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Triptykon - Melana Chasmata - Massen-Review

14.04.2014

Triptykon "Melana Chasmata" CoverTom Gabriel Warrior genießt in der Metalszene ein hohes Ansehen. Mit HELLHAMMER und CELTIC FROST leistete er Pionierarbeit, mit seiner aktuellen Band TRIPTYKON schreibt er seine Geschichte weiter, nachdem die Wiedervereinigung von CELTIC FROST nach dem Album "Monotheist" endgültig scheiterte. Gemeinsam mit Bassistin Vanja Slajh hob er also TRIPTYKON aus der Taufe und fand mit Gitarrist V. Santura von DARK FORTRESS sowie Drummer Norman Lonhard geeignete Mitstreiter. Mit "Melana Chasmata" erscheint nun der langersehnte, zweite Longplayer von TRIPTYKON, den wir aufgrund seiner Relevanz natürlich für ein Massen-Review ausgewählt haben. Dass übrigens ein erklärter Nicht-Extremist in Sachen Metal hier die höchste Punktzahl zückt, ist eine echte Überraschung, aber auch darüber hinaus ist man sich über die Qualitäten dieses Albums weitestgehend einig.

Nachtrag: aus dem vorliegenden Promomaterial wurde leider nicht deutlich, dass der weibliche Gesang bei "Boleskine House" von Simone Vollenweider stammt und bei "Waiting" Simone Vollenweider und Vanja Slajh zu hören sind. Deshalb sind einige Passagen diesbezüglich in den Reviews nicht ganz korrekt.

Review von: Andreas Schiffmann (Profil)

Woher Tom Warrior den Groll nimmt, den er so glaubwürdig in finsteres Metall zu gießen weiß wie nur wenige, wurde hinlänglich dokumentiert, doch wiewohl diese Empfindung und damit einhergehend ein destruktives Moment auch auf "Melana Chasmata" dominiert, wäre es zu einfach gewesen für TRIPTYKON, sich einzig darauf zu verlassen. Hin- und hergerissen zwischen dem Unvermögen, die Vergangenheit loszulassen – den konservativen Hörer freut es, die Persönlichkeit zerreibt es – und einem ständigen Experimentierzwang (von Freude mag man nicht sprechen) hat das Aushängeschild im Grunde genommen das Album erschaffen, mit dem alle rechneten.

Das stumpfe, aber nicht ohne Raffinesse knüppelnde "Breathing" buhlt als Vorab-Single um die Gunst der Traditionalisten, die sich auch das trotzige "Altar Of Deceit" und den galligen Einstieg "Tree Of Suffocating Souls" (mit orientalischem "attention getter") schmecken lassen werden. Andererseits retardieren TRIPTYKON mit 'Aurorae' (versöhnlich oder resignierend?) und "In The Sleep Of Death" (langweilig oder "atmosphärisch"?) bloß jene Läuterung, die ihnen mit dem 13-minütigen "Black Snow" vollends gelingt. Man kann es methodischen Sadismus zur Kunst erheben, muss aber nüchtern betrachtet das schamanische 'Boleskine House' und den lichten Abschluss "Waiting" als Höhepunkte des Werkes betrachten – und dies nicht wegen der zusätzlichen Stimme von Bassistin Vanja, sondern weil sich die Gruppe hier nicht auf Doom und "Uh" ausruht, wie es anderswo zu häufig geschieht.

FAZIT: "Melana Chasmata" bräuchte mehr "schöne" Augenblicke, die das Elend noch glaubwürdiger erscheinen ließen, ist aber vielleicht auch gerade deswegen beeindruckende Pflichterfüllung. Das zweite Nomen im letzten Wort lässt der Fan wohlweislich unter den Tisch fallen, denn vorbei kommt an dieser Scheibe niemand, der 2014 im Metal mitreden möchte.

11 von 15 Punkten


Review von: Andreas Schulz (Profil)

Es gibt verschiedene Wege, Finsternis zu erleben, welcher Art auch immer sie gestaltet ist. Die eine ist der Blick von außen. Man betrachtet etwas Finsteres, man ist fasziniert davon, man ist beeindruckt davon, aber diese Art von Finsternis ergreift keinen Besitz von einem. Sie dringt nicht in das Innere vor, sie berührt nur oberflächlich und bleibt deshalb auf ihre Art und Weise ungefährlich. Die andere Art und Weise, Finsternis zu erleben, ist jene, bei der die Finsternis in einen hineinkriecht. Sie umklammert Geist und Gemüt, sie löst Gefühle der Trauer, der Ergriffenheit, der Wut oder der Angst aus. Dabei fällt es jedoch schwer, zu beschreiben, warum das im einen Fall eintritt, im anderen aber nicht. Es sind letztlich kleine Nuancen, die im Inneren gewisse Türen öffnen und die nicht wirklich in Worten zu beschreiben sind, man spürt lediglich die Auswirkung - oder eben nicht.

Die Musik von TRIPTYKON ist ohne Zweifel finster. Viel finsterer, als manch andere Musik. Man einer mag behaupten, dass es eigentlich gar nicht finsterer geht. Das hängt natürlich eng mit der Person Tom Gabriel Warrior zusammen, einem Menschen, der in Interviews viel von der erschreckenden Finsternis, die in ihm herrscht, preisgibt. Und das wird ungefiltert in der Musik und in den Texten deutlich, die er schreibt. Beste Voraussetzungen also, um sich auf eine Reise in musikalische Finsternis zu begeben.

Obwohl ich ein ausgesprochenes Faible für dunkle, von persönlichen Gefühlen negativ eingefärbte Musik habe, stellt sich bei mir der Effekt ein, dass mich die Musik von TRIPTYKON nicht innerlich berührt. Und so betrachte ich "Melana Chasmata" von außen und bin beeindruckt vom Abwechslungsreichtum, der hier vorherrscht. Dass der Opener "Tree Of Suffocating Souls" unerwartet schnell und kraftvoll ertönt, ist genauso überraschend, wie die mitunter thrashigen Momente in "Breathing". Dass die immer so finster dreinschauende Vanja Slajh Songs wie "Boleskine House" und "Waiting" mit traumhaft schönem Gesang ergänzt, ist vielleicht noch überraschender. Dass "Melana Chasmata" weniger spröde klingt und Raum für Einflüsse aus dem Gothic Metal à la PARADISE LOST lässt, macht es angenehmer zu hören, als vorher zu erwarten war. Aber auch die schwereren Brocken wie "In The Sleep Of Death" und "Black Snow", die es zusammen auf über 20 Minuten Spielzeit bringen, sind beeindruckend gute Songs mit faszinierend dunkler Stimmung.

FAZIT: Ich kann nicht erklären, warum es der Musik von TRIPTYKON nur in Ansätzen gelingt, mich einzunehmen und zu berühren. Aber vielleicht muss man das auch nicht, denn wie eingangs erwähnt, kann man die Finsternis auch von außen mit Faszination betrachten.

12 von 15 Punkten


Review von: Lothar Hausfeld (Profil)

TRIPTYKON? Warum sollte ich mich mit denen beschäftigen? HELLHAMMER waren mir immer zu doof, und für CELTIC FROST war ich wohl zu doof, denn trotz einiger Annäherungsversuche meinerseits in den frühen 90er-Jahren blieb mir die dunkle Welt von Tom Gabriel Warrior stets verschlossen. Ich hatte also relativ überschaubare Erwartungen an TRIPTYKON und ihr Zweitwerk "Melana Chasmata" – doch wie das so häufig ist: Wenn du nichts erwartest, kannst du alles bekommen.

Und exakt so verhält es sich auch mit diesem Album. Man könnte jetzt zahllose Adjektive sammeln und aneinander reihen, die "Melana Chasmata" umschreiben, man würde dabei auf Wörter wie "finster", "bösartig", "garstig", "verstörend" oder "gewaltig" zurückgreifen, und doch versagt bei der Umschreibung dieses Monuments die Sprache. Selbst wer sich die fünf Adjektive im Satz zuvor versucht musikalisch vorzustellen, wird diesem Album nicht gerecht. TRIPTYKON erschaffen eine Welt, der man sich nur auf eine einzige Art und Weise angemessen nähern kann: Dem Anhören. Nur so wird dieser unfassbare Mix aus Death, Thrash, Black und Doom Metal, dieser mal zähfließende, mal eruptive, aber immer in höchstem Maße intensive Strudel der Dunkelheit auch nur ansatzweise verständlich.

Natürlich finden sich auf "Melana Chasmata" Versatzstücke all der großen Extem-Metal-Vorbilder, sei es das Frühwerk SLAYERS, sei es das Frühwerk BLACK SABBATHs. Egal: Warrior und seine Mannschaft schaffen es, dank einer überbordenden Kreativität und dem stets vorhandenen Willen, zu experimentieren, etwas komplett Eigenes daraus zu kreieren, eine monströse Machtdemonstration musikalischer Dunkelheit.

Einzelne Songs als Höhepunkte dieses Albums auszumachen, gliche einem Frevel. Jeder der neun Songs lässt den Hörer in eine komplett dunkle Welt hinab gleiten; und obwohl Songs wie "Black Snow" mehr als zwölf Minuten die Seele malträtieren, kommt zu keiner Sekunde Langeweile auf. "Melana Chasmata" deckt alle Schattierungen des Schwarz ab. Unabhängig von der Geschwindigkeit und der Härte der Songs.

FAZIT: Ugh.

13 von 15 Punkten


Review von: Lukas Heylmann (Profil)

"Eparistera Daimones" war ein Moloch, das nahtlos an den Quasi-Vorgänger "Monotheist" anknüpfte. Es war fraglich ob Thomas Gabriel Fischer und Konsorten den beiden Alben ein weiteres so brachiales, monotones Werk zur Seite stellen oder neue Wege beschreiten würden.

Die Antwort liegt irgendwo in der Mitte. "Melana Chasmata" kommt immer noch unheimlich dunkel daher und dringt in Sphären vor, die sonst kaum Bands erreichen. Dennoch wurde eine gewisse Feinjustierung vorgenommen. Ein Song wie "Altar Of Deceit" hätte in seiner kompromisslosen, düsteren Gewalt auch einwandfrei auf dem Debüt stehen können und als Ganzes ist das neue Album wie der Vorgänger ein Monolith der Finsternis. Doch in den restlichen Stücken bringen TRIPTYKON zuweilen etwas unter, was zuvor fehlte, nämlich stimmungstechnische Ausreißer, von der Depression in die Melancholie. Als Beispiel seien hier die letzten Minuten vom Vorabsong "Boleskine House" genannt, bei denen man sich beinahe etwas an die sphärischen Momente von TYPE O NEGATIVE erinnert fühlt. Diese Assoziation ist ebenso wie die Uralt-PARADISE-LOST-Anklänge in "Aurorae" aber auch nur minimal, denn trotz einiger neu integrierter Elemente klingt immer noch alles zu 100 Prozent nach TRIPTYKON.

Meiner Meinung nach hat Tom Warrior seine größten Glanztaten mit CELTIC FROST vollbracht, Alben wie "Morbid Tales" und "Into The Pandemonium" stehen unantastbar an der Spitze seines Schaffens und suchen in der Metalszene nach wie vor nach Ihresgleichen. Aber man muss dem Schweizer zugute halten, dass er musikalisch niemals stagniert hat und das tut er auch mit "Melana Chasmata" nicht. Viel mehr wurden die besten Aspekte des Debüts genommen, verfeinert und besser strukturiert und um neue Einflüsse ergänzt. Das macht das neue Album leichter zugänglich als "Eparistera Daimones", allerdings ohne auch nur im Geringsten Kompromisse einzugehen.

FAZIT: Wer die Band vorher schon mochte, benötigt dieses Album dringend. Aber auch Fans härterer Spielarten, die dem Debüt weniger abgewinnen konnten, sind dringend dazu angeraten, ein Ohr zu riskieren. Man sollte sich jedoch bewusst sein, dass es sich hier in keiner Weise um Massenkost handelt und ein Großteil der Szene wird sich immer noch angewidert von diesem Lavastrom abwenden. Diese Menschen wollte Tom Warrior aber vermutlich auch niemals erreichen.

12 von 15 Punkten


Review von: Oliver Schreyer (Profil)

Nachdem TRIPTYKONs Erstling "Eparistera Daimones" noch schwer in den Tiefen des letzten CELTIC FROST Albums "Monotheist" verwurzelt war, geht die Band um den Altmeister der Düsternis, Thomas Gabriel Fischer, auf "Melana Chasmata" in eine andere, eigene Richtung. Auch wenn der Opener "Tree Of Suffocating Souls" die Hörer noch in keltischem Frost durchdringt, geht es spätestens mit "Boleskine House" subtiler und atmosphärischer zu Werke.

Insgesamt wirkt "Melana Chasmata" weniger hart, passagenweise scheint die Band fast in die Gothic-Rock-Ecke der Marke FIELDS OF THE NEPHILIM abzurutschen – mal mehr, mal weniger überzeugend. So wirkt das Album insgesamt auf Dauer etwas zu sehr auf totale Atmosphäre getrimmt und nimmt sich selbst die Luft zum Atmen. Songs wie "Aurorae", "Demon Pact" oder der überlange Track "Black Snow" sind zwar schön anzuhören und locken gespenstisch mit Geisterhand, wirken aber dauerhaft einfach zu dösig und reißen den Hörer zu selten mit metallischer Härte aus der gotischen Melancholie.  

Die Entwicklung weg von klarem CELTIC-FROST Ugh!-Metal war für den Entwicklungsprozess von TRIPTYKON irgendwann obligatorisch und wird nun hier sehr schleppend zelebriert. Ob das Herz eines jeden Metallers für diese Ausrichtung schlagen wird, wage ich zu bezweifeln – dominieren auf diesem Album doch klar kriechendes Riffing und atmosphärische, leadgetränkte Gitarrenparts.

FAZIT: "Melana Chasmata" ist ein Album so schön wie die Pest: düster, verhängnisvoll, wehklagend, abstoßend und irgendwie anziehend zugleich. Wer es düster, fast doomig mit spärlich gesäten Ausbrüchen verträgt, der wird hier sicher begeistert sein. Wer indes auf eine stampfende CELTIC FROST-Inkarnation gehofft hat, der wird für den Konsum des Albums am Stück sicher den einen oder anderen Energydrink parat halten müssen.

10 von 15 Punkten


Review von: Philipp Walter (Profil)

Bäm! Da ist er wieder, der DJ Ötzi des Extrem-Metals (optisch). Der Mann, der dem Genre das "Uh!" schenkte. Der vor 30 Jahren mit HELLHAMMER die Grenzen der Heaviness versetzte – und bis heute an diesem Projekt weiterarbeitet. Thomas Gabriel Warrior Fischer, der immer klingt, als würde er Berge zerlegen und Gletscher leer schaufeln. Nachts. Wütend.

"Eparistera Daimones", das erste TRIPTYKON-Album, war 2010 zu viel des Guten. Erschlagend lang, teilweise unstrukturiert, da gab’s noch Luft nach oben. Auch auf "Melana Chasmata" neigt Fischer zu Überlänge, Überhärte, Überdunkelheit. Aber es funktioniert besser. Es funktioniert sogar großartig.

Fischer wäre nicht Fischer, wenn es hier nicht einen Song gäbe, der die 10 Minuten-Marke knackt ("Black Snow"), wenn das ganze Album nicht eine Spielzeit hätte, die für glückliche Menschen kaum zumutbar ist (67 Minuten Depression-Hass-Gewalt-Lava). Ansonsten machen er und seine TRIPTYKON-Mitstreiter fast alles richtig, von der Gerölllawine des Einstiegs "Tree of Suffocating Souls" bis zur Atemnot des Rausschmeißers "Waiting".

Herr Schiffmann hat weiter oben auf den einzigen großen Kritikpunkt hingewiesen: Die Lichtblicke sind es, die diesem Album Spannung verleihen. Davon hätte es mehr geben müssen. Allerdings wären die Kritiken, die sich so schon vor Begeisterung überschlagen, dann noch langweiliger ausgefallen.

FAZIT: Ich habe versucht, dieses Album nicht zu mögen, weil ich mit dem Vorgänger nicht viel anfangen konnte. Es ging nicht.

12 von 15 Punkten


Review von: Norman R. (Profil)

Dieser Tom Warrior ist schon ein Phänomen. Kaum eine Persönlichkeit hat der harten Musik so viele zum Teil einzigartige Facetten hinzufügen können wie der Schweizer. Doch trotzdem kommt man nicht auf die Idee mit ihm tauschen zu wollen, denn seiner Musik nach zu urteilen, brodelt es seit jeher mächtig in ihm. Egal ob rohe Wutausbrüche (HELLHAMMER), kreative Fuck You-Attitüde gegenüber der Szene und dem eigenen Label (CELTIC FROSTs "Into The Pandemonium") oder komplette Umorientierung inklusive völlig neuem (Gitarren-)Sound ("Monotheist"), jedes Album in Warriors Karriere erzählt von Unangepasstheit, Schmerz, Wut, Trauer oder kurz von der dunklen Seite der Gesellschaft und der Rolle des Individuums in ihr. Nach dem Split CELTIC FROSTs und der erfolgreichen Installation TRIPTYKONs in Anlehnung an "Monotheist" läge die Annahme nahe, dass der nun mehr 50-jährige seine lange Reise abgeschlossen hat und heimisch geworden ist. "Melana Chasmata" spricht da aber eine etwas andere Sprache.

In Gänze umgeschmissen wurde das Erfolgsrezept natürlich nicht. Die Gitarren röhren weiter mit ihrem mächtigen Signature-Sound durch die modrige Dunkelheit und kommen so zum großen Teil ohne Powerchords aus ohne an Kraft einzubüßen. Auch die langjährige Zusammenarbeit mit Skandalkünstler H. R. Giger geht in eine neue Runde und fördert ein weiteres, eklig-schönes Albumcover zu Tage. Der Eröffnungsstampfer "Tree Of Suffocating Souls" hört sich ebenfalls wie ein typisches TRIPYTKON-Stück an, das auf knapp acht Minuten zwischen Up- und Midtempo schwankend die Beschaffenheit seines monolithischen Daseins preis gibt. Die Neuerungen werden erst mit dem detailierten Einstieg in die Materie deutlich.

"Boleskine House" beispielsweise beginnt mit einer gezügelten Semi-Akustik-Gitarre, den fantastisch in Szene gesetzen Drums, die hypnotisch die Toms bearbeiten und dem verzerrten Sound des Basses, ehe Tom Warrior mit seinem Sprechgesang das Duett mit Bassistin Vanja Šlajh sucht. Ohne den extremen Anstrich inklusive Growling und palm muted-Gitarren könnte das Ding auch als traurig-schönes Stück auf der nächsten MY DYING BRIDE-Platte stehen. Noch eher würden die Briten aber für das minimalistische Sahnestück "In The Sleep Of Death" (sich) töten, das als verkapptes Liebeslied einzig mit dem allzu theatralischen Gesang von Tom Warrior im Refrain etwas irritiert. Aber kann Liebe wirklich zu theatralisch sein? Ansonsten gibt es sich ins Gedächtnis fräsende Death/Doom-Riffs und eine simple Ohrwurmmelodie im Refrain, die mit weiteren Momenten des Songs an MORBUS CHRON erinnern, mit denen die Band bekanntlich AT THE GATES auf der Winter-EU-Tournee supporten wird.

Überhaupt geben sich TRIPYTKON fast ausschließlich doomig. Dass nur noch in der THRASH/DEATH-Abrissbirne "Breathing" amtlich Arsch getreten wird, hat aber weder was mit Altersmilde noch mit schweizerischer Gemütlichkeit zu tun. Die Band ist viel mehr daran interessiert und bemüht jedem Song eine eigene Atmosphäre zu verleihen, als Geschwindigkeits- und Vielfaltsrekorde aufzustellen. Das funktioniert auch ganz verzüglich in "Demon Pact", wenn elektronische Spielereien nicht nur im Hintergrund eine nicht unwichtige Rolle spielen, sondern die Bassdrum so herrlich bollern lassen. "Aurorae" auf der anderen Seite ist zwar ein interessanter Versuch einen an Gothic Rock orientierten Sound in "Melana Chasmata" zu integrieren, bleibt aber im Vergleich zu den schon genannten Songs viel zu blass. "Black Snow" wiederum ist mit seinen 12 Minuten einfach viel zu lang und hat den an sich schon zähen ersten sechs Minuten nichts hinzuzufügen, was von Bedeutung wäre.

Wer aber bis zum Ende an Bord bleibt, der wird für sein Ausharren belohnt. Positive Vibes auf einer Tom Warrior-Platte? Das Wunder ist geschehen und steht der TRIPTYKON ausgezeichnet. Das träumerische, fast schon ambiente "Waiting" beginnt abermals mit Vanja Šlajhs Gesang und sorgt sofort für Gänsehaut. Sobald Tom Warrior übernimmt, kommt Energie in den Song, doch anders als erwartet zerstören die harschen Gitarren nicht die Stimmung, sondern fügen sich auf spannende Art und Weise in den Sound ein. Dieser höchst unerwartete Schlusspunkt wertet die Platte zum noch einmal etwas auf und hätte die Minuten aus "Black Snow" besser verwerten können.

FAZIT: Natürlich ist es immer eine Frage der Argumentation, aber mir fehlt unterm Strich etwas die Abwechslung, die Tempoauschläge nach oben. "Melana Chasmata" kann als Gesamtkunstwerk gedeutet und die vorhandenen Längen verteidigt werden, doch wirklich aussagekräftig und hochwertig ist nicht alles, was auf dem Album zu finden ist. Doch TRIPTYKON scheinen etwas gefunden zu haben, was zwar schon über weite Strecken wunderbar funktioniert, aber noch nicht ganz ausgereift ist. Den eigenen Sound mit Einflüssen aus u.a. Gothic Rock und Ambient anzureichern, lässt die Musik eindringlicher, sphärischer, ja vielleicht spiritueller wirken und im Idealfall mit jedem Duchlauf wachsen. Trotz der überschaubaren Mängel muss man TRIPTYKON dankbar sein. Für den anhaltenden Weiterentwicklungsdrang, für die Unangepasstheit, für die ständige Herausforderung der Hörerschaft. Und dafür, dass sie immer noch 95% der Konkurrenz pulverisieren.

12 von 15 Punkten

Durchschnittspunktzahl: 11,71 von 15 Punkten.

Damit Einstieg auf Platz 9 in den Massen-Review-C
harts.

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Andreas Schulz (Info)