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Interview mit Ethereal Architect (05.06.2012)

Ethereal Architect
Mit ihrem zweiten Album „Monolith“ haben die Texaner Ethereal Architect soeben das Progressive-Metal-Highlight des Jahres veröffentlicht - und das ohne jegliches Zutun einer Plattenfirma. Gitarrist David Glass, Sänger Adam Contreras, Drummer Jake Koenig und Bassist Thad Stevens versammelten sich in ihrer texanischen Heimatstadt Austin, um musikreviews.de ausführlich Rede und Antwort über Gegenwart und Zukunft zu geben.  

Also Jungs, erst einmal herzlichen Glückwunsch zu „Monolith“, einem rundweg fantastischen Album.

David: Vielen Dank. Es tut gut, Feedback auf unsere Arbeit zu bekommen, nachdem wir so lange an dem Album gearbeitet haben.


Gutes Stichwort, „lange gearbeitet“: Euer Debüt erschien 2007, der Nachfolger erst 2012. Fünf Jahre Differenz sind eine kurze Zeit – für eine Band wie Def Leppard. Aber was habt ihr die ganze Zeit zwischen den beiden Veröffentlichungen gemacht?

Adam: Wir haben eine ganze Zeit an den Songs gearbeitet, während unser Bassist uns verlassen hat. Ich habe mich zwischenzeitlich bei dem einen oder anderen Projekt versucht.

Jake: Ich hatte auch ein paar Projekte am Start. Ich hab in Texas für eine Weile in einer Countryband gespielt…


Oh, vom Progressive Metal zur Countrymusik – ein ganz schön weiter Weg, oder nicht?

Jake: Country ist extrem beliebt hier bei uns. Natürlich ist das musikalisch eine ganz andere Baustelle als Ethereal Architect. Und es ist natürlich bei weitem nicht so interessant für einen Drummer (lacht).

Ethereal Architect
Wie ist denn der Status bei Ethereal Architect – seid ihr eine „richtige“ Band oder doch „nur“ ein Projekt?

Jake: Auch wenn wir in den letzten Jahren reichlich Erfahrungen als Trio gesammelt haben: Wir sind eine richtige Band, definitiv. Ethereal Architect besitzen für mich auf jeden Fall die absolute Nummer-eins-Priorität.

Adam: Es war echt verdammt hart, einen passenden Bassisten zu finden, der unsere Anforderungen erfüllen kann. Da war es angenehm, sich auch auf anderen musikalischen Ebenen ein wenig austoben zu können.

David: Nochmal zurück zur Ausgangsfrage: Der Hauptgrund für die lange Pause war der Weggang unseres Bassisten. Er wollte ursprünglich nur vorübergehend eine Pause einlegen, um dann wieder zurückzukehren. Aber nachdem er ein Jahr weg war, kam er zu dem Entschluss, uns endgültig den Rücken zuzukehren. 


Ein Typ der schnellen Entscheidung…

David: Tja – er hat ein Mädchen kennengelernt und sie in Taiwan geheiratet. Er konnte dem Klischee nicht widerstehen (lacht). 

Adam: Andere hatten uns gewarnt, dass genau das passieren würde, aber wir wollten einfach abwarten und ihm die Chance einräumen.  

David: Also haben wir dann doch angefangen, „Monolith“ einzuspielen, und irgendwann sind wir dann auf Thad (Stevens, Red.) gestoßen.


Also sind die Songs auf „Monolith“ schon ein wenig älter?

David: Der erste Song ist im Jahr 2008 entstanden, der letzte 2011. Naja, zumindest die letzten Überarbeitungen. Ich glaube, „Submissions“ war der letzte komplette Song, der entstanden ist, und das war so um Ende 2010 herum. 


Ok. David, du bist verantwortlich für das Songwriting, oder?

David: Ja, für die Musik. Adam schreibt alle Texte. 


Ich habe gelesen, dass du in Großbritannien geboren bist. Wenn man sich „Monolith“ anhört, stößt man aber eher auf einige hispanische oder lateinamerikanische Einflüsse. Wo kommen denn diese Töne her?

David: Ich habe eine Vorliebe für Flamenco…


Aktiv, also tanzend?

David (lacht): Nee, du wirst mich niemals tanzen sehen. 

Adam: Höchstens auf der Bühne (lacht).

Harte Jungs tanzen doch nicht!

David: Naja, Adam hat da schon ein paar Moves drauf (lacht). Nein, die Vorliebe für Flamenco ist rein musikalisch. 


Woher bekommt ihr denn eure Inspiration? Müsst ihr in einer bestimmten Stimmung sein, um Musik oder Texte zu schreiben?

Adam: Tiefe Gedanken können für mich echte Inspiration sein. Ich grübele oft und intensiv über die Welt und was auf ihr passiert, bevor ich anfange zu schreibe. Ich habe manchmal das Problem, dass ich zu viele Gedanken in meinem Kopf habe, und dann habe ich es irgendwann satt, diese Gedanken aufzuschreiben, obwohl noch jede Menge Material da wäre. Das ist manchmal wirklich etwas Tiefschürfendes, manchmal aber auch etwas Zufälliges oder Verspieltes.

David: Meine Inspiration kommt hauptsächlich aus anderer Musik. Ich höre etwas – und versuche es in mein musikalisches Vokabular zu übersetzen. Ich mag es, Songs am Morgen zu schreiben, wenn mein Kopf noch komplett frei ist, dann kann ich mich am besten auf die Musik konzentrieren.

Adam: Ich schreibe meine Texte lieber am Abend, wenn ich mir den Tag über meine Gedanken über die Welt gemacht habe. 

David: Adam und ich haben darüber kürzlich noch gesprochen. Er scheint ein Fass ohne Boden zu sein, was das Verfassen von Lyrics betrifft. Ich habe dagegen schon mal eine Schreibblockade.
Ethereal Architect

Ihr habt ja relativ lange an den Songs gearbeitet, habt ihr so etwas wie einen Favoriten auf „Monolith“? Meiner ist übrigens „Obsessions“…

David: „Obsessions“ macht Spaß. Meine Nummer eins ist „Submissions“.

Jake: „Revolutions“ – und zwar seitdem ich den Song das erste Mal gehört habe.

Adam: Ich fühle mich von “Obsidian” super unterhalten. Der Song ist eine echte Herausforderung für mich, und er erinnert mich immer an die Fortschritte, die ich gemacht habe, als ich den Song eingesungen habe. 


Obwohl, ehrlich gesagt, die Frage nach dem Lieblingssong ist vergleichbar mit „Hier sind alle Baywatch-Frauen in der Verfassung, als die Serie gedreht wurde. Welche würdest du nehmen?“ Man würde natürlich alle nehmen, nur in einer bestimmten Reihenfolge halt…

Jake: Schöner Vergleich. (lacht)

David: Da gab’s doch eine Pummelige bei Baywatch, oder? Die würde ich nehmen. (lacht)

Adam: Na klar würdest Du die Pummelige nehmen…


Ok, ich spreche nie wieder über Baywatch, versprochen… Themawechsel: Wann bist du eigentlich aus Großbritannien in Richtung Texas gezogen, David?

David: Da war ich noch ein Baby. Ich fühle mich als kompletter Amerikaner, mit Ausnahme der Einflüsse meiner Eltern und Familie. Ich habe aber noch einen Kilt (lacht).


Warst du denn in der Zwischenzeit mal in Europa?

Niemals auf dem Festland, aber so um die acht Mal in Großbritannien. 


Also kannst du vermutlich auch die europäische mit der amerikanischen Metalszene nicht vergleichen…

David: Leider nicht. Iron Maiden und Porcupine Tree fallen mir spontan ein, das sind hauptsächlich die englischen Bands, die ich höre. 


Fühlt ihr euch denn überhaupt einer „Szene“ zugehörig?

David: Lokal betrachtet eher nicht. Ich glaube aber, im größeren Rahmen passen wir doch ganz gut in die „Szene“. In der Gegend, in der wir wohnen, ist Death Metal deutlich beliebter als Progressive Metal, so dass es durchaus schwer ist, passende Bands zu finden, mit denen wir auftreten können. 

Adam: Es gibt hier nicht so viele Bands, mit denen man auftreten könnte, die nicht in der einen oder anderen Richtung extrem sind.

 

Also spielt ihr nicht so oft live?

Jake: Doch, wir spielen dann halt mit den Death-Metal-Bands (lacht).

Adam: Die Fans im Publikum wollen mehr Death Metal hören, wenn wir spielen, das kann manchmal echt hart sein, die Fans zu beeindrucken…

David: Einige von den Death Metallern gucken ganz schön schräg, wenn Adam anfängt zu singen.

Adam: Früher habe ich noch versucht, mich dem Publikum anzupassen, aber das war sinnlos. Heutzutage bin ich einfach ich und schaue, was passiert. 

Jake: Und oftmals funktioniert das auch, am Ende kriegen wir das Publikum. Meistens wissen die Leute ja nicht, was sie erwartet, wenn wir auf die Bühne gehen.
Ethereal Architect
Ich habt keinen Plattenvertrag, was eine echte Schande ist…

David: Wir hoffen, dass wir das noch in diesem Jahr ändern können. 


Braucht man im Zeitalter von Internet und bandeigener Promotion überhaupt noch ein Plattenlabel im Rücken?

David: Wir haben noch eine ganze Menge Arbeit zu erledigen, aber ich hoffe, dass sich ein paar Labels für uns interessieren werden. Ein Plattenvertrag hat auch heutzutage noch einige handfeste Vorteile. Ein Plattenvertrag hilft, neue Käuferschichten zu erreichen, man hat bessere Möglichkeiten, außerhalb der USA live aufzutreten. Wir wollen unbedingt zu euch kommen, um live zu spielen, aber wir brauchen da wirklich handfeste Unterstützung. Eine Deutschland-Tour im Sommer 2013 – das ist unser Ziel!


Das wäre ja mal ein unterstützenswertes Ziel! Was steht denn noch sonst noch an im Hause Ethereal Architect in nächster Zeit?

David: Wir haben gerade die Zusage bekommen, dass Hands Of Blue, Underground Power und Good Damn Records „Monolith“ in Deutschland vertreiben werden. Wir versuchen weiterhin, bestmögliche Promotion für unser Album zu machen – und die Reaktionen von Seiten der Presse und der Fans sind bislang absolut spitze. Eine kurze US-Tour ist ebenfalls im Gespräch. 

Adam: Ich mache derzeit Online- und Radio-Promotion. Und darüber hinaus sammele ich schon Ideen für unser nächstes Album.

Ihr habt einen ungewöhnlichen Bonustrack auf „Monolith“, einen Coversongs namens „MacArthur Park“. Ich habe am Anfang überhaupt nicht gewusst, dass das überhaupt eine Coverversion ist. Und dem Song hört man das auch überhaupt nicht an, der klingt wie ein eigener Song. Was hat es mit „MacArthur Park“ auf sich?

David: Das ist ein Pop-Song aus den 60er Jahren, der bei uns ganz schön beliebt war. Es gibt auch schon einige berühmte Coverversionen davon. 

Jake: Waylon Jennings hat einen Grammy für seine Version bekommen.

David: Ich glaube, Donna Summers hat eine Discoversion eingesungen. Und vielleicht bekommen wir ja auch einen Grammy für unsere Version (lacht).


Verdient wäre es! Kommen wir zum Ende. Hier sind noch einige Bands, die ich meine als Einfluss ausgemacht zu haben. Sagt mir spontan, was ihr von den Bands haltet. Das erste ist für eine Prog-Band offensichtlich: Dream Theater…

David: Einer meiner Favoriten. Zum Warmspielen benutze ich immer noch ein paar Übungen von John Petrucci. 

Jake: Dream Theater ist wahrscheinlich die einfachste Methode, uns mit jemandem zu vergleichen, wenn wir jemanden erklären wollen, was eigentlich Progressive Metal ist.

 

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While Heaven Wept.

David: “Vast Oceans Lachrymose” war fantastisch! 


Shadow Gallery.

David: Ich weiß, dass wir oft mit ihnen verglichen werden, aber so richtig oft habe ich die bislang nicht gehört. Hat einer von denen nicht auf einem Ayreon-Album mitgemacht?

Thad: Der Sänger hat auf “The Human Equation” gesungen.

David: Ach ja, er war der Vater, oder? 

Thad: Genau.


Anacrusis.

Thad: “Suffering Hour” war spitze, aber die anderen Alben kenne ich nicht so gut.


Angra.

David: Ich war nie ein großer Fan von denen…


Ok, die letzte Band. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ihr noch nie von denen gehört habe, aber mich erinnern eure Vokalharmonien extrem an Subway To Sally…

David: Nee, da klingelt nichts bei mir. 


Habe ich mir gedacht. Das ist eine Deutsch singende Mittelalter-Band.

David: Ich werde mir die mal anhören. Ehrlich gesagt, sind die Harmonien vor allem von Ayreon, Blind Guardian und Queen inspiriert…

Lothar Hausfeld (Info)
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