Musikreviews.de bei Facebook Musikreviews.de bei Twitter

Partner

Statistiken

Interview mit The Monolith Cult (11.07.2013)

The Monolith Cult

Bry Outlaw ist Sänger und damit nicht nur das naheliegende Sprachrohr der Band, sondern auch ein Aufklärer und Vertreter der unbedingten Vernunft. Das macht ihn zum streitbaren Charakter für alle, die glauben wollen, statt zu wissen, und zu einem interessanten Gesprächspartner.

Wie kam es zur Gründung der Band?

Izak, Lee und ich kennen uns schon seit über 20 Jahren. Lee spielte mit mir bei KHANG, die dann zu LAZARUS BLACKSTAR wurden. Zu dritt waren wir dann bei THE DEAD RESURRECTED, die aber im Sande verliefen. Unseren Drummer Damo kennen wir auch schon, seit er 15 war, und ihn fragten Lee und ich zuerst, als wir eine neue Band aus der Taufe heben wollten. Sobald wir bemerkten, dass es rund lief, klingelten wir Izak an, der sich daraufhin anschloss. So entspannt wie jetzt haben wir noch nie gearbeitet.

Ihr läutet euer Debüt mit einem Zitat von Christopher Hitchens ein - ein deutliches Statement?

Klar, man kennt seinen Standpunkt zur Religion ja. "Der Herr ist kein Hirte: Wie Religion die Welt vergiftet" dekonstruiert die ätzende Art von Religionen und ihren Verbrechen gegen den Menschen auf wunderbare Weise. Hitchens, Richard Dawkins, Daniel Dennett und Sam Harris sind bedeutsame Stimmen gegen all diese Lügen und Trugbilder. Unsere Absicht bestand darin, den Hörer sofort auf unsere anti-theistische Haltung aufmerksam zu machen.

Ist der Song "The Monolith Cult" eure Bandhymne?

Könnte man so sagen, aber der Text dreht sich hauptsächlich um einen religiösen Kult und dessen Predigten. Die Zeile "I’m not gonna pretend, that you mean a thing to me" weist darauf hin, dass die meisten Sekten ihre potenziellen Mitglieder zunächst mit Liebe überhäufen, um ihnen dann gehörig den Kopf zu waschen. Sobald man die Gruppe hinterfrägt, wird man unterdrückt, bis man sich wieder fügt. Falls nicht, gilt man unter anderen Angehörigen als tot, und einige Gemeinschaften nehmen das dann auch wortwörtlich, indem sie die Abtrünnigen beseitigen.

Wer ist der "Blind Watchmaker"? Für mich klingt der Text nach Aggressionsbewältigung.

Der Text geht auf Richard Dawkins Dokumentation mit dem gleichen Titel zurück. Der blinde Uhrmacher ist praktisch ein Schöpfer im Sinne des Intelligent Design, während wir tatsächlich Wutkompensation betreiben, was die Kreationisten betrifft, sie aber gleichzeitig auch auslachen. Ich sage nur: Wenn man lange Zeit in seinem Leben mit Depressionen ringt, muss man das irgendwie kanalisieren ...

Rich Walker von SOLSTICE hat euer Artwork gestaltet; seid ihr auch so "true" wie der Charakterkopf, und wie wichtig ist euch ein etwaiges Image?

Er hätte wohl nicht mit uns gearbeitet, wenn er nicht überzeugt von unserer Musik wäre. Ich würde uns jetzt nicht als True-Metal-Band bezeuchnen, aber wir sind uns selbst gegenüber definitiv aufrichtig und demnach auch authentisch. Wir glauben an das, was wir tun, und sind Überzeugungstäter. Ein Image kultivieren wir andererseits nicht, zumal wir schon so lange Rock- und Metal-Bands angehören, dass wir längst über derlei Popanz hinweggekommen sind. Es ist irrig, zu glauben, man könne diese Musik nur mit einer bestimmten Optik, langen Haaren und so weiter spielen, aber mittlerweile ist die Szene dahingehend ja schon viele Schritte weiter. Was mir besonders an der gesamten Bewegung gefällt, sind der Idealismus, die Freiheit, Gleichheit und Solidarität, die wir vor allem immer wieder bei Gigs hier in Bradford im 1in12-Club erfahren. Im Grunde genommen stammen diese Werte aus der Hardcore-Szene, der wie mindestens genauso nahestehen wie dem Metal.

"Human Cull" beginnt mit einem Auszug aus "Daisy Girl", einer klassischen Propaganda-Werbung der Amerikaner aus dem Zweiten Weltkrieg. Wie politisch seid ihr?

Mich beeindruckte dieser Spot in seiner Plumpheit gleich beim ersten Sehen. Ehrlich gesagt denke ich, dass in der Politik kaum eine Entwicklung stattgefunden hat seit jener Zeit. Wir bewegen uns nur weiter auf immer höhere Opferzahlen in immer mehr Kriegen mit immer größeren Lügen zu.

Was ist der "real deal", den du mit "Violent Movements" besingst?

Um den zu finden, lebt niemand lange genug; ich spreche hier von der Expansion der Sonne zum sogenannten Roten Riesen, der alles Leben auslöschen wird. Das ist nicht wertend, weder gut noch schlecht gemeint, aber davon abgesehen: Dem wahre Jakob im geläufigen Sinn kommt wohl Carl Sagan mit seinen Erklärungen im Buch "The Pale Blue Dot" am nächsten.

"Suicide And Heroin" spricht von Drogenerfahrungen ...

Es geht um einen ehemaligen Freund von mir, der den ganzen Scheiß mitmachte und ein gräßlicher Mensch wurde: Lügen, Betrügen, Stehlen ... Er schuldet mir immer noch Geld. Wir alle versuchten, ihm zu helfen, aber alles, was er getan hat, war uns sprichwörtlich in die Fresse zu spucken. Klar war er krank, aber er bemühte sich nicht darum, etwas daran zu ändern. Eigentlich gingen wir alle durch die Hölle. Die Stimme zum Schluss stammt aus einer BBC-Dokumentation über Selbstmord die Zeile "nothing can fix me up" trifft es auf den Punkt.

Ihr fokussiert euch vor allem auf Riffs. Keine Ambitionen zum Gitarrenhelden?

Wir achten sehr auf gute Riffs und Gesangsmelodien, werden Lead- und Soloarbeit aber in Zukunft auch ausbauen. Momentan sind wir zu viert, suchen aber noch einen zweiten Gitarristen zur Umsetzung, wenn auch nicht händeringend, weil wir es wie gesagt entspannt angehen lassen.

Was haltet ihr momentan von der britischen Rockszene?

Da geht gerade einiges, sowohl in Großbritannien als auch in Irland. Ich denke jetzt an ALUNAH, SERPENT VENOM, SLOMATICS, CONAN und viele andere. Dabei ist es eigentlich egal, woher die guten Gruppen stammen, denn Musik ist eben eine universelle Sprache, und ich liebe sie, ob sie aus Deutschland, Japan oder anderswoher kommt.

Was haben THE MONOLITH CULT einer Band entgegenzusetzen, die THE MONOLITH DEATHCULT heißt?

Ha ha, die kannte ich lange Zeit gar nicht. Michiel Dekker setzte sich allerdings mit uns in Verbindung, als wir eine Facebook-Seite eröffneten, aber er blieb wegen der Namensähnlichkeit ziemlich cool, zumal uns ja niemand verwechseln wird. Übrigens versuchen wir als Band auch gar nicht, irgendwie besser zu sein als andere. Die Szene, in der wir uns aufhalten, ist ironischerweise irgendwie religiös: Es herrscht eine starke Kameradschaft vor unter den britischen Bands, und das ist anderswo bestimmt auch ähnlich.

Was geschieht bei LAZARUS BLACKSTAR und THE MONOLITH CULT weiter?

Erstere laufen nach wie vor, aber wir haben keine Zeit für Auftritte wegen privater Verpflichtungen, etwa Bri Doom, der jetzt bei DOOM ist, die beliebter denn je geworden sind und den Leuten mit ihrem D-Beat immer noch den Arsch aufreißen. Wir suchen wie erwähnt nach einem zweiten Klampfer und schreiben bereits Songs für ein zweites Album zwischen Rock und Doom, nicht zu vergessen, dass wir uns um Festival-Auftritte in Europa bemühen. Unser aktuelles Album gibt's übrigens hier.

Vielen Dank für das Interview!

Andreas Schiffmann (Info)
Alle Reviews dieser Band: