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Interview mit Diorama (26.04.2010)

Diorama

Zu den eigenständigsten und musikalisch herausragendsten Acts in Deutschland zählen mit Sicherheit DIORAMA. Der höchst intelligente Sound der Band um Mastermind Torben Wendt ist eine Mischung aus Electro und Synthiepop, zuletzt auch angereichert mit einer ordentlichen Dosis Rock und besticht durch Tiefgang, Emotionalität und einem ausgewogenen Verhältnis aus Ecken und Kanten auf der einen Seite und ohrwurm-verursachender Eingängigkeit auf der anderen Seite. So auch auf dem aktuellen Longplayer "Cubed", der von Kollege Chris besprochen wurde. Er trug auch die Hälfte der Fragen, die ich Torben am Telefon stellte, bei, so dass dieses ausführliche Interview als Ko-Produktion zu sehen ist. Nachdem ich Torben dann zunächst mit der Nachricht von Pete Steeles Tod unangenehm überrascht hatte, kamen wir schnell zu den erfreulicheren Themen, über die es zu reden galt.

Welcher Grundgedanke liegt dem Albumtitel "Cubed" zugrunde? Wofür steht der Metall-Würfel, der das Cover ziert und der auch in den Texten mehrfach erwähnt wird?

Wir haben ja schon mit dem Begleittext im Booklet probiert, das Konzept grob zu umreißen ohne zu sehr in die Tiefe zu gehen, weil auch jeder eingeladen ist, die Idee und die Bildsprache für sich selbst zu deuten. Für uns ist der Würfel ein Bild für einen Raum, der Lebensraum eines jeden einzelnen, der durch den Würfel sehr eng gefasst ist. Es hat jeder einen sehr begrenzten Raum um sich herum, jeder ist von allen Seiten begrenzt und limitiert. Jeder hat dann natürlich die Möglichkeit, diesen Raum so zu gestalten, wie es zu ihm passt, mit Gegenständen, Personen und Ereignissen. Es schwingt aber auch mit, dass er diesen Raum nicht verlassen kann.

DioramaLetztes Jahr hattet ihr bei eurer Show auf dem Amphi Festival schon so einen Würfel oder Käfig auf der Bühne. War das schon ein Hinweis auf das Album?

Wir hatten zu dem Zeitpunkt das Album schon so gut wie im Kasten und Titel und alles standen auch schon fest. Wir hatten die Absicht, schon in der ersten Jahreshälfte 2009 mit dem Album am Start zu sein und hatten das musikalisch auch fast geschafft. Wir haben uns dann aber noch sehr stark mit der grafischen Umsetzung befasst, was nicht gerade die größte Stärke von uns ist. Wir haben dann sehr lange gebraucht, um die Bildsprache auf den Punkt zu bringen und den Geist des Albums zu treffen. Wir haben wirklich monatelang mit dem Grafiker zusammengesessen. Deswegen hatten wir auch das Live-Bühnenbild halt schon lange vor dem Album selbst fertig. Wir hatten dann aber beim Amphi schon große Lust, das zu präsentieren und haben es dann entsprechend vorgezogen.

Ende der 90er und in den 2000ern gab es drei Horrorfilme, die den Titel "Cube" trugen. Kennst du die? Waren die ein bisschen Inspiration für das Album?


Ich kenne nur den ersten Teil. Der war aber überhaupt keine Inspiration. Ich fand den Film okay und auch interessant, aber wir haben den Film nicht als Anlass für das Konzept genommen.

Ihr reizt die musikalischen Extreme auf "Cubed" etwas weiter aus als sonst. Es gibt extrem ruhige Songs, extrem verspielte und auch extrem tanzbare Nummern. Außerdem kommen die Gitarren viel stärker definiert zum Zuge. Ist das eine natürliche Entwicklung oder eine bestimmte Absicht gewesen?

Ich neige zu ersterem. Als wir 2004, 2005 angefangen haben, mit Gitarren zu arbeiten war es etwas, das in unserem Sound völlig neu war. Wir haben auch einige Zeit und einige Alben gebraucht, um an den Punkt zu gelangen, wo die Gitarre ihren Platz gefunden hat in unserem Soundgefüge. Es war von vorne herein nicht klar und wir wollten das aus sich selbst heraus entwickeln lassen und nicht bewusst steuern. Wir haben für das neue Album viele gemeinsame Sessions abgehalten und haben auch direkt mit der Gitarre als Element gearbeitet und nicht erst nachträglich, wie es in der Vergangenheit manchmal der Fall war, wo man die Gitarre auf den fertigen Song draufgesetzt hat. So ist es halt gekommen, dass die Gitarre schon in einem frühen Stadium der Produktion eine tragende Rolle gespielt hat. Es war keine Absicht, der Gitarre und auch dem Schlagzeug eine größere Rolle beizumessen, sondern das hat sich auch aus der jahrelangen Tätigkeit in diesem Band-Linuep entwickelt, wo aus der Konstanz der Zusammenarbeit Möglichkeiten entstehen, wie man musikalisch auf einen Nenner kommt.

Besonders "Acid Trip" ist ungewöhnlich hart für eure Verhältnisse. Ist das in deinen Augen ein wütender Song, gibst du dort deiner Wut musikalisch Ausdruck?

Ja, würde ich schon sagen. Wut ist sicherlich ein Faktor, der mir in der eigenen Musik sehr wichtig ist, wobei ich denke, dass unterschwellig wütende Gefühle schon immer eine Rolle gespielt haben. Wut muss sich ja nicht dadurch äußern, das man mit hartem Gesang irgendwas rumbrüllt, das finde ich auch teilweise unwütend und eher langweilig. In dem Song geht es halt um Gedanken und Vorstellungen, die du in deinen Kopf lässt, aber nicht mehr loswirst, wie bei einem Drogenrausch, von dem du nicht mehr runterkommst. Wo man dann halt auch wütend auf sich selbst ist, dass man es so weit hat kommen lassen und sich aber auch irgendwo in der Situation gefällt.

Könnte das Internet eine solche Droge sein?

Kann gut sein, dass der Gedanke mitgespielt hat. Ich kann jetzt nicht bewusst sagen, dass ich das in dem Song ausdrücken wollte, aber das ist auf jeden Fall ein Gedanke, der mich sehr beschäftigt und möglich ist durchaus, dass er sich da in die eine oder andere Textzeile eingeschlichen hat.

Bleiben wir doch noch ein bisschen bei einzelnen Songs. Das Klavier in "My Counterfeit" hat etwas Jazziges an sich. Gibt es für dich musikalisch überhaupt Grenzen, also stilistische Einflüsse, die du bei DIORAMA nicht zulassen würdest?

Nein. Ich denke, wenn ich mich limitieren würde, würde ich mir selbst und auch dem Fan keinen Gefallen tun. Ich denke, es besteht für DIORAMA ein großer Reiz darin, sich immer wieder neu zu erfinden. Es gibt Bands wie AC/DC, da will man das gerade nicht, die müssen immer gleich klingen, weil das alle so wollen. Bei uns ist schon der Anspruch da, sich immer weiter zu entwickeln. Musik ist bei mir schon sehr stark abhängig von meiner persönlichen Entwicklung und der Entwicklung meiner Einflüsse und das möchte ich schon in der Musik ausleben können. Da sind jazzige Töne durchaus keine Seltenheit.

Wie äußert sich eigentlich ein Alphatier-Komplex? Und wer könnte so einen haben?

Das ist jetzt schwierig. Der Song ist schon an die eine oder andere Person gerichtet, die ich aber nicht nennen möchte. Das Phänomen gibt es aber auf jeden Fall in unserer Gesellschaft. Es ist auch ein etwas ironischer Song, der Bewunderung ausdrückt, die so übertrieben ist, dass sie schon nicht mehr ernst gemeint sein kann. Unsere Gesellschaft ist halt schon stark von Alphatieren und ihrem Gefolge geprägt, das war schon immer so und hat sicherlich auch seine Berechtigung. Aber es gibt eben auch Leute, die es mit dieser Einstellung übertreiben und die ihren Erfolg und ihr Selbstverständnis daraus ziehen, dass sich eine ganze Schar an Schäfchen um sie sammelt und da musste mal ein Song drüber gemacht werden.

Wo wir gerade bei Ironie sind... "Record Deal" ist ja sehr bissig geraten. Es scheint, als wärst du der Meinung, dass Musik nichts auslösen würde, was gerade bei euch ja sicher nicht der Fall ist.

Auch hier kann ich keinen Leitfaden zur Bedeutung geben, wobei der ironische Unterton natürlich beabsichtigt ist. Sicherlich ist die wachsende Beliebigkeit im Hörerverhalten ein Grund, aber auch die Überschätzung von Musikern, die eben meinen, nur weil sie Musik machen wären sie der Nabel der Welt. Es schwingt aber auch ein ehrliche Naivität mit, die sagt "gib mir einen Plattenvertrag, gib mir Geld, Ruhm und Erfolg". Jeder, der Musik macht, kennt das, dass man schnell hoch hinaus will. Aber noch mal zu der Beliebigkeit: ich habe letztens im Radio einen Bericht gehört, wo es um eine wissenschaftliche Untersuchung ging, wie Schulkinder Musik wahrnehmen und ob Musikhören einen beeinträchtigenden Effekt auf das Lernverhalten habe. Und es kam heraus, dass die Jugendlichen die Musik in weiten Teilen gar nicht mehr wirklich wahrnehmen, sondern nur noch als Hintergrundgeräusch, die Lernerfolge bleiben gleich, egal ob Musik läuft oder nicht. Das fand ich relativ überraschend, da drückt sich dann ja auch eine gewisse Beliebigkeit der Kunst gegenüber aus, letztendlich ist es ja dann egal, was für einen Sound du machst. Somit erklärt sich dann auch, dass diese unerträgliche Weichspülermusik so lange so nachhaltigen Erfolg hat und im kommerziellen Bereich eigentlich nichts anderes läuft.

Torben Wendt, DioramaWobei ich selber überhaupt nicht lesen und Musik hören gleichzeitig kann, weil ich entweder dass eine oder das andere konzentriert machen möchte, beides zusammen geht nicht.

Geht mir genauso. Ich kann auch nichts anschauen und mich unterhalten. Wenn in der Kneipe irgendwo der Fernseher läuft, kannste mich total vergessen, da muss ich mich mit dem Rücken zum Fernseher setzen, sonst schaue ich da immer hin und denke drüber nach. Wobei man aber zum Beispiel im Kaufhaus das Hintergrundgedudel auch nicht mehr wahr nimmt.

Noch mal zum Album: ihr habt ja die limitierte Black Edition mit Bonussongs. Kommt man auch irgendwie an die Songs ran, wenn man nur die normale Auflage hat?

Man kann sich die Songs ganz regulär herunterladen, ich wollte auch niemandem die Songs vorenthalten. Bei der Limited Edition ging es auch einfach darum, den Fans etwas besonderes für ihr Geld zu bieten und nicht darum, da etwas exklusiv zu machen. Wobei die Black Edition inzwischen auch ausverkauft ist.

Welcher Song auf "Cubed" bedeutet dir eigentlich am meisten?

Das ist unterschiedlich. Zur Zeit sind es "Refugee", "Child Of Entertainment" natürlich und der letzte Song "Stereotype".

Gibt es denn ein Album von euch, das für dich besonderen Wert hat? Und umgekehrt, gibt es Veröffentlichungen, mit denen du dich nicht mehr so ganz identifizieren kannst?

Gibt es, aber nicht im Gesamten. Es gibt schon immer wieder Songs, wo ich mir im Nachhinein denk "ähm, der hätte jetzt nicht unbedingt sein müssen", aber letztendlich gehört es auch dazu. Musik geht bei mir sehr stark den Weg des Lebens mit und in meinem Leben gab es auch sehr viele Momente, wo ich mir hinterher gesagt habe, die hätten nicht sein müssen. Das macht die ganze Sache eben auch authentisch. Es gibt aber auch die Momente, wo man gerade die Songs genießt, die man sich vielleicht nicht so oft anhört und man bekommt auch immer wieder Feedback auf Songs, die Ecken und Kanten haben, weil eben diese auch stärker hängen bleiben.

Ein Album kann ich nicht wirklich herausstellen, aber wenn du mich jetzt zwingen würdest, würde ich schon auf unser Debüt "Pale" verweisen, denn da kam ein Maß an Emotionalität, Ehrlichkeit und Intimität zum Tragen, das ich so nicht wieder erreicht hab. Das sind halt Songs aus spätpubertierenden Teenager-Tagen, wo die Ideen und das Gedankengut von extremen Gefühlen getrieben sind und wo man extreme Gedanken austestet. Das hat natürlich eine ganz andere Intensität, als Musik, die man schreibt, wenn die Gedanken konstruierter und besonnener sind.

Was ist dir in deiner eigenen Musik denn wichtiger? Anspruch und Tiefgang oder die hohe Emotionalität? Legst du auf einen Aspekt vielleicht mehr Wert?

Das steht für mich im Prinzip auf dem gleichen Zettel. Wenn man Anspruch und Tiefgang und Produktion und Sound gegenüberstellt, dann würde ich schon sagen, dass es mehr um den Tiefgang geht. Für mich ist Musik in erster Linie auch Ausdruck von Gefühlen und der Seele. Deshalb spielt das auch die hauptsächliche Rolle, für mich ist das ja auch der Grund gewesen, Musik zu machen und die Band zu starten, weil ich gewisse Dinge loswerden wollte, die ich in mir hatte und keinen anderen Weg gefunden hatte. Ich hatte einen Drang, das zu tun.

Ist dir denn bewusst, dass ihr schon eine Ausnahmeerscheinung in der deutschen Musikszene seid?

Das sehe ich ähnlich, ja. Wir gehen unseren Weg jetzt seit einigen Jahren und das ist eine Entwicklung, die sich verselbständigt hat. Ich scheue auch Vergleiche, mir fällt da auch nie was ein, wenn ich uns mit anderen Bands vergleichen soll und das Feedback bekommen wir auch sehr oft.

Das ist dir also auch ein Anliegen, dass ihr euch von den Stereotypen abhebt?


Das ist eine starke Message des neuen Albums und auch schon des Vorgängers "A Different Life", dieses Abheben von den Stereotypen, die sich von außen über dich schütten, dieses eingeordnet werden in irgendeine Schublade. So ist das auch musikalisch, ich würde ungern Musik machen, die direkt in einer Schublade landet.

Kannst du von deiner Musik denn leben? Wenn nein, ist das ein Ziel oder ist die Musik einfach nur dein Weg der Selbstverwirklichung?

Es ist schon hauptsächlich eine Form der Selbstverwirklichung und dann kommt lange nichts. Wenn der Begleitumstand einträte, davon leben zu können, wäre ich der letzte, der sich dagegen wehren würde. Aber ich habe seit der ersten Platte immer wieder Jobs gehabt, also auch einen Parallelalltag, der mir es ermöglicht hat, so zu verfahren. Mir war es aber auch immer wichtig, eine gewisse Unabhängigkeit zu haben, auch von der Musik.

Läuft euer Songwriting eher nach Plan ab oder entstehen die Lieder mehr durch Tüfteln und Probieren? Und wie lange dauert es, bis ihr einen Song fertig habt?

Das ist eine schwere Frage. Das ist natürlich auch vom Song abhängig. Es gibt Songs, die sehr, sehr schnell gehen, wo du eine Idee für einen Song, eine Melodie oder eine Textzeile, eine Hookline, einen Refrain in den Kopf bekommst und in dem Moment auch die Energie und den Drive hast - und die Ruhe - um der Idee so lange nachzugehen, bis der Song fertig ist. Es gibt auch die Momente, wo du eine Idee bekommst und die zu Papier bringst oder in den Sequencerprogramm einhackst und dann aber nicht mehr so viel mit anfangen kannst. Ein Jahr später machst du dann den Songansatz wieder auf und denkst "das ist doch gar nicht so schlecht" und dann fällt dir was dazu ein und dann entwickelt sich die Sache weiter. Da gibt es auch keine Strategie. Wir machen auf jeden Fall keine Musik am Reißbrett, wir legen uns die Dinge auch nicht zurecht, also worüber der Song gehen soll, wie schnell er sein soll und auch welchen Härtegrad er hat. Das entwickelt sich wirklich aus sich selbst heraus. Der Großteil der Songs entsteht schon aus Sessions, die wir aber zwangsläufig nicht zusammen abhalten müssen, sondern ich kann auch alleine ganz prima Sessions machen.

DioramaWenn ihr die Songs weitgehend fertig habt, nehmt ihr sie dann am Stück auf oder geht das auch über mehrere Monate hinweg?

Mehrere Monate. Die Aufnahmen laufen größtenteils parallel zum Songwriting. Wenn ich eine Idee festhalte und den Song produziere, dann versuche ich meistens auch schon, die Aufnahmen, die dafür nötig sind, so final zu machen, dass ich sie dann nachher auch verwenden kann. Ich habe früher nach dem Motto gearbeitet "erst die Komposition und dann die Aufnahmen und Produktion", mittlerweile erfolgt das gleichzeitig, das ist auch effizienter.

Könntest du dir vorstellen, die Musik von DIORAMA auch mal in einem komplett anderen musikalischen Gewand zu präsentieren? Unplugged oder mit Orchester oder in einer klassischen Rockbesetzung?

Könnte ich mir sehr gut vorstellen. Es gibt auch schon ein paar Projekte, die in der Richtung laufen, gerade so in Richtung Rock. Wir arbeiten da mit einem Künstler zusammen, der angefangen hat, die DIORAMA-Songs, die ihm am meisten bedeuten, in Metal-Versionen zu spielen. Das ist echt spannend, zu sehen was dann dabei herauskommt. Er ist zum Glück auch ein hervorragender Musiker, so dass das der Sache in meinen Augen auch gerecht wird. Ich kann mir das wirklich sehr, sehr gut vorstellen, auf jeden Fall. Gerade auch mit Orchester zu arbeiten, mit unüblicheren Instrumentationen, Kammerorchester zum Beispiel oder auch mal ein Chor. Wenn ich mehr Zeit hätte und mehr Ressourcen, wäre ich da sicherlich auch aktiver.

Bei vielen deutschen Bands fällt oft die "denglische" Aussprache auf. Bei euch ist das nicht so, deine Phonetik ist sehr klar und "undeutsch". Hast du dir das antrainiert?

Ich habe jetzt letztens eine Kritik gelesen, da hat es eine gar nicht gut mit uns gemeint. Die sprach von "unerträglichem Denglisch". Da bringe ich schon genug Selbstbewusstsein mit, zu sagen, dass sie da nicht Recht hat. Ich hatte seit der dritten Klasse Englischunterricht und hab ein halbes Jahr in Kanada gelebt und ein paar Jahre lang englisch studiert, ich denke schon, dass da die Grundlagen dann schon da sind.

Wird der Anteil deutscher Texte also auch in Zukunft eher gering bleiben oder wird da in Zukunft auch mal mehr kommen?

Ich kann mir das absolut vorstellen. Ich sträube in mich da in keinster Weise gegen, nur blöd, dass ich das nicht erzwingen kann. Ich kann mir nicht vornehmen, dass der Text, den ich jetzt schreibe, deutsch sein muss, da muss dann schon die entsprechende Idee kommen. Auf deutsch hört sich manches aber auch immer ein bisschen gestelzt an oder unfreiwillig übertrieben melodramatisch, vielleicht ist das auf englisch genau gleich, nur man merkt das nicht so, wenn man kein Muttersprachler ist. Ich hasse aber deutsche Texte, die "reim dich oder ich fress dich sind" oder einfach nur theatralisch und in ihrer Phonetik nicht tragfähig. Bevor ich mich auf so eine Schiene begebe, lass ich es dann lieber bleiben. Für mich gibt es auch nur einen Künstler in der deutschen Populärmusik, der seit Jahren herausragende Texte schreibt und das ist Reinhard Mey. Da können sich alle Grönemeyers und Xavier Naidoos ein Riesenstück von abschneiden.

Letzte Frage für heute: wo siehst du DIORAMA im Jahre 2020?

Puuuh... schwer zu sagen. Der Zeitraum ist lang, ich kann das nicht einschätzen. Das ist natürlich auch davon abhängig wie die Leute reagieren. Wenn uns 2020 keiner mehr sehen will, weil es halt keinen mehr interessiert, dann werden wir wohl weniger auf diversen Bühnen präsent sein. Wenn wir bis dahin durch irgendeine komische Idee den Durchbruch geschafft haben und zu Weltruhm und Reichtum gekommen sind, dann sind wir sicherlich noch präsenter auf den musikalischen Bühnen. Ich denke schon, dass die Musik Bestandteil unser aller Leben sein wird und auch ein sehr wichtiger. Was das dann für eine Gestalt annimmt, ist gar nicht mal so wichtig. Wenn ich mir vorstelle, dass wir uns in zehn Jahren noch so gut verstehen, freundschaftlich und musikalisch auf einer Wellenlänge schweben, dann erfüllt mich das schon mit viel Glück.

Das wünsche ich an dieser Stelle natürlich auch und bedanke mich für das ausführliche Gespräch.

Andreas Schulz (Info)
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