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Interview mit Goliathon (12.11.2012)

Goliathon

Damit die tollen GOLIATHON nicht in Vergessenheit geraten, hier ein O-Ton ihres Sprachrohrs Chris zu einer Handvoll Fragen ...

Erzählt mal: Wie ist es um die Szene in Indianapolis bestellt?

Hier gibt es eine Menge Musiker, aber keine zusammenhängende Rock-Szene. Die Stadt ist nicht gerade als Hochburg für Musik bekannt, sondern eher für Sport. Talent ist en masse vorhanden, bloß fehlt noch eine ausgebaute Infrastruktur.

Was bedeutet euer Name?

John Lennon brachte es auf den Punkt: Es ist eben bloß ein Name. Unser alter Gitarrist dachte ihn sich aus, und wir fanden ihn passend.

Zu den Texten: „Diogenes“ scheint mir von einem Ausgestoßenen zu handeln, der ähnlich wie der Philosoph einfach nur seine Ruhe haben will, quasi dass ihm niemand in der Sonne steht ...

Zunächst einmal muss ich sagen, dass ich jedem seine Interpretation der Lyrics lasse, genauso wie die Texte anderer für mich von abweichender Bedeutung sind. Du bist nicht der erste Hörer, der an den Philosophen denkt, aber ich berufe mich in Wirklichkeit auf Sherlock Holmes und den Diogenes Club aus den Geschichten. Im Grunde genommen geht es darum, sich nicht davor zu fürchten, das eigene Ich hervorzukehren: Versteckt euch nicht vor dem Leben, sondern steht für euch selbst ein. In „Frozen White Wasteland” greife ich diesen Gedanken auf ähnliche Weise auf, indem ich daran erinnere, dass wir alle im selben Boot sitzen; die Unsicherheit des Lebens empfindet jeder Mensch gleich.

In „Jettison“ kommt der Titel des Albums zum Tragen ...

Denk dabei einfach ans Zeitgeschehen: Wie viele Missstände auf der Welt schreien offensichtlich zum Himmel und werden dennoch unter den Teppich gekehrt? Wie oft wünschen sich die Leute Probleme fort, die eigentlich angesprochen werden müssten?

„Make Tracks“ scheint sich für ein entspanntes Leben auszusprechen, aber die Metaphorik erschließt sich mir nicht.

Wie gesagt, ich will niemanden auf eine Spur stoßen, aber denk im Zusammenhang mit Abfluss und Rohr an das Sprichtwort vom Licht am Ende des Tunnels. Wir alle laufen durch einen solchen und suchen nach diesem Licht.

„Howl“ handelt wieder von Personen, die uns drangsalieren, diesmal sogar körperlich. Worauf nehmt ihr konkreten Bezug?

Auf den Radiobetrieb und Popmusik - Konventionen, die uns vorschreiben, wie wir zu klingen haben. Gleichzeitig maßen sich die Leute dahinter an, für alle zu entscheiden und zu bestimmen, dass sich niemand Songs anhören wird, die länger als vier Minuten dauern.

Ist „Kebab“ nur ein lustiger Titel für ein Instrumental?

Wir haben während der Aufnahme des Tracks tatsächlich gegrillt und Kebab gegessen. Allerdings würde ich gern glauben, dass der Name eine tiefere Bedeutung hat.

Drückt „One Way In, One Way Out“ Bedauern darüber aus, dass man mit was auch immer seine Zeit verschwendet hat?

Es geht eher darum, dass wir uns eines vergegenwärtigen sollten: Irgendwann müssen wir für das geradestehen, was wir im Leben getan beziehungsweise ausgelassen haben.

Auf welchem Erlebnis beruht „Riot In Cairo"?

Keinem direkten. Es dreht sich um die Aufstände in Ägypten und behauptet praktisch, dass Veränderungen nicht per se gut sind, sondern in diese Richtung geführt werden müssen.

„Sing“ liest sich wie ein Testament.

Ja, diese Deutung ist nicht übel. Ich halte es einfach für einen schönen, knappen Song, der leichten Herzens gesungen wird, obwohl der Inhalt finsterer Natur ist.

Wie sieht es aus: Ambitionen zu Tourneen im Ausland?

Wir möchten für den Rest unseres Lebens um die Welt reisen und Musik machen. Allein die Gelegenheit dazu müsste sich ergeben.

Zumindest die unmittelbare Zukunft habt ihr aber umrissen, oder?

Wir spielen möglichst bald wieder Gigs, denn momentan sind wir alle pleite. Übrigens schauen wir uns nicht nach einem Label um, sondern möchten unabhängig bleiben und GOLIATHON alleine aufbauen, eine sich selbst erhaltende Einheit bilden, die niemandem in den Hintern kriechen muss.

Schönes Schlusswort - viel Glück dabei!

Andreas Schiffmann (Info)
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