Zur Einstimmung auf SEMLAHs ersten Longplayer habe ich mir nochmal „Storm Warning“ von COUNT RAVEN angehört, die in meinen Augen aber eine überschätzte BLACK SABBATH Kopie waren/sind. Wesentlich mehr von den Doom-Urvätern freigeschwommen haben sich SEMLAH, die mit Wilbur immerhin den alten COUNT RAVEN Bassisten mit an Bord haben und mit ihrem selbstbetitelten Debüt durchaus zu punkten wissen.

Um es gleich vorweg zu nehmen: SEMLAH erfinden Doom nicht neu, aber sie klauen geschickt bei den Richtigen, die da CANDLEMASS, BLACK SABBATH und PENTAGRAM heißen, addieren eine gehörige Portion Power und Groove, ziehen gelegentlich sogar von der Kriechspur nach links auf die rechte Spur, um dort locker rockend an Doom-Puristen vorbeizuziehen. Ja, man merkt SEMLAH an, dass hier beileibe keine Youngster mehr am Werk sind, sondern gestandene Musiker, die seit Jahren im Geschäft sind und eine klare Vorstellung von gutem Sound und eigenem Spielvermögen haben, und beides sehr gut umzusetzen wissen. Der klare hohe Gesang thront leidend, aber nie pathetisch, über den Songs, erinnert in ruhigen Phasen etwas an Warrel Dane von NEVERMORE, prägt aber aufgrund der Stimmlage den Sound gewaltig. Growlfetischisten sollten um SEMLAH einen Bogen machen, ebenso Menschen, die pausenlos auf der Suche nach Neuen und Abgefahrenem sind, denn mit beidem können SEMLAH nicht dienen.

FAZIT: SEMLAH spielen diesen Art Powerdoom nahe an CANDLEMASS, laufen eigentlich gut rein, sind aber leider häufig genauso schnell wieder aus dem Gehörgang verschwunden. „Semlah“ ist grundsolide und weit entfernt von schlecht, aber obwohl es an guten Songs nicht mangelt, fehlt mir hier noch das Einzigartige, das, was eine große Band unverwechselbar macht.