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Melody’s Echo Chamber: Unclouded (Review)

Artist:

Melody’s Echo Chamber

Melody’s Echo Chamber: Unclouded
Album:

Unclouded

Medium: CD/LP/Download
Stil:

Singer/Songwriter, Psychedelia, Indie-Retro-Pop; Dreampop

Label: Domino
Spieldauer: 30:06
Erschienen: 05.12.2025
Website: [Link]

Sagen wir es mal so: Auf ihrem vierten Album „Unclouded“ weitet die nach wie vor in Schweden residierende, französische Psychpop-Künstlerin MELODY PROCHET jenes kosmisch-spirituelle Universum, in welchem sie – mit ihren schwedischen Musikerkollegen - als MELODY’S ECHO CHAMBER herummäandert, musikalisch erneut in Dimensionen aus, die nie zuvor eines Menschen Ohr gehört haben.

Wie bislang bildet dabei der paritätische Mix aus Psychedelia, Dreampop und frankophilem Retro-Pop auch dieses Mal wieder die Basis, auf welche sich die Musikerin stützt. Waren es aber früher Rock-Elemente, GAINSBOURG- und STEREOLAB-Referenzen, Tropicalia-Sprengsel und Kraut-Rhythmen, die den Soundmix bestimmten, so sind es dieses Mal soulige Grooves, spacige Jam-Partien, abenteuerlich aufgetürmte und geschichtete Streicher-Arrangements und Drum’n’Bass-Rhythmen, die das Geschehen prägen.


Das liegt vor allen Dingen an den beteiligten Musikern. Erneut dabei ist REINE FISKE von der Band DUNGEN, mit dem Prochet zuvor schon als assoziiertes Mitglied bei MELODY’S ECHO CHAMBER tätig war, der sich als umsichtiger Lead-Gitarrist für subtile Facetten im Sound-Design verantwortlich zeichnet.

Es war aber vor allen Dingen die Entscheidung, den Gitarristen DANIEL ÖGREN und den Bassisten LOVE ÖRSAN von der Band DINA ÖGON zusammen mit dem britischen Drummer MALCOM CATTO (HELIOCENTRICS) sozusagen zu einer dreiköpfigen Rhythmusgruppe zu verschmelzen – und diese zum treibenden Element zu machen - die das Album „Unclouded“ in die neue, spielfreudig-leichtfüßige Richtung trieb. MELODY PROCHET spricht in diesem Zusammenhang von einem „Velvet Groove“, der sich aus diesem Zusammenspiel ergibt.


Interessanterweise werden diese Elemente in zum Teil erstaunlich konkret arrangierte und strukturierte Retro-Pop-Songs eingebettet – wie etwa den Opener „The House That Doesn’t Exist“, die nur anderthalbminütige Soul-Pop-Hymne „Eyes Closed“ oder auch die zuvor als Single veröffentlichte Psych-Pop-Nummer „Daisy“, die Prochet gemeinsam mit LEON MICHELS bzw. dessen Projekt EL MICHELS AFFAIR schrieb und ausarbeitete. Diese Tracks kommen in Form nostalgischer Girly-Pop-Songs mit psychedelischem Flair daher und verweilen allesamt im kompakten 3-Minuten-Format. Die Zeiten, in denen MELODY’S ECHO CHAMBER für komplexe, aus mehreren Fragmenten zusammengesetzte Frickel-Epen stand (wie sie etwa das zweite Album „Bon Voyage“ zierten) sind jedenfalls endgültig vorbei.


Weitere prägende Elemente sind die von JOSEFIN RUNSTEEN und Keyboarder JOEL DANELL ausgearbeiteten Streicher-Arrangements, die Songs wie „In The Stars“, „Childhood Dream“, „Unclouded“ oder „How To Leave Misery Behind“ auf verschiedene Weise – mal lautmalerisch, mal klassisch, mal kammermusikalisch – eine zusätzliche Dimension verleihen.
Auf der anderen Seite überraschen die aberwitzigen psychedelischen Elemente, mit denen REINE FISKE und DANIEL ÖGREN in weniger songorientierten Tracks wie „Eyes Closed“ ihren Gitarren die aberwitzigsten Sounds entlocken. Hinzu kommen Gast-Beiträge des Vibraphonisten ANDERS SCHERP, der Cellistin KRISTINA WINIARKSI und des Jazz-Flötisten PER „TEXAS“ JOHANNSSON, die das zwar opulent ausgerichtete, aber dennoch transparente Klangbild ebenfalls bereichern.

Zusammengehalten wird das Ganze natürlich erneut von MELODY PROCHETs nach wie vor unschuldig klingendem Mädchengesang, wobei es dabei keineswegs um das Vermitteln von Inhalten, sondern um jenes von Klängen und Emotionen geht. „Into Shadows“ etwa kommt ohne Worte mit lautmalerischen „La-la-las“ aus und ausgerechnet der Titeltrack „Unclouded“ ist gar ein Soundtrack-würdiges Instrumental mit KHRUANGBIN-Flair und schwülstigen Streichern.

Der Titel des Albums „Unclouded“ bezieht sich auf ein Zitat aus dem Zeichentrickfilm „Prinzessin Mononoke“ des japanischen Kult-Regisseurs HAYAYO MIYAZAKI, welches besagt, dass man die Welt mit klarem, nicht vom Hass getrübten Blick betrachten solle. Dabei geht es MELODY PROCHET (anders als vielleicht früher) aber nicht um traumtänzerischen Eskapismus oder Traumwelten, sondern den ungetrübten Blick auf die Realität und das altersweise Arrangieren mit den Gegebenheiten.


FAZIT: Das, was „Unclouded“ musikalisch von den bisherigen drei Alben des Projektes MELODY’S ECHO CHAMBER unterscheidet, sind vor allen Dingen die Betonung der rhythmischen Aspekte, klar strukturierte Songformate und zugleich eine spielerische Auseinandersetzung mit den Möglichkeiten klassischer Psychedelia. Der starke kollaborative Faktor der Produktion und MELODY PROCHETs heutzutage in sich ruhende Weltsicht weisen zudem genau in die Richtung, in welche sich das Projekt in Zukunft weiterentwickeln könnte.

Ullrich Maurer (Info) (Review 34x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 13 von 15 Punkten [?]
13 Punkte
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Tracklist:
  • The House That Doesn’t Exist
  • In The Stars
  • Flowers Turn Into Gold
  • Eyes Closed
  • Childhood Dream
  • Memory’s Underground
  • Broken Roses
  • Burning Man
  • Into Shadows
  • How To Leave Misery Behind
  • Unclouded
  • Daisy (feat. El Michels Affair)

Besetzung:

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