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Interview mit Crystalic (24.06.2007)

Crystalic
CRYSTALICs Toni und seine Kompagnons Frank und Erik haben sicher nicht die deutschen Tastendrücker, sondern die alten Schweden Crematory gemeint, als sie sich im Interview über ihre Einflussgeber ausließen. Doch die Finnen klingen weder skandinavisch noch deutsch; auf Florida zeigt der Finger. Ihr seid unüberhörbar von Death beeinflusst, doch welche anderen Inspirationen habt ihr? T: Für mich zählt auch Tony MacAlpine dazu. Er ist nicht nur ein hervorragender Gitarrist, sondern komponiert auch großartige Songs und nicht bloß Solos. Außerdem: Old Man´s Child, Crematory, und so weiter – und ebenfalls einige Old-School-Sachen. F: Meine Haupteinflüsse sind Accept, Entombed, Nevermore, OMC, Black Sabbath, King Diamond, Dark Tranquillity oder Dan Swanö. Wie sieht eure Musikerziehung aus? Vor allem die Gitarrenarbeit verweist auf tieferes Hintergrundwissen als üblich und beweist geschmackvollen Umgang mit Melodien. CrystalicWir sind alle größtenteils Autodidakten. Ich selbst habe nur wenige Stunden genommen, um mir die Welt der Skalen und Modi zu eröffnen, aber das war´s auch schon. Wenn ich komponiere oder mir ein Solo ausdenke, möchte ich alle Regeln beiseite lassen und sie ersetzen durch Gefühl und Stil. Eigentlich weiß ich einen Scheiß über Musiktheorie, hehe! E: Genau. Ich habe auch nur ein wenig Theorie im Selbststudium betrieben, aber wenn man einen Song schreibt oder eine Melodie, muss man nicht denken, denn die Musik geschieht einfach. Du bist verloren, wenn du darüber nachdenkst, woher sie kommt. Wie seht ihr die lukrative, aber mit Hinblick auf ihre Kreativität gleichförmige Metalszene eurer Heimat, und warum reiht ihr euch nicht in den Kanon der gesichtslosen finnischen Gruppen ein? E: Musik für Geld zu machen ist Mist, aber manche Leute tun es. Es ist eben ihre Entscheidung; Musik besteht heute sowieso nur noch aus Businessdingen, also müssen wir damit leben. Was es betrifft, in die Öffentlichkeit zu treten: nun, wenn dir danach ist, dann tu es, aber mein Ding ist es nicht. Auf der Bühne hast du ganz automatisch eine Präsenz, die dem Schauspielen ähnlich ist. Daher sehe ich auch nichts Falsches darin, Masken zu tragen, wenn es einem gefällt. Die Textfrage: Wie Death seid ihr eine furiose Band, kommt aber nie negativ rüber. Ich würde sogar sagen, ihr wollt den Hörer in Euphorie versetzen und ihn ermutigen, anstatt ihn zu zermürben... F: Da liegst du ziemlich richtig. Die Lyrics sind kein Flower-Power-Zeug, haben aber einen Vibe vom Licht am Tunnelende in einigen Stücken. Andererseits will ich vielschichtig schreiben und verschiedene Standpunkte ausdrücken. Auf unserem Debüt ist das übergreifende Thema in den Texten der menschliche Geist. In den Nachrichten sehen wir täglich, wie verkommen wir sind. Es ist leicht, darüber zu schreiben. Was bedeutet euer Bandname, und wieso ist er falsch geschrieben? T: Er beschreibt unseren Stil, Abwechslungsreichtum und Tiefe. Oberflächlich ist etwas Kristallines sehr klar und rein, aber darunter auch schwierig und mehrdimensional. F: Crystallic nahm sich nicht gut an. Also schmissen wir das eine ‚l´ raus. Gab es außer Manitou kein anderes Label mit Interesse an euch, oder warum kommen Finnen in Frankreich unter? Wie machen sie ihren Job, wo sie gerade jetzt sehr viele Alben veröffentlichen? E: Es gab weitere Angebote, aber wir haben uns für sie entschieden. Sie machen bisher tolle Arbeit und wir können den Finnland-Release der Scheibe kaum abwarten! Welche Pläne habt ihr für die Zukunft – Touren, und wenn dann mit wem? Crystalic T: Wir sind eifrig mit der Promotion beschäftigt und zocken so viele Konzerte wie möglich – zunächst hier in Finnland. Hoffentlich touren wir irgendwann einmal mit so guten Bands wie Omnium Gatherum oder so...Wir werden sehen. Im Moment konzentrieren wir uns darauf, den Leuten CRYSTALIC nahezubringen. F: Wir haben mit Steve DiGiorgio darüber gesprochen, mit Sadus zu spielen. Es war zwar nur die Rede davon, aber das wäre toll! Werdet ihr das Komplexe in eurer Musik herauskehren, oder in Zukunft noch eingängiger komponieren? Es sieht gerade so aus, als werde es komplizierter. Es gibt einige neue Tracks, so dass wir allmählich absehen können, wo das Material hinführt. Es wird sicher nicht zu schwierig, denn für mich sollten Songs immer nachvollziehbare Elemente in sich tragen, die das Interesse des Hörers aufrechterhalten. Ein kleiner Dämpfer ist euer monotoner Sänger – wie löst ihr dieses Manko? E: Geh verschwinde! Da gibt es kein Problem zu lösen! Natürlich ist die Artikulation eines Finnen nicht die eines Amerikaners, aber ein fremder Akzent ist eher eine Stärke als ein Manko für mich – eine zusätzliche Nuance. Nun, das war zwar nicht gemeint, aber dennoch: CRYSTALIC anchecken und eine vielversprechende Death-Metal-Band unterstützen!
Andreas Schiffmann (Info)
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