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Gamma Ray / Rhapsody Of Fire / Stormwarrior - Bochum, Zeche - 15.04.2014

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Platz eins im Soundcheck von Metal Hammer und Rock Hard, Coverstories in diversen europäischen Musikmagazinen, zahlreiche euphorische Kritiken quer über den Erdball, mit Platz 13 der höchste Charteinstieg der Bandgeschichte in Deutschland – für GAMMA RAY läuft es derzeit mit "Empire Of The Undead" mehr als rund. Kein Wunder also, dass die Bochumer Zeche am Dienstag vor Ostern sehr ordentlich gefüllt ist, um mit Kai Hansen und Co. auf Zeitreise durch die Geschichte des melodischen Power Metal zu gehen.

StormwarriorBevor der Headliner sich allerdings die Ehre gibt, müssen sich die Anwesenden mit den Darbietungen der Vorbands arrangieren – was dem einen oder anderen doch eher schwerfällt. Die Hamburger Hansen-Kumpels STORMWARRIOR zeigen eine halbe Stunde lang auf der durch den Gamma-Ray-Drumriser reichlich kleinen Bühne, dass sie vor allen Dingen "Walls of Jericho" toll finden. Der melodische Speed Metal hat hier und da durchaus seinen Charme ("Heading Northe"), insgesamt aber bietet der Fünfer nicht mehr als solide Handwerkskunst, die im Publikum – trotz der unbestrittenen Nähe zu GAMMA RAY bzw. dem vorherigen musikalischen Leben Kai Hansens  – nur verhaltenen Applaus findet.

Das sieht bei RHAPSODY OF FIRE schon anders aus. Zum einen sind die Italiener um Sänger Fabio Lione ebenso erfahrene wie versierte Musiker, zum anderen scheinen ihre Alben – ob nun mit oder ohne "Of Fire" veröffentlicht - bei den Anwesenden durchaus bekannt zu sein. Lione singt stark, hat auf zahlreichen Tourneen sowie als Aushilfssänger bei ANGRA und KAMELOT reichlich Bühnenerfahrung, agiert entsprechend souverän, fährt durch sein permanentes Kaugummikauen allerdings – auf einem Stück, das angesichts der breiten Kaubewegungen die Größe eines Big Macs zu haben scheint – Sympathie-Minuspunkte ein. Die Konserven-Einspielungen der opulent orchestrierten Bombast-Metal-Songs halten sich erfreulicherweise im Rahmen, und auch Keyboarder Alex Staropoli lässt nicht nur optisch Gitarrist Roberto De Micheli den Vortritt. Dass die Band mit "Lamento Eroico" mitten im Set eine Ballade auf Italienisch platziert, Rhapsody Of Firesorgt allerdings für einen spürbaren Knick in der Stimmung – "Bochum, are you still here?" fragt Lione, der sich über die ausbleibenden Reaktionen allerdings kaum wundern muss. Ohnehin sind die verschachtelten und überladenen Songs der Italiener nur bedingt tauglich für eine Livedarbietung, am besten kommen da noch die Songs aus der Frühphase der Band an: "Land Of Immortal", "Holy Thunderforce" oder "Emerald Sword" ernten den größten Applaus – stets dann, wenn High Speed auf Melodie und einprägsame Refrains trifft. Vielleicht sollte sich die Band daran ein Beispiel nehmen und ihre Songs in Zukunft wieder kompakter anlegen.

Gamma RayWarum die Allermeisten allerdings in die Zeche gekommen waren, wird anschließend mit Verklingen des einleitenden  THE RUNAWAYS-Stücks "Bad Reputation" deutlich: Mit dem live noch gewagter als auf dem aktuellen Studioalbum gewählten Opener "Avalon" steigt der Stimmungspegel im Auditorium bei GAMMA RAY deutlich an. Das Publikum erweist sich als absolut textsicher, was unterstreicht, dass der Neunminüter zukünftig fester Bestandteil des Livesets sein dürfte. Was allerdings schon nach wenigen Minuten klar wird: Kai Hansen plagt sich mit einer üblen Bronchitis herum, hat nach eigener Aussage sogar Singverbot vom Arzt bekommen. Wollte man böse sein, würde man sagen – Hansen singt ja auch gar nicht. Vielmehr krächzt er über weite Strecken, müht sich aber, wo andere den Auftritt abgesagt hätten. "Hilft ja nix", meint Hansen lakonisch, der aber trotz seines angeschlagenen Gesundheitszustands bester Laune ist. Henjo Richter bleibt als zweiter Gitarrist auf der rechten Bühnenseite wie gehabt eher in sich gekehrt, während Bassist Dirk Schlächter fit wie lange nicht mehr wirkt und seine geschmeidigen Tanzschritte zum Besten gibt. Herausragend: Drummer Michael Ehré, der nicht nur bei seinem Drumsolo zeigt, dass er der Band einen echten Kreativitätsschub verpasst hat.

Aufgrund Hansens Krankheit wird die Setlist im Vergleich zu früheren Shows der Tournee umgestrickt, ein paar Songs von "Empire Of The Undead" – die Hansen eine ganze Menge abverlangt hätten – fliegen aus dem Programm, stattdessen werden die Songs durch Jamsessions oder Singalongs verlängert. Das klappt mal weniger ("Blood Religion"), mal mehr ("I Want Out" mit epischem Reggae-Part – großartig!). RHAPSODY-Sänger Fabio Lione springt bei "Future World" (und singt dabei Texte, die mit dem Original nur rudimentär etwas zu tun haben), "Empire Of The Undead" und "Time For Deliverance" ein, später kommt mit Frank Beck noch ein bis dato unbekannter Sänger einer Rock-Cover-Band auf die Bühne und unterstützt die Band bei "Master Of Confusion" sowie einem "Land Of The Free"-Medley, bestehend aus dem Titeltrack, "Rebellion In Dreamland" und "Man On A Mission". Gamma RayDer Kumpel von Dirk Schlächter wundert sich selber über diese einmalige Chance: "Sonst stehe ich da unten bei den GAMMA RAY-Auftritten in der ersten Reihe, heute darf ich sogar in der allerersten Reihe selber singen." Der Saarländer macht seine Sache gut, wirkt sympathisch und freut sich offensichtlich einen Ast, dass er neben Kai Hansen auf der Bühne stehen darf. Mit "To The Metal" und "Send Me A Sign" gibt es zwei Nummer-sicher-Hits der Band als Zugabe, und obwohl nur 14 Songs plus Drum-Solo auf der Setlist stehen, sind es am Ende zwei Stunden, die die Band auf der Bühne musiziert.

Angesichts der immensen Qualität des bandeigenen Backkatalogs stellt sich natürlich die Frage, ob alte HELLOWEEN-Schinken immer noch gespielt werden müssen, wenn dafür Klassiker der Rays außen vor bleiben, doch alle Fans wird man ohnehin nie zufrieden stellen können. Unterm Strich aber bleibt festzustellen, dass GAMMA RAY trotz der widrigen Umstände die Spielfreude nicht nur auf "Empire Of The Undead" wiedergefunden haben, sondern auch in Bochum sicht- und hörbar Spaß an ihrer Musik hatten. Wie auch die Zuschauer.

Fotos: Andreas Schulz (Info)

Lothar Hausfeld (Info)

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