soldier" (14:55)
7" / Lifeforce Records
www.hanging-garden.net

Die Veröffentlichung des letzten Albums "At Every Door" liegt noch gar nicht so lange zurück – aber HANGING GARDEN scheinen voller Tatendrang und veröffentlichen mit "I Was A Soldier" zwei bzw. drei neue Songs, die so ziemlich genau dort anschließen, wo das letzte Album endete. Mit schweren, dominanten Keyboards driften die finnischen Gärtner weiterhin im Fahrwasser von GHOST BRIGADE mit stark modernem Einschlag. Ähnlich dem Vorgänger gibt es auch auf "I Was A Soldier" einen sehr starken Opener, während der Rest des Materials eher bodenständig daherkommt und nicht völlig überzeugen kann. "Winter to Summer Adverse" allerdings hat es in sich und ist allein schon den Anschaffungspreis wert. Wer die Band bisher mochte und sich mit der Entwicklung, welche auf der letzten Platte deutlich wurde, anfreunden konnte, der wird auch dieses Mal nicht enttäuscht. (Oliver Schreyer)

Jehova Eyes "Sitcom Freedom"JEHOVA EYES "Sitcom Freedom" (04:51)
7" / Gaphals
www.jehovaheyes.com

Diese Newcomer gehen aus weitgehend unbekannten Gruppen hervor (REGULATIONS, SECTION 8 ), und setzten mit dem Video zum Titelstück dieser schlicht schwarzen Single bereits optische Ausrufezeichen, aber auch ohne Bilder funktioniert "Sitcom Freedom" sehr gut: Wave bis Post Punk, der sich mit Schweinerock-Kante perfekt im Vorprogramm von BEASTMILK machen würde. Der Song ist kein plumper Aufhänger für Jeansjacken, die nur einen kühlen Sommer lange halten, sondern gewinnt mit jedem Hören an Schmiss, derweil die Rückseite "Living Dead Cities" nicht minder hittig ausfällt. Die Texte ermutigen zum genaueren Hinhören, falls man nicht sowieso schon eine Ader für schrulligen Punk mit schwebender Note hat, wie er Ende der Siebziger bis Mitte der Achtziger vor allem aus Großbritannien kam - höre RUDIMENTARY PENI oder SPIZZ. (Andreas Schiffmann)

KNIFVEN "Smutsen/Bingo"KNIFVEN "Smutsen/Bingo" (05:12)
7" / Gaphals
www.facebook.com/Knifven

Diese schwarze Maxi ist limitiert auf 300 Einheiten und bietet wie schon KNIFVENs drei vorige Kurzformate (Zeit für ein Album) geil subtile, post-punkige Harmonien vor ungehobelt rockigem Backdrop. Die A-Seite "Smutsen" unterstreicht dies rumpelnd mit angezerrtem Bass, wobei auch Frontmann anders kein Distortion-Pedal vorschaltet und den Sound seines Trios somit wunderbar transparent hält. Nur angezerrte Gitarren und Knorriges Schwedisch als Singsprache muss man mögen, doch das tun Liebhaber von Skandi-Hardcore sowieso, und an genau diese richten sich KNIFVEN vorwiegend, ohne eine stumpf szene-treue Genre-Combo zum Vergessen zu sein. Die B-Seite "Bingo", etwas verhaltener, weist den Weg der Stockholmer in eine vermutlich allzu enge Grenzen sprengende Zukunft: griffig und dennoch nicht allzu bequem, kompakt und allzu schnell vorbei. Deshalb gleich noch einmal umdrehen... (Andreas Schiffmann)

Method Of Proof "Truthseeker"METHOD OF PROOF "Truthseeker" (10:42)
7" / Mind Control
www.facebook.com/methodofproofhc

Noch im August musste die junge sächsische Thrashcore-Truppe den Weggang zweier Mitglieder verkraften. "Truthseeker" merkt man das zum Glück nicht an. Vor allem der gerade mal 18jährige neue Shouter bringt ordentlich Dampf in die Nummern. Der erste Track plätschert noch an einem vorbei, doch ab "Death Before Birth" gibt’s treibenden Hardcore mit einer fetten Ladung Thrash um die Ohren. Angesiedelt irgendwo zwischen CRUEL HAND und SEPULTURA. (Philipp Walter)


Negura Bunget "Gînd A-Prins"NEGURA BUNGET "Gînd A-Prins" (10:04)
7" / Lupus Lounge
www.negurabunget.com

"Gînd A-Prins" ist die erste Veröffentlichung von NEGURA BUNGET bei Lupus Lounge, die komplett neues Songmaterial enthält. Die Single ist ein Teaser für die anstehende "Transilvanian Trilogy", einem Konzeptwerk über die transilvanische Heimat, das sich über drei Alben spannen soll und zu jedem Album soll es einen abendfüllenden Film mitsamt Soundtrack geben. Ambitioniert. Die beiden Stücke hier vermitteln einen Eindruck davon, wie der Soundtrack klingen wird, denn beide haben mit Metal nichts zu tun, sondern liegen irgendwo zwischen Weltmusik, Neofolk und Ambient. Sie sind also sehr naturbelassen und atmosphärisch und kommen mit Keyboards, Flöten, Hörnern, Perkussion und Gesang aus. Auch ohne das Wissen, dass diese Musik vermutlich tolle Bilder begleiten soll, lässt sie entsprechende Bilder vor dem geistigen Auge entstehen. Der erste Song "Curgerea Muntelui" wird auch später in einer anderen Version zu hören sein, "Taul Fara Fund" gibt es nur auf dieser, auf 500 Exemplare limitierten Veröffentlichung. (Andreas Schulz)

Nocturnal Depression "L'Isolement"NOCTURNAL DEPRESSION "L' Isolement" (12:16)
7" / Avantgarde Music
nocturnaldepression.free.fr

Depressive Suicidal Black Metal aus Frankreich gibt es von NOCTURNAL DEPRESSION auf "L' Isolement". Der ist nicht sonderlich außergewöhnlich, hat aber alles, was man am Subgenre mögen kann. Der Titeltrack auf der A-Seite ist eine getragene Nummer mit - natürlich - melancholischen Harmonien und Krächzvocals. "Beskidt Og Forladt" ist trotz Doublebass-Einsatz zunächst nicht schnell, aber druckvoller, im weiteren Verlauf flirren die Gitarren dann im schwarzmetallischen Uptempo und ganz am Schluss geht es im Uffta-Takt dem Ende entgegen. Solides Material, aber mit zu wenig Anreiz, auf selbstzerstörerische Gedanken zu kommen. 100 Exemplare von "L' Isolement" kommen mit Bonus-CD, die neben den beiden 7"-Tracks auch noch zwei Coverversionen enthält. FORGOTTEN TOMBS' "Disheartenment/Love's Burial Ground" zeigt dabei, dass NOCTURNAL DEPRESSIONs Songwriting noch genug Luft nach oben hat, zudem covert man mit "Seven Tears Are Flowing Into The River" die Erfinder des "Black Metal ist Krieg"-Schwachsinns. (Andreas Schulz)

Putrefact "Of Those Who Were Deceased"PUTREFACT "Of Those Who Were Deceased" (10:19)
7" / Pulverised Records
www.facebook.com/PutrefactDM

Kaum ein Genre, in dem so viel Müll veröffentlicht wird wie im extremen Metal. Im Underground ist es scheinbar vollkommen ausreichend, wenn man die Instrumente richtigherum halten kann, um eine EP einrülpsen zu dürfen. Jetzt also PUTREFACT aus Mexiko, die es gerade mal seit 2012 gibt. Auf "Of Those Who Were Deceased" gibt es unterirdischen Death Metal im unterirdischen Soundgewand. "We Were Deceased" hat immerhin noch ein bisschen Geschwindigkeit, aber das schleppende "II" hat gar nichts. Vollkommen unnötiges Rumgewurschtel, das klingt, als sei es innerhalb von 20 Minuten geschrieben und aufgenommen worden. Zurück in den Proberaum, Jungs. (Philipp Walter)

PUTRID YELL / EATEN ALIVE Putrid Yell / Eaten Alive "Vicious Manifestation Of Horror And Death" (12:53)
7" / Iron Bonehead
putridyell.bandcamp.com / eatenalive.bandcamp.com

Das geschätzte Label Iron Bonehead ist trotz superber Veröffentlichungen im Middleground (also kein Underground und kein Mainstream) von Bands wie KETZER und CULT OF FIRE immer noch tief im Unterground verwurzelt. Das belegt diese Split mit PUTRID YELL aus Chile auf der A-Seite, die morastigen Death Metal mit leichter Oldschool-Schweden-Kante spielen. Wer auf scheppernde Produktion, Schwierigkeiten beim Halten des Takts und dem Timing und tief hallende Growls steht, wird bei "Wrenching Putrid Yell" gut bedient - übrigens erst der fünfte PUTRID YELL-Song, der das Licht der Welt erblickt hat. Viel mehr haben die Landsleute von EATEN ALIVE auch noch nicht zu bieten, ihr "Mangled In The Morgue" ist aber der etwas bessere Song, weil man einfach besser spielt. Die schleppende Nummer wird zwischendurch mal im Uffta-Beat flotter, ist aber insgesamt recht finster ausgefallen. Wer gerne im südamerikanischen Death-Metal-Untergrund auf Trüffelsuche geht, kann mal reinhören. (Andreas Schulz)

Sol Invictus "Mr Cruel"SOL INVICTUS "Mr Cruel" (09:05)
7" / Auerbach
facebook.com/solinvictus.official

Mit "Mr Cruel" servieren die britischen Neofolker SOL INVICTUS einen Vorgeschmack auf ihr neues Album, das 2014 erscheinen soll. Der Titeltrack auf der A-Seite startet mit sanften Gitarren, psychedelischen Synthies und Flöten, Tony Wakefords Gesang in der recht ruhigen Nummer wirkt alt und zerbrechlich - ein bisschen so wie Johnny Cash. Eine schöne Nummer, die zwischendurch an Intensität zulegt, um umgehend wieder ruhiger zu werden. "Like God" auf der B-Seite beginnt ebenfalls eher bedächtig, die Streicher intonieren eine melancholische Weise, mehrstimmige Gesänge sorgen für bedrückende Atmosphäre, die von den Trommeln unterstrichen wird. Schöne, finstere, englische Musik der anderen Art. (Andreas Schulz)

7" Day - Inhaltsverzeichnis

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Andreas Schulz (Info)