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Demians: Building An Empire (Review)

Artist:

Demians

Demians: Building An Empire
Album:

Building An Empire

Medium: CD
Stil:

Progressive Rock / Metal

Label: InsideOut
Spieldauer: 56:43
Erschienen: 16.05.2008
Website: [Link]

Herzlich Willkommen bei einer französischen Band, die eigentlich nur ein Ein-Mann-Projekt ist und gleich im Vorfeld der Veröffentlichung ihres Debut-Albums mit Vorschusslorbeeren überschüttet wird. Kein Geringerer als der Kopf einer Band, die eigentlich streng betrachtet auch nur ein Ein-Mann-Projekt ist, verteilt großzügig diese Lobpreisungen, nämlich STEVEN WILSON von PORCUPINE TREE: „Eins der verbindlichsten und vielseitigsten Debutalben, die ich jemals gehört habe. Die Substanz und Dynamik sind atemberaubend [...] epische und ambitionierte Rockmusik des 21. Jahrhunderts.“

Hat man bei solchen Zitaten, die auf dem Promo-Beipackzettel von InsideOut zu lesen sind, überhaupt noch eine Chance, etwas Negatives zu „Building An Empire“ zu schreiben? Ich denke schon, denn wenn wir Herrn Wilson mal von seinem Über-Musiker-Status befreien, dann bleibt von ihm genauso viel wie von uns selber übrig: ein neugieriger Musikhörer. Und je nach Couleur und Geschmack gehen wir wohl sehr unterschiedlich mit „Building An Empire“ um. Ich selber erkenne da als Kritiker neben positiven Tönen auch eine gehörige Portion von negativen.

Spätestens seit der polnischen Band RIVERSIDE oder den deutschen Jungs von RPWL weiß man, dass progressiver Rock, der zwischen floydig bis frickelig, entspannt bis hektisch oder düster bis hymnisch klingt, durchaus erfolgreich sein kann. Doch wusste man das nicht bereits schon seit dem zweiten Drittel des 20. Jahrhunderts? Und waren es nicht dann auch Bands wie OPETH oder TIAMAT, die aus dieser Erkenntnis heraus ihre musikalische Ausrichtung grundlegend veränderten und aus krachigem, mitunter nervendem Metal düstere keyboardlastige Klanglandschaften erschufen, die durch harte Gitarren von ihrer trügerisch dahinfließenden, etwas weinerlichen Stimmung befreit wurden? Ist es nicht ein DEVIN TOWNSEND gewesen, der genau zu dem Umkehrschluss kam und vordergründige E-Gitarren-Ausflüge von höllischer Intension plötzlich in himmlischem oder sogar esoterischem Schönklang, der akustisch oder synthetisch getragen wurde, auflöste? Und waren es nicht PORCUPINE TREE, die sich in gewisser Weise all diese Erkenntnisse zueigen machten, sie bündelten und dann in einem so außergewöhnlich faszinierenden Album wie „In Absentia“ verwirklichten?

DEMIANS „Building An Empire“ ist im Grunde nichts Anderes als die Kombination der genannten Einflüsse. Das kann man, wie auf dem Promo-Zettel „abwechslungsreich“ und als „eine Reise durch eine Welt tiefer Emotionen und großer Spiritualität“ bezeichnen. Man kann aber auch auf dem musikalischen Teppich bleiben und feststellen, dass einem hier nichts sonderlich Neues geboten wird, das aber zumindest in großartiger Qualität und ausgezeichnet produziert.

Nehmen wir nur einmal den Titel „Shine“. Er beginnt mit akustischer Gitarre, verhalten-ruhigem Gesang, steigert dann allmählich das Tempo, ein Schlagzeug spielt sich in den Vordergrund und leitet nach noch nicht einmal zwei Minuten mit metallischer Härte den aggressivsten Moment, der auch gut auf das eine oder andere Album von DEVIN TOWNSEND gepasst hätte, ein, um sich dann nach 3 Minuten 17 entspannt in den nächsten Titel „Sapphire“, angereichert mit Keyboard-Streicherpassagen, zu verabschieden. Laut CHAPEL handelt „Shine“ davon, „aufzustehen und sein eigenes Leben zu gestalten. Und davon, dass es keine richtige oder falsche Entscheidung gibt, man muss sich einfach nur festlegen.“ Ich lege mich mal fest: „Dieser Titel ist, ähnlich wie das gesamte Album, nichts Besonderes!“

Aber natürlich gibt es, wie zu erwarten war, unweigerlich auch auf diesem Album einen Longtrack, in dem sich für mich die Hoffnung verbarg, etwas Außergewöhnliches zu hören, da er mit einem besonderen Stolz von CHAPEL hervorgehoben wird: „Ich denke, ‚Sand’ verkörpert all das, was ich zum damaligen Zeitpunkt mit meiner Musik ausdrücken wollte. Alles ging von ganz alleine, aber es öffnete mir eine völlig neue Welt. Ich finde, dass es meine Fähigkeiten als Musiker auf ein neues Niveau katapultiert und möglicherweise gleichzeitig die Richtung widerspiegelt, die ich auf meinem nächsten Album einschlagen könnte.“ Große Worte, verdammt große Worte für einen letzten Endes doch ziemlich langweiligen Titel, der genauso wie sein Name gleich wie „Sand“ durch eine Sanduhr fließt: Anfangs getragen, langweilig, breitwandig – dann schneller und lauter, sich der engsten Stelle nähernd, um anschließend (nach etwa 11 Minuten) wieder locker auseinander zu fließen und sich dem Ende (genau bei 16 Minuten und 9 Sekunden) entgegen zu quälen.

Rockmusik des 21. Jahrhunderts klingt anders!

FAZIT: „Ehrlich gesagt habe ich noch gar nicht so ganz realisiert, was zurzeit passiert. Ich bin sprachlos, dass STEVEN WILSON ein Album, in das ich so viel Herzblut gesteckt habe, dermaßen lobt.“, meint der Mann hinter DEMIANS, NICOLAS CHAPEL. Auch ich bin, ehrlich gesagt, ein wenig sprachlos darüber, weil dieses Album sicherlich vielen Freunden von PORCUPINE TREE oder RIVERSIDE gefallen wird, aber diese Überschüttung mit Superlativen hat „Building An Empire“ nicht verdient.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 5048x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 8 von 15 Punkten [?]
8 Punkte
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Tracklist:
  • The Perfect Symmetry
  • Shine
  • Sapphire
  • Naive
  • Unspoken
  • Temple
  • Empire
  • Sand
  • Earth (Bonus Track der Erstauflage)

Besetzung:

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