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Interview mit Magister Templi (22.11.2012)

Magister Templi

Die beiden Rädelsführer dieser norwegischen Newcomer sind schon länger in der Szene unterwegs und reagieren ungehalten auf Vorwürfe bezüglich ihrer zufällig trendgerechten Ausrichtung. Wenn im Dezember das Debüt einer gewissen deutschen Band vom Dachboden veröffentlicht wird, darf man mit einem regelrechten Hype der Musik rechnen, die auch MAGISTER TEMPLI spielen - mark my words ... (Foto: Ole Skallekløyver)

Klärt uns bitte über euren musikalischen Werdegang auf.

Abraxas: Nun, ich spielte gemeinsam mit einem Elternteil und einem anderen Landsmann, der sich für Neue Musik in Norwegen starkmachte, in der Osloer Philharmonie, also kam mir das wirrste Zeug lange Zeit normal vor. Mehrere Jahre ging ich täglich nach der Schule dorthin, stand in der hintersten Ecke und tat so, als sei ich Dirigent, während ich darauf wartete, dass mein Vater Feierabend hatte. Später nahmen mich der Hardrock, Prog und Heavy Metal der Siebziger beziehungsweise Achtziger in Beschlag. Diese Musik war es letztlich, die mich Baphomet näherbrachte.

Baphomet: Ich wuchs mit Steppenwolf, Bloodrock, Deep Purple und Uriah Heep auf, weshalb wohl absehbar war, dass ich irgendwann zum Metal fand und Saitenquäler wurde. Nachdem ich jahrelang Bass gespielt und nur insgeheim Gitarre gespielt hatte, schloss ich mich mit Abraxas kurz. Wie ich mich als Songwriter entwickelte, versteifte ich mich schließlich auch auf die sechs Saiten. Ich habe bis zu einem gewissen Grad eine klassische Ausbildung genossen, die sich aufs Schreiben und Arrangieren auswirkt, aber am Ende bemühen wir uns doch darum, rohen, unpolierten Heavy Metal zu spielen.

Wie erklärt ihr euch den momentanen Trend hin zu klassischem Metal, der von Mercyful Fate speziell und insbesondere irgendwelchen okkulten Themenkreisen beeinflusst wurde?

Abraxas: Für mich ist das kein Trend, bloß eine Handvoll Bands, die eine ähnliche Richtung eingeschlagen haben. Dessen ungeachtet glaube ich, dass immer mehr Musiker auf Wurzelsuche gehen, die lange extremen Metal gespielt haben, während das Wiederaufleben der Doom-Szene weltweit in den letzten Jahren quasi den Weg dazu bereitet hat. Was unsere Einflüsse angeht, muss ich Manilla Road, Trouble und Pagan Altar als ebenso wichtige Bands nennen wie Mercyful Fate und King Diamond.

Baphomet: Mercyful Fate beeinflussen norwegische Metal-Bands schon seit ich denken kann. Was du als Trend bezeichnest, würde ich eher auf die traditionelle Doom-Schiene verlegen, die sich zunehmend dem okkulten Rock der Siebziger widmet. Ich gebe Abraxas dahingehend Recht, dass diese Welle die Leute für alten Heavy Metal empfänglich gemacht hat, aber es gibt ebenso viele Fans, die dieses Zeug schon ewig hören, darunter auch wir. In jedem Fall stößt es heute auf weiteren Anklang denn je.

Was hat es mit dem Titel eurer EP auf sich?

Abraxas: Nichts - und das ist das Schöne daran. Es ist ein barbarisches Fluchwort auf Griechisch oder besser gesagt eine Verwünschung, die in dieser Sprache nichts bedeutete, aber im alten Griechenland als Zauber betrachtet wurde.

Und wer ist der „Goose Boy“?
 
Abraxas: Darüber zu sprechen ist mir zu persönlich, aber sagen wir so: Es handelt sich um jemanden, der sich von jeher darum bemüht hat, mit den okkulten Künsten anzubandeln, weil er sozial inkompetent ist.

Baphomet: Einer der Gründe für die Wahl des Titels bestand außerdem darin, dass wir uns heitere Reaktionen darauf erhofften. Stattdessen hätte man das Stück ja auch “Fire From The Black Abyss” oder so nennen können. “Goose Boy” springt aber direkter ins Gesicht.

Wie seid ihr an den halben Kader von SVARTTJERN gekommen?
 
Abraxas: Genaugenommen ist auch Akoman in Wirklichkeit Sargent V von SVARTTJERN und SARKOM, also sind es drei Mitglieder dieser Band. Wie das passiert ist? Tja, Patriark beziehungsweise Fjellnord und ich waren vor ein paar Jahren beim Sweden Rock Festival wach bis zum bitteren Ende. Ich steckte ihm unser Demo zu, und später gestand er, auf dem Nachhauseweg habe er nur Blues oder Heavy Metal gehört, also fragte ich ihn rundheraus, ob er als Gitarrist einsteigen wolle. Grimdun wiederum ist Baphomets Bruder, also lag es nahe, ihn zu bitten, als unser früherer Drummer ausstieg.

Baphomet: Im Übrigen handelt es sich bei den Jungs um ausgezeichnete Musiker mit einer Killer-Attitüde auf der Bühne. Zweitens teilen sie unseren seltsamen Humor und legen einen angenehmen Mangel an ungesunder Pedanterie an den Tag.

„Bornless“ handelt wohl von Satan?
 
Abraxas: Nein, du irrst dich. Auch dieser Text geht auf griechische Mysterien zurück, und niemand von uns praktiziert ernsthaften Satanismus, auch wenn der eine oder andere eine Menge für westlichen Okkultismus übrig hat. Für mich stellt dies die ultimative Revolte gegen dogmatische Religionen dar, zu welchen auf die meisten Arten des Satanismus und Atheismus gehören. Es geht dabei nämlich vielmehr um Fragen, die nicht beantwortet werden können, als um Antworten, die niemand hinterfragen darf. Deswegen will ich mich auch nicht auf satanischen Okkultismus, moderne Wissenschaft oder christlichen Mystizismus beschränken und so weiter. Dabei handelt es sich sozusagen um Werkzeuge, die man benutzt, und nicht das Haus, das man baut.

Ach so. Ist „Retort“ ein Song über Vergeltung?

Abraxas: Nein, eine dichterische beziehungsweise musikalische Deutung bestimmter alchemistischer Verfahren aus dem Buch "Splendor Solis". Es geht dabei um die Retorte zur Destillation, nicht die Retourkutsche.

Wie ist es um die Szene bei euch bestellt? Momentan ist eher Bergen in aller Munde ...

Abraxas: Ich für meinen Teil fühle mich wohl hier, wenngleich Oslo in den letzten Jahren eher eine Thrash-Stadt gewordfen ist. Sowohl Necromantheons neues Album "Rise Vulcan Spectre" als auch Deathhammers "Onward To The Pits" gehören zu den besten Thrash-Alben 2012, wohingegen ich im klassischen oder Doom-Bereich Purple Hill Witch und die eher psychedelischen Spectral Haze empfehlen kann. Sie alle stammen aus dem Osten des Landes und siedelten hier an, also schätze ich, erlebt Oslo musikalisch gerade eine sehr gute Zeit.

Klärt uns mal über das Label Fresh Tea auf.
 
Abraxas: Die Firma ist ein idealistisches Einmann-Unternehmen, dessen Name auf einen Song der Black-Psych-Band Furze zurückgeht. Sie konzentriert sich auf limitierte Kleinformate, in unserem Fall eine Zwölfzoll-LP, von norwegischen Underground-Bands. Kurz nach der Veröffentlichung unserer EP haben wir bei Cruz Del Sur unterschrieben wo wir uns in bester Gesellschaft von Pagan Altar und Slough Feg befinden.

Eure nächsten Schritte gestalten sich folgendermaßen ...
 
Abraxas: Zuerst kommt im Frühjahr unser erstes Album heraus, mit dem wir hoffentlich viel live spielen und 2013 auch ein paar Festivals mitnehmen können. Wir machen das hier schließlich vor allem, um für Publikum aufzutreten.

Baphomet: Genau, wir lieben es, auf der Bühne zu stehen und freuen uns auf den anstehenden Gigs mit Pagan Altar sowie Brutus im Dezember im Revolver Club Oslo. Gleichzeitig komponieren wir weiterhin fleißig und schränken uns dabei möglichst wenig ein, also dürfen sich die Fans in Zukunft auf ziemlich unberechenbaren Stoff einstellen.

Gut zu wissen, vielen Dank!

Andreas Schiffmann (Info)
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