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Interview mit XIV DARK CENTURIES (15.02.2020)

XIV DARK CENTURIES

Mit ihrem neuen Album "Waldvolk" beweisen XIV DARK CENTURIES aus Thüringen, dass deutscher Pagan Metal besser klingen kann als sein Ruf, und vor allem Lead-Gitarrist Tobalt liefert eine starke Performance ab, die jedem traditionellen Metal-Head ein fettes Grinsen aufs Gesicht zaubern dürfte. Der Musiker nahm sich auch Zeit für unsere Fragen.

Hallo und herzlichen Glückwunsch zu Eurem neuen Album "Waldvolk", mit dem Ihr mich ziemlich überrascht habt - Pagan Metal dieser Art aus deutschen Landen klingt nicht oft so mitreißend und gelungen! Seid Ihr selbst mit dem Endergebnis zufrieden?

Erstmal danke für die einführenden Worte und das gute Review vorab. Ja, wir sind für den Stand der Dinge mit der Platte zufrieden, haben aber, wie bei jeder Produktion bis jetzt, Potential zur Steigerung sowohl beim Songwriting als auch in der Studioarbeit aufgetan. Entwicklung eben. Klingt jetzt komisch bei einem Album nach neun Jahren Pause, ist aber so.

Handelt es sich bei "Waldvolk" um ein neues Langspielalbum, oder wie fühlt sich das für Euch mit den drei Neueinspielungen darauf an? Wie kam es überhaupt zu letzteren?

"Waldvolk" ist ein Longplayer, da wir quasi damit unsere Reunion zum Ausdruck bringen. Wir sind vor den Studioaufnahmen in der alten Besetzung wieder zusammen gekommen, in der unsere Meilensteine "...den Ahnen zum Gruße...", "Jul" und "Skithingi" entstanden. Leider hat Rüd dann die Segel gestrichen, aber zum Glück hatten wir schnell einen sehr würdigen Nachfolger mit Manu für die Aufnahmen. Material für drei neue Lieder wäre da gewesen, die kommen dann auf die nächste Platte.

Einflüsse von finnischen und schwedischen Bands bzw. deren Meisterwerken könnt Ihr nicht leugnen, doch Ihr greift diese beherzt und ungezwungen auf, und letztlich bietet Ihr musikalisch wesentlich Ansprechenderes als die zahlreichen Kopisten der Nuller und Zehner Jahre. Seht Ihr das auch so, dass Metal dieser Spielart immer noch eine riskante Gratwanderung über Abgründen von peinlicher Musik nahe am Metal-Schlager darstellt?

Ich persönlich sehe das für uns nicht, da man uns die Ernsthaftigkeit unseres Tuns anhören kann. Sicher hat der Pagan Metal deutlich verspielte Melodieanteile, aber ob eine Melodie albern klingt oder nicht, kommt auf deren Inszenierung an.

Sehr angetan bin ich vom Leadgitarrenspiel, das mich mit seiner landschaftsmalerischen Melodieführung ein ums andere Mal an den jungen Gary Moore und Moonsorrow erinnert. Hut ab! Wann fallen Dir solche erhabenen Melodien ein?

Mit Gary Moore wurde ich noch nie verglichen ... okay. Unterschiedlich, manchmal ganz spontan, manchmal beim Hören von Musik. Lustigerweise ist mir die Melodie zu "Skogafulka" beim Schwertkampf in den Kopf gekommen, als ich mit meiner Truppe schön im Gleichschritt im Schildwall vorwärts marschiert bin. ;-) Ich lasse es also geschehen, das ist kein Geheimnis ...

Ich erzähle Euch nichts Neues, wenn ich auf die Masse an Veröffentlichungen im Metal hinweise, der wir auch auf Musikreviews.de nicht gänzlich gerecht werden. Was genau rechtfertigt Eurer Meinung nach die nähere Beschäftigung mit "Waldvolk", auch wenn hunderte andere Bands mit neuen Alben gleichzeitig um Aufmerksamkeit buhlen?

Ich bin kein Freund von Selbstbeweihräucherung, wir haben viel Zeit und Mühe investiert und alles aus dem rausgeholt, was wir zur Verfügung hatten. Wenn das jetzt zu ein bisschen Hörergunst führt, schön. Unsere Stammfangemeinde wartet, für die war es das hauptsächlich wert.

Während ich die Interviewfragen notiere, zieht draußen der Sturm Sabine übers Land, der Bahnverkehr ist eingestellt, und Unwetterwarnungen gehen mit Verboten einher, in den Wald zu gehen. Nach dem gestrigen Besuch des nahen Wildschweingeheges frage ich mich einerseits, wie Tiere solch ein turbulentes Wetter erleben, und andererseits, was Euch so am Wald und seinem Volk fasziniert, dass Ihr ihnen ein Album widmet?

Tiere kennen Ihr Wohnzimmer bestens, die wissen instinktiv wo es weniger gefährlich ist bei Unwetter. Unsere Widmung gilt dem Wald und dem Waldvolk, weil wir dem Waldvolk entstammen. Es ist eine Hommage an unsere Ahnen aus der Sicht und der Wehmut der Neuzeit.

Beim Waldlauf sind vor einigen Wochen zwei kapitale Hirsche rund 20 Meter vor mir aus dem Unterholz gebrochen und über den Weg geschossen, so dass der Boden unter ihren donnernden Hufen zu vibrieren schien - ein Ehrfurcht einflößendes Erlebnis, das mir bis in die Haarspitzen einhämmerte, dass ich im Wald ein weitgehend ahnungsloser Gast bin. Wie ergeht es Euch in dieser Hinsicht und was haltet Ihr von offenbar populärer werdenden literarischen Portraits des Waldes, sei es einigermaßen naturwissenschaftlich fundiert wie bei Peter Wohlleben, oder auch mythisch inspiriert wie bei Wolf-Dieter Storl?

Die angesprochenen Kollegen sagen mir nichts, wir bevorzugen den direkten Kontakt. Wald ist Ruhe, ist Leben, ist Einsamkeit, Inspiration, Hain der Götter, Hain der Ahnen, ein Ort der zur Selbstfindung einlädt ...
Zwei Hirsche sind schon mal ganz gut, aber wenn eine Rotte Sauen auf dich zurennt, weil dein Hund aufgeregt jault ...:-)

XIV DARK CENTURIES gingen der metallischen Enzyklopädie zufolge teilweise aus einer Band namens Reifen 14 hervor, die bereits 1997 mit dem Song "In The Gloomy Forest" auf dem kultigen "From The Mystic Forest" Sampler auftauchte - der Wald fasziniert also bereits seit Jugendtagen oder noch länger?

Ich sage schon immer. Ich spreche nur für mich, weiß aber, dass es bei den anderen ähnlich ist. Wir wurden schon durch unsere Eltern in die Natur und den Wald geführt und sind aus einer Generation und glücklicherweise auch Gegend, in welcher der Wald der bevorzugte Spielplatz in Kindertagen war, also von klein auf Teil des Lebens ...

Zum wohl unumstrittenen Hit des Albums "Atme den Wald" habt Ihr einen Video-Clip gedreht, der mich an meine sauerländische Heimat und das nahe bergische Land erinnert, ziemlich sicher jedoch in Euren Gefilden aufgenommen wurde. Inwiefern konntet Ihr dabei Eure eigenen Ideen umsetzen?

Leider zu wenig, da aus Zeitgründen nur Michel an den Aufnahmen Anteil hatte. Wir wollten eigentlich mehr Leute einbringen, aber Thomas und Manuela von - wie passend - "Waldfilm", haben einen super Job gemacht.

"Waldvolk" erscheint bei Einheit Produktionen, eine Sonderauflage nebst T-Shirt bei EMP, und ist in limitierter Holzbox bei Euch erhältlich, Wie wichtig ist heute noch die Zusammenarbeit mit einem Label, und wie viel Eigenarbeit steckt Ihr selbst z.B. in die Herstellung der Holzbox? Ist eine breite Produktvariante je nach Größe der Band quasi unverzichtbar geworden?

Einheit ist ein zuverlässiger Partner und für Promo und Vertrieb sehr wichtig. Als Band, deren Mitglieder allesamt der arbeitenden Bevölkerung angehören, ist die Zeit nebenbei mit Familie, Kindern etc, doch begrenzt, da ist ein Label sehr wichtig. Die Holzbox und Vinyl sind allerdings Eigenkreationen, die wir aber machen wollen, um einfach in der Zeit schnöder Jewel Cases und dem Download-Wahn etwas entgegenzusetzen.

Ihr habt kürzlich darauf hingewiesen, dass Ihr es als Band bereits zu literarischer Würdigung gebracht habt, und zwar in Oliver Uschmanns Roman "Wandelgermanen". Hat das Buch bereits jemand von Euch gelesen, und wisst Ihr, wie es zu der Erwähnung kam?

Gelesen hat es keiner und naja, die Nennung bezieht sich lediglich auf einen Typen der ein XIV DC Shirt trägt.
Wir spielen also nicht wirklich eine Rolle in diesem Roman, aber lustig ist es eben.

In 2020 stehen einige Konzerte und Festivals bei Euch an, für die ich Euch alles Gute wünsche und mich für Eure Antworten bedanke. Wenn Ihr den Lesern noch Hinweise oder Empfehlungen mit auf den Weg geben wollt: Nur zu!

Danke für das Interview. Wir grüßen alle, die uns so lange die Treue halten und die nun nach langer Pause endlich wieder was auf die Ohren bekommen. Hails!!!

Thor Joakimsson (Info)
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