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Marten Kantus: Nimbus (Review)

Artist:

Marten Kantus

Marten Kantus: Nimbus
Album:

Nimbus

Medium: CD
Stil:

Instrumentaler Ausflug in die Natur, der einen mehr als Oldfield gefangen nimmt!

Label: Eigenvertrieb als Gratis-Download
Spieldauer: 46:36
Erschienen: 21.01.2011
Website: [Link]

Langsam, aber sicher wächst mir MARTEN KANTUS immer mehr ans progressiv-instrumentale Herzchen! Und wenn es nach MIKE OLDFIELD ein weiteres „verrücktes Multiinstrumental-Genie“ geben sollte, dann ist es wohl dieser begnadete Musiker aus West-Berlin, der zwischenzeitlich im Alleingang mehr Instrumente spielt als besagter Glockenläuter!

Seit 2007 verfolge ich mit großem Interesse und riesiger Neugier den „Kantus-General“ und sein musikalisches Schaffen. Damals war es „Catwalk“, sein bis dahin bereits 5. Album, das mir die Kopfhörer regelrecht an die Ohren schweißte. Unglaublich, was der heute 44-Jährige sound- und musiktechnisch da raushaute. Das stand selbst den besseren Alben von einem OLDFIELD, VOLLENWEIDER oder FRIEDEMANN in nichts nach! Nur dieser verrückte Typ nahm für seine Musik nicht einmal Geld, sondern bot (nach wie vor) alle seine Alben über seine Homepage zum kostenlosen Download an. Wer von ihm die CDs zugeschickt bekommen wollte, den bat er ausschließlich um eine Spende für seinen Aufwand. So viel Musikidealismus sucht heutzutage seinesgleichen.

Der einführenden Worte sind genug gewechselt, begeben wir uns auf eine musikalische Reise durch die Natur, die sich hinter dem Namen „Nimbus“ verbirgt. Nimbus kommt, was wahrscheinlich nicht jeder Musik-Fan wissen wird, aus dem Lateinischen und heißt übersetzt so viel wie „Dunkle Wolke“. Genau dieser Begriff steht für den musikalischen Reichtum des Albums, auf dem ständig ein dunkler Grundton ruht, ohne jedoch irgendwelche Depressionen hervorzurufen. Nein, die Dunkelheit spielte besonders in einer Kunstepoche eine bedeutsame Rolle, der ROMANTIK. Auch hier gibt es sofort den nächsten Bezug zu „Nimbus“. Selbst HARRY POTTERs Flugbesen trug den Namen „Nimbus 2000“ – und sogar hier können wir Parallelen verbuchen. Der Hörer wird von KANTUS auf die Reise geschickt, aber nicht etwa in einem Flugzeug, das durfte er schon mit „Airframe“ oder „Rotorhead“, den beiden Vorgängern von „Nimbus“, genießen. Hier geht unsere Reise auf dem Besen, also im unmittelbaren Kontakt zur Natur, über die Schönheiten dieser Welt, die nichts mit Fortschritt oder Städten zu tun hat. Ich sagte ja schon … Romantik = Rückbesinnung zur Natur. Und für KANTUS gibt es diesbezüglich vier natürliche Besonderheiten: die Wälder, die Berge, die Wiesen und den Strand! Alles schön, aber alles auch irgendwie anders. Eine Herausforderung für die musikalische Umsetzung, die MARTEN überzeugend meistert.

KANTUS selber versteht sein Album als eine Elegie, die einer aus vier Stücken bestehenden klassischen Symphonie ähnelt und in der sich Ruhe, Allmählichkeit sowie natürliche Bewegungen vereinen. In der aufwändigen Instrumentierung spielen besonders die Holzbalsinstrumente (Quer- und Blockflöten, Klarinette, Sopran- und Alto-Saxofon) eine Hauptrolle. Das Schlagzeug hält sich zurück, während die Percussions deutlich mehr Anteile erhalten und Gitarre, Harfe und Klavier immer wieder ein paar neue Klangfarben in die schwebende Musik einfügen.

„Forest“ klingt in seiner 11-minutigen Schönheit nicht etwa nach großen Waldschraten und kleinen Hobbits, die sich ihren gespenstischen „Lord Of The Rings“-Weg durch die Bäume bahnen, sondern eher wie ein Flug über einen Mischwald, der neben der vielfarbigen Laubpracht auch das stachlige Grün der Nadelbäume zu bieten hat.

Der mit 10 Minuten und 15 Sekunden kürzeste Titel „Mountain“ klingt wortwörtlich erhebend. Fast ein wenig zu pathetisch mit einem starken Hang zur Klassik. Erinnerungen an „April“ von DEEP PURPLE, allerdings ohne den rockigen Schlussteil, kommen auf. Manchmal geht mir das fast zu weit und klingt theatralisch. Doch zum Glück ändert sich die Stimmung nach genau 5 Minuten mit einem kurzen Paukenschlag. Leider aber schafft es auch diese Pauke nicht, das auf die Dauer etwas langweilende Grundmotiv zu „zerstören“.

Mit „Meadow“ erwartet uns der (mit knapp 15 Minuten) längste und auch aufregendste Titel. Viel akustische Gitarre, die dann von einer Harfe ersetzt wird, und die gewohnten Blasinstrumente, die nun aber von häufigen Stimmungswechseln leben. Nach 6 Minuten verfinstert sich die Stimmung so sehr, dass die elektronischen Elemente die Überhand gewinnen. Auf einer Wiese sieht man eben tausende unterschiedlicher Blümchen – und die wollen erst einmal zum Klingen gebracht werden!

Abschließend geht es dann an die Küste. Hierbei hätte ich jedoch eine andere musikalische Umrahmung, die beispielsweise einem Wellenrauschen gleicht, erwartet. Stattdessen fühle ich mich, fast ein wenig enttäuscht, an ein paar Filmmusiken erinnert, wobei mir sogar ganz kurz „James Bond“ mit „Goldfinger“ in den Sinn kommt. Das aber ist eher Meckern auf höchstem Niveau. Sehen wir’s einfach anders: KANTUS schafft mit seiner Musik eine Art von Soundtrack für einen Film, der in unserem Kopf abläuft. Er selbst führt also die akustische Regie, die Bilder dazu müssen wir uns schon selber einfallen lassen. Ja, bei mir zumindest ist’s klar: Ich fliege mit meinem Nimbus 2000 über Berge, Seen, Wälder und Wiesen und bin glücklich dabei, auch wenn ich manchmal ein wenig zusammenzucke, wenn ich in der Ferne die Silhouette einer Stadt erkenne, die mich an die Hektik des Alltags erinnert!

FAZIT: In der Kunst steht der Begriff „Nimbus“ auch für einen Heiligenschein! Und jetzt wage ich mich einfach mal so weit vor, zu behaupten, dass, wenn jemand diesen verdient, egal ob aus musikalischen oder Vertriebsgründen, er an MARTEN KANTUS gehen muss. Musik, die sich romantisch mit den dunklen Mysterien der Natur beschäftigt und die selbst einen VOLLENWEIDER oder FRIEDEMANN begeistern wird. Und das alles gibt es in seiner ganzen Schönheit auch noch komplett umsonst! Danke – MARTEN KANTUS!

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 5711x gelesen, veröffentlicht am )

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Tracklist:
  • Forest
  • Mountain
  • Meadow
  • Coast

Besetzung:

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