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Huntress - Starbound Beast - Massen-Review

01.07.2013

Huntress "Starbound Beast" CoverBei HUNTRESS wollten alle mal ran. Also rein review-technisch, wohlgemerkt. Da gleich mehrere Redakteure Interesse daran hatten, das zweite Album der Metal-Band um ex-Playmate Jill Janus zu besprechen, haben wir uns auch hier zum Massen-Review entschieden. "Starbound Beast" ist der Titel des Albums, mit dem HUNTRESS sich weiter etablieren wollen. Dass das Album gerade mal 14 Monate nach dem Debüt "Spell Eater" erscheint, ist ein Beleg dafür, wie ernst es der Band mit ihrer Sache ist. Und dass Frau Janus sich auf den neuen Promobildern deutlich zugeknöpfter präsentiert, als zuvor, zeigt, dass die Musik im Vordergrund stehen soll - und nicht irgendwelche optischen Aspekte. Inwieweit das tatsächlich gelingt, ist Geschmackssache, was die breite Bewertungsspanne von fünf Punkten Unterschied in unseren Reviews belegt.

Review von: Andreas Schiffmann (Profil)

Bei HUNTRESS hat sich mit Album Nummer zwei wenig geändert, außer dass der Überraschungslack abgeblättert ist ... falls man mit Hinblick auf eine selbstbewusste und mit ihrem Geschlecht kokettierende Frontfrau nicht sowieso von vornherein zum Gähnen geneigt war.

Die Band zockt weiterhin melodischen Heavy Metal, den sorgfältig ausgearbeitete Licks und Riffs - auch wenn sie mitunter abgedroschen klingen - genauso auszeichnen wie die variable Gesangsstimme von Jill Janus. Der wehmütigen Ton in einigen Songs steht ihr gut ("Blood Sisters", "Oracle" Titelstück), die extremen Schreie und Growl nach wie vor weniger. Die Produktion entspricht zeitgenössischen Standards (bezieht auch unangenehm glatt nachbearbeitet klingende Harmony-Vocals mit ein), die Songstrukturen allerdings leider auch. Forsch wie in "Zenith" und "Receiver" könnte es häufiger zugehen, denn im mittleren Tempobereich ("Spectra Spectral" etwa zieht sich) langweilen HUNTRESS noch schneller, als sie es generell aufgrund ihrer vorhersehbar auf die Refrains ausgerichteten Arrangements tun.

Zu erheblichen Beanstandungen sieht man sich nicht gezwungen (vielleicht ein Offenbarungseid im Rahmen gewollt aufmüpfiger, anstößiger Musik?), außer dass "I Want To Fuck You To Death" textlich tatsächlich der vielzitierte Fremdschäm-Faktor innewohnt, wohingegen sich die Band mit "Alpha Tauri" an einen netten Entwurf von FATES WARNING light wagt. Letztlich ist "Starbound Beast" ein gänzlich konventionelles Heavy-Metal-Album mit oft allzu deutlich nach Setzkasten-Art zusammenklamüserten Songs und in jeder Hinsicht dick aufgeblasenen Ballons.

FAZIT: HUNTRESS streben anders, als der Titel glauben macht, nicht die Sterne am eisernen Firmament an, krümmen sich aber genauso wenig unter Kreuzschmerzen aufgrund des Gewichts vor ihrer Brust, respektive Verstärkerwand. Ein auf Superlative ausgerichtetes Image verdammt ihre weithin glanzlos solide Musik langfristig (so sie überhaupt durchhalten) zum Mittelmaß, und das ist auch in Anbetracht der unsympathisch plumpen Promo-Aktionen der Band richtig so.

8 von 15 Punkten


Review von: Andreas Schulz (Profil)

Ungeachtet jeglicher oberflächlichen Betrachtungsweise war "Spell Eater" ein guter Einstand für HUNTRESS. Die Kombination von klassischem US-Metal mit den abwechslungsreichen Vocals von Jill war nicht revolutionär, aber sorgte für Eigenständigkeit. Und da mit dem Titeltrack oder dem Videotrack "Eight Of Swords" auch gute Songwritingfähigkeiten aufgezeigt wurden, machte das Album Spaß. Nun liegt also "Starbound Beast" vor und zeigt Änderungen im Detail. Rein musikalisch entfernt man sich ein kleines Stück vom amerikanischen Sound hin zu europäischer geprägtem, melodischem Metal. Stimmlich jedoch verzichtet Jill mehr auf die Extreme, was man durchaus schade finden kann, ich mochte die Screams und Growls auf dem Debüt recht gern. Nur gelegentlich faucht die Dame noch, ansonsten ist ihre Darbietung in engeren Grenzen immer noch abwechslungsreich.

Und so wirkt das Material auf "Starbound Beast" insgesamt etwas gediegener, erwachsener und gezähmter - man hat das Gefühl, als würden HUNTRESS sich darum bemühen, ernster genommen zu werden. Auch der trockene, basische Sound, der ohne Effekthascherei auskommt, ist ein Beleg dafür. Ganz ohne Plakativität geht es aber auch nicht - den Ohrwurm "I Want To Fuck You To Death" sollte man allerdings nicht in der Öffentlichkeit mitsingen, das könnte für komische Blicke der Mitbürger sorgen. Auf ähnlichem Niveau sind das flotte "Zenith" (es dauert bis zu diesem sechsten Song, bis das Tempo endlich mal angezogen wird) sowie das melodische, mit starkem Refrain ausgestattete "Spectra Spectral".

Neben den wirklich guten Gesangslinien, die selbst unauffälligere Songs immer wieder aufwerten, ist besonders die Gitarrenarbeit positiv zu bewerten, die Soli sind durchweg geschmackvoll bis richtig gut. Auch ist man insofern um Anspruch bemüht, als dass nun auch Elemente des progressiven Metals eingeflochten werden. Im direkten Vergleich war das Debütalbum frischer und auffälliger, doch auch "Starbound Beast" ist ein gutes Metal-Album, das wenig Anlass zur Kritik bietet. Nur die aufgesetzt wirkenden Okkultinhalte nehme ich der Band immer noch nicht ab, auch wenn man diesbezüglich nun etwas subtiler agiert.

FAZIT: Ordentlicher Heavy Metal, gut gespielt, gut gesungen und eigenständig. Nicht mehr (vor allem nicht mehr nackte Haut), aber auch nicht weniger.

10 von 15 Punkten


Review von: Daniel Fischer (Profil)

Das zweite Album von HUNTRESS überrascht zunächst mit einer deutlich gemäßigteren Gangart, was jedoch keinesfalls negativ zu sehen ist. War insbesondere Sängerin Jill Janus auf dem Debüt noch etwas übereifrig bemüht, alle Extreme ihrer Stimme zu präsentieren (hoch, tief, aggressiv) und schrie sich manchmal etwas verkrampft die Seele aus dem Leib, wirkt sie auf "Starbound Beast" deutlich lockerer. Sie zeigt sich immer noch sehr variabel, stimmgewaltig und rotzig, bevorzugt jedoch häufig melodische Töne, was in sehr eingängigen, teilweise hymnischen Gesangslinien resultiert.

Aber nicht nur die Sängerin, auch der Rest der Band hat einen Gang zurückgeschaltet. Konnte man auf "Spell Eater" noch sirrende US-Metal-Gitarren und einige Thrash-Riffs ausmachen, kommen diesmal die traditionellen Einflüsse stärker durch: IRON MAIDEN, KING DIAMOND oder vereinzelt sogar THIN LIZZY haben auf die Saitenfraktion hörbar Eindruck hinterlassen. Wunderbar melodisch perlende Soli und zweistimmige Leads gibt es zu hören, und insgesamt wirkt einfach alles etwas entspannter und rockiger.

FAZIT: Hört man "Starbound Beast" völlig unvereingenommen, sind HUNTRESS sowohl musikalisch als auch gesanglich eigentlich genau die Band, auf die traditionelle Underground-Metal-Freaks abfahren müssten. Meiner Ansicht nach haben die Band und insbesondere ihre Sängerin genau den richtigen Weg eingeschlagen: weniger Extreme demonstrieren, stattdessen einfach packende, schlüssige und eingängige Songs schreiben. Weiter so!

12 von 15 Punkten


Review von: Oliver Schreyer (Profil)

Titten und Blut die Zweite. Nein – dieses Mal beschränken sich HUNTRESS auf das Wesentliche und soll es bei "Starbound Beast" nur um eines gehen: die Musik. Sicher zum Ärger einiger konnten Jills Promobilder zur letzten Platte doch sicher auch einige Metaller begeistern, die der Band musikalisch nichts abgewinnen konnten.

Vielleicht ist genau das der Grund, "Starbound Beast" von Anfang an etwas nüchterner zu betrachten und keine Brustsympathien aufzubauen. Ob der Schachzug so klug war, ist angesichts des recht flachen musikalischen Rezepts fraglich, denn insgesamt wirkt das aktuelle Album im Vergleich zum Vorgänger noch um einiges unspannender. Trotz cooler Vocal-Performance von Sängerin Jill wirkt der Großteil der Songs sehr wie 08/15-Standardkost im Heavy Metal-Kostüm.

Dass nicht nur das musikalische Niveau gesunken ist, sondern auch das textliche, bewiest der von Lemmy geschriebene Song 'I Want Fuck You To Death', der sicher vor 25 Jahren noch für Furore und schreiende Eltern gesorgt hätte, im 21. Jahrhundert aber einfach nur noch peinlich wirkt und die Band sich selbst damit jeden ernsthaften Respekt abspricht.

Auch wenn "Starbound Beast" im Ansatz einige nette Refrains und auch Soli zu bieten hat, hält sich der Großteil des Materials doch sehr in Grenzen und bietet viele billig gespielte Riffs, die man tausendmal anderswo schon besser gehört hat. So rauscht "Starbound Beast" im Großen und Ganzen trotz guter Produktion und guter gesanglicher Leistung sehr gesichtslos am Hörer vorbei.

FAZIT: Nicht nur, dass der Fan in puncto nackte Haut zum Verzicht gezwungen wird, auch inhaltlich krankt das Album an allen Ecken und Enden an Belanglosigkeit und Austauschbarkeit. Bedenkt man, dass HUNTRESS mit ihrem letzten Album in einigen Magazinen sogar als Newcomer des Jahres gefeiert wurden, scheint der kreative Output auf Album Nummer zwei doch etwas arg dünn. Auf ganzer Linie enttäuschend.

7 von 15 Punkten


Review von: Lothar Hausfeld (Profil)

Nachdem sich mittlerweile jeder an den nackten Brüsten von HUNTRESS-Sängerin Jill Janus sattgesehen haben dürfte, bleiben diese – zumindest bis zum jetzigen Zeitpunkt – zur Promotion des zweiten Albums "Starbound Beast" eingepackt. Dann kann es ja um die Musik gehen – so wie das normalerweise ja ohnehin der Fall sein sollte.

Geboten wird erneut melodischer Heavy Metal, der – natürlich! – überhaupt nichts Sensationelles an sich hat. Erwartet das heutzutage ernsthaft noch irgendjemand? So kommt es, dass auch HUNTRESS lediglich eine unter Vielen sind – obwohl die musikalische Qualität von "Starbound Beast" vorhanden ist. Mit "Blood Sisters" gibt es einen flotten Opener, der die stimmliche Bandbreite von Jill Janus ziemlich ausreizt. Während die hohen Töne recht gut sitzen, begibt sich die Frontdame bei den Growls dagegen eher auf Fettnäpfchensuche. Glücklicherweise hält sich die Sängerin im Albumverlauf bei den Grunztönen und den ganz extremen Schreien ein wenig zurück.

Für das anschließende "I Want To Fuck You To Death" hat man sich Hilfe von MOTÖRHEADs Lemmy geholt, so dass man angesichts der "das hätte mich mit 14 noch zum albern-debilen Glucksen gebracht" –Lyrics ein Auge zudrücken kann. Musikalisch gefällt der Song mit seinen zahlreichen Maidenesken Melodien dagegen uneingeschränkt. Im Titeltrack kommen dann die JUDAS-PRIEST-Vorlieben der Band ziemlich ungeniert durch, was ihnen aber ebenfalls gut zu Gesicht steht.

Richtig gut, sogar sehr gut, wird das Material auf dem zweiten Album der Band allerdings nur dann, wenn sie eine Spur räudiger, ungezügelter und schneller zu Werke gehen, wie etwa auf "Zenith" oder "Receiver". Hier und da gibt es, was die Stimmung betrifft, kleinere Schlenker und Querverweise auf Künstler wie KING DIAMOND oder THE DEVIL'S BLOOD (Refrain von "Spectra Spectral"), im Großen und Ganzen orientiert man sich aber den üblichen Verdächtigen wie die bereits genannten Maiden und Priest; durch die Stimme von Jill Janus kommen auch BENEDICTUM immer wieder in den Sinn. Parallele: Auch diese Band hat, mit Ausnahme einer stimmgewaltigen Frontfrau, nur wenig Außergewöhnliches an sich.

FAZIT: Es wäre wünschenswert, wenn sich HUNTRESS zukünftig ohne ihr künstlich aufgeblähtes und unangenehm aufdringliches Image positionieren würden. Auch ohne Okkultismus und Ochsenblut, Hexenwerk und Hupen kommt die Band ganz gut über die Runden. Zumindest, wenn man akzeptiert, dass sie eben nur eine unter Vielen ist.

10 von 15 Punkten

Durchschnittspunktzahl: 9,4 von 15 Punkten.

Damit Einstieg auf Platz 35 in den Massen-Review-C
harts.

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Andreas Schulz (Info)