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Marten Kantus: Airframe (Review)

Artist:

Marten Kantus

Marten Kantus: Airframe
Album:

Airframe

Medium: CD
Stil:

Instrumentale Wundertüte

Label: Eigenvertrieb
Spieldauer: 47:08
Erschienen: 01.04.2009
Website: [Link]

„Alle Komplikationen im Hier und Heute sind nichts Anderes als die Suche nach einem Fluchtweg!“

MARTEN KANTUS’ in liebevoller Eigenproduktion gefertigten CDs zeichnen neben beeindruckender Instrumentalmusik auch immer wieder verschiedene Weisheiten oder Widmungen im Booklet aus. Auf dem Vorgänger „Pulmonaire“, der in verschiedenen Gazetten sehr positive Kritiken erhielt, war beispielsweise zu lesen: „He’s interbreeding the legendary animals until they breath the way he does.“ (Er züchtet = wohl besser: unterwirft = die bekanntesten Tiere auf eine Art, die das Ziel verfolgt, dass sie am Ende so atmen, wie er es verlangt.) Kein leichter Tobak, der uns da verbal präsentiert wird. Nun ist allerdings die Tatsache, dass die Alben, denen solche Texte zugeordnet werden, rein instrumental sind, durchaus seltsam. Denn wie transportiert oder transferiert man derartige Sinnsprüche in die Musik?

Und während „Pulmonaire“ an mir samt Tier-Zitat schlicht und ergreifend regelrecht vorbeischwappte, mich langweilte, hat mich KANTUS’ neustes Werk „Airframe“, ähnlich wie „Stratify“ und „Catwalk“, wieder voll erwischt. Wobei auch hier mal wieder die Ausnahme die Regel bestätigt. „Tornado“ machte auf „Pulmonaire“ seinem Namen alle Ehre. Nur ein Tornado selber reichte leider nicht aus, um die vielen lauen Lüftchen komplett wegzublasen. Ganz anders sieht’s dagegen bei dem stürmischen „Airframe“ aus.

Nach dem x-ten Hördurchgang fragte ich mich dann, woran das wohl liegt … und ich glaube, die Antwort darauf lag näher, als ich dachte.

KANTUS ist ein Multiinstrumentalist, der in einem regelrechten Rausch, welcher fast manische Ausmaße annimmt, versucht, ständig neue Instrumente zu erlernen. Erlernen, ach, was schreibe ich da – er will sie beherrschen, er will sie sich und seinen musikalischen Ideen unterwerfen, so wie im Zitat dieser imaginäre „Er“ sich die Tiere unterwirft. Bei „Pulmonaire“ war das „neue“ Instrument die keltische Harfe (bei „Airframe“ ist es das Sopran-Saxofon). Nur hatte nicht das Instrument, sondern die musikalische Umsetzung einen Haken – zumindest aus meiner Sicht. Der Grund dafür war: Beim Pulmonaire-Hören überfiel mich laufend dieses „VOLLENWEIDER-blinzelt-um-jede-Ecke-Gefühl“.

Auch bei „Airframe“ taucht sie wieder auf, diese keltische Harfe – doch sie spielt nicht solch dominante Rolle mehr. Sie klingt sogar angenehm anders. VOLLENWEIDER war einmal (und ist natürlich stellenweise immer noch), aber die mystische Aura einer LORRENA McKENNITT hört man plötzlich viel stärker heraus. Schade, dass nicht auch die engelsgleiche Stimme der Harfenistin mit erklingt! Als Entschädigung bringt KANTUS zusätzlich in gewissen Momenten recht hart und schnell gesetzte Harfeneinlagen, die Freunde des Instruments sogar an einen ganz Großen der Gilde erinnern lassen: ALAN STIVELL.

Und es gibt noch ein weiteres Instrument, dem diesmal eine sehr große Bedeutung zukommt – die Flöte. Sie setzt mal sehr zart verträumte Klangfarben, scheut sich aber auch nicht, in JETHRO-TULL-Manier daherzukommen. Wenn dann auch noch die elektrischen Gitarren ins Spiel kommen, ist die Musik genau dort angelangt, wo ihr großes Vorbild seit Ewigkeiten selber nicht mehr hinkommt. Bei MIKE OLDFIELD zu Zeiten von „Incantations“ oder „Hergest Ridge“ oder „Ommadawn“.

FAZIT: Jeder, der den einen oder anderen in dieser Kritik erwähnten Musiker kennt und bereits in sein Herz geschlossen hat, den wird „Airframe“ sanft an die Hand nehmen und in eine Welt führen, in der oldfieldsche Feen mit stivellschen Kobolden nach andersonschen Flötentönen um die Wette tanzen.

HINWEIS zum FAZIT: Auch „Airframe“ ist mal wieder anzuhören, worauf es MARTEN KANTUS ankommt. Auf sehr gute Instrumentalmusik, die sich im Spektrum eines OLDFIELDs oder VOLLENWEIDERs bewegt und nicht die Absicht verfolgt, ihren Schöpfer reich zu machen. Denn wie gewohnt gibt’s auch dieses Album auf der Homepage von KANTUS (www.marten-kantus.com) gratis zu erstehen, mit der Bitte versehen, einen „Betrag nach Wunsch“ auf ein bestimmtes Konto zu überweisen oder zu spenden. Also lasst euch von guter Musik belohnen und belohnt den Künstler nach euren Vorstellungen freiwillig dafür!

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 5454x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 10 von 15 Punkten [?]
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Tracklist:
  • Being Elected
  • Alpine
  • Four Fingers
  • On Death And Dying
  • Airframe
  • Lament
  • Silent Flight
  • Winter Tale

Besetzung:

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