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Interview mit Mechanical Organic (23.02.2013)

Mechanical Organic

Ed Katz zeigt sich sehr selbstbewusst für einen Underdog, dem seit Jahren allenthalben in Insider-Kreisen Meriten zufliegen. Die Euphorie sei ihm gestattet, denn begeisterte Musiker schreiben die besten Songs.

Die obligatorische Frage nach der Bandgründung steht angesichts eurer Vita an erster Stelle ...

Ich gründete die Band 2005 unter der Prämisse, etwas Metal-Untypisches zu machen. Deshalb fällt es Kritikern auch schwer, uns richtig zu beschreiben, aber das halte ich für durchaus erstrebenswert. Seitdem sind wir weiter ausgeschert, was sich auch weiterhin fortsetzen wird. Ich bin froh, mit so tollen Musikern arbeiten zu dürfen, und ein Sänger wie David Bellion hat unseren Sound natürlich veredelt. Mit dem, was er auf “This Global Hive Part One” geleistet hat, stehen wir auf dem internationalen Niveau, das ich mir vorstellte.

Steht ihr sehr auf Storytelling, oder weshalb schreibt ihr so viele Konzept-Songs?

Ich nenne meine Musik ungern konzeptionell, weil es dafür richtige Charaktere und so weiter geben müssete. Sagen wir einfach, es ist thematisch orientierte Musik, mit der wir jeweils bestimmte Aspekte unseres Seins durchleuchten. "This Global Hive Part One" dreht sich um ein böses Erwachen, satanische Rituale und dämonische Super-Soldaten, ferner Persönlichkeitsstüörungen und Gedankenkontrolle sowie deren Folgen, ein umfassendes Chaos. Dreh- und Angelpunkt sind die sogenannten Auserwählten, die Chosen Ones, die dämonisiert und zu Working Babylon Babies mit gefährlichen Fähigkeiten ausgebildet werden. Ihnen wohnen mehrere Unter-Persönlichkeiten inne, seien es Assassine, Jäger, Sex-Sklaven, PSI-Krieger und viele weitere. Ihre Aufgabe ist es, die Weltordnung umzustürzen.

Wie ist der Bandname diesbezüglich zu verstehen?

Ich denke, unsere Musik verbindet organische mit technischen Elementen: Samples und Keyboards einerseits, aber eben auch akustische Instrumente und einen Menschen hinterm Mikrofon. Auf unserer Website gibt es eine kurze Eigeneinschätzung zu lesen, und ich halte uns für ziemlich originell: Wir sind eine eklektische Synthese aus melodischem, progressiven Metal und anderen Genres sowie aberwitzigen Inhalten.

Auch ihr befasst euch mit der Umwelt und politischen Begebenheiten. Woran liegt es, dass australische Bands dazu neigen?

Keine Ahnung. Wir zumindest tun es aus Eigeninteresse, wobei es sich vornehmlich um düstere Sachverhalte oder Spekulationen handelt, mit denen wir uns befassen. Im Allgemeinen lassen wir uns von Web-Podcasts inspirieren, um ein Thema zu finden. Nicht zuletzt deshalb verwenden wir Sprach-Samples, die der Atmosphäre zuträglich sind. Blogger waren bislang sehr großzügig, was die Bereitstellung von Material betrifft, und bei so etwas spielt man sich ja auch gegenseitig in die Hände. Es ist also eine Situation, in der man nunr gewinnen kann.

Mich interessiert insbesondere die Trilogie “Disrepair” ...

Darin geht es kurz gesagt um einen politischen Zusammenbruch, und jedes Album deckt eine andere Facette ab. Die drei Veröffentlichungen gab es jeweils nur online, weil wir uns keine CD-Produktion leisten konnten. Die neue ist deshalb in gewisser Weise erst unser Debüt, auch weil David hinzugekommen ist. Zu Beginn der Aufnahmen stieß ich als Sänger an meine Grenzen, und als er sich anschloss, wusste ich, dies ist ein Neubeginn. Mit ihm in der Band schauen wir einer glänzenden Zukunft entgegen.

Eure Produktion klingt beeindruckend für eine Band ohne Label.

Darauf sind wir auch sehr stolz. Wir wollen vorerst nichts an unserer geschäftlichen Aufstellung ändern, eben weil in der modernen Zeit vieles leichter fällt, ohne dass man gleiche eine Firma hinzuziehen muss. Iwir verfügen über die nötige Hard- und Software beziehungsweise das Internet. Nur professionelles Mastering ist meiner Meinung nach unabdingbar. David darf sich, was dies angeht, mit einer beachtlichen Leistung brüsten. Ich hätte nie gedacht, dass er einen solchen Einfluss auf uns als Band nehmen kann, und wir wachsen mit jedem neuen Stück weiter – auch hinsichtlicher unserer Bekanntnheit. Die Bedeutung von konventionellen Labels schwindet immer weiter, da immer mehr Bands direkt auf ihre Fans zugehen. Wir sind aus freien Stücken independent, auch wenn es sicherlich Firmen gibt, die eine Überlegung wert wären. Kauf eure CDS und Shirts direkt bei den Künstlern. Wir selbst haben dieser Entwicklung mit unserem Online-Shop bereits Rechnung getragen.

Spielt ihr live?

Nein, momentan geht es uns schon um ein neues Album. Teil zwei dieser Scheibe soll so schnell wie möglich herauskommen, weil ich das Gefühl habe, dass wir gerade ins Gespräch kommen. Ende 2013 wird es wohl soweit sein.

Wo seht ihr euch global als Metal-Band?

Wir machen das alles nicht erst seit gestern, und es tut gut, wenn man Anerkennung erfährt. Ich denke, wir können uns gegen viele international renommierte Gruppen behaupten.

Kannst du uns etwas zum Stand der Dinge bei VAUXDVIHL und deren Label Vog sagen?

Die Besetzung, die auf “To Dimension Logic” zu hören war, ist natürlich längst passé. Ich habe den Kontakt zu den meisten der Beteiligten verloren und kann entsprechend wenig sagen. Es hieß, man wolle das Debüt neu veröffentlichen, aber da steht nichts genaues fest.

Das ist schon vor einigen Jahren im Digipack geschehen.

Wie dem auch sei: Ich bin stolz auf mein Schaffen mit der Band. Das Debüt gilt ja als Klassiker, aber dessen ungeachtet geht es weiter. Auf “This Global Hive Part One” hört man die Einflüsse aus unserer Vergangenheit ganz deutlich. David sang zuallererst bei VAUXDVIHL, Evan Harris spielte auf “Vog” Bass und ich Keyboards und ebenfalls Tieftöner auf “To Dimension Logic”, also liegt der Vergleich nahe.

Was werdet ihr als nächstes unternehmen?

Ich könnte mir gut vorstellen, dass wir in ein paar Jahren eine feste Institution in Sachen Progressive Metal darstellen. Von mir aus nimmt die Band noch viele Jahre lang Alben auf und spielt live. Wir haben ein Video zu “Intellectual Clones” gedreht, eine verstörend surreale Reise ins Reich der Gedankenkontrolle und des rituellen Missbrauchs. Es ist mittlerweile auf den einschlägigen Kanälen zu finden. Auch haben wir mit den Arbeiten an “Part Two” begonnen und noch weitere Lieder auf Halde liegen. Ich glaube, wir werden demnächst ein echtes Monster von Album erschaffen, denn die Stücke klingen bereits im Demostadium moströs. Fans von düsterer, progressiver Musik sollten uns definitiv ein Ohr leihen, sie werden es nicht bereuen.

Das geben wir so weiter. Dankeschön, Eddie!

Andreas Schiffmann (Info)