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Squackett: A Life Within A Day (Review)

Artist:

Squackett

Squackett: A Life Within A Day
Album:

A Life Within A Day

Medium: CD/CD+DVDA
Stil:

Progressive Rock

Label: Esoteric Antenna
Spieldauer: 46:13
Erschienen: 01.06.2012
Website: -

Es ist immer wieder unfassbar, was Musik – im Grunde nicht mehr als vielfache Frequenzknäuel – mit Menschen anstellen kann: Zwischen den Unmengen an Tönen und Geräuschen gerät man immer wieder an eine Melodie, eine kurze Sequenz oder den speziellen Klang eines Instruments, die es vermögen eine Murmel auf unseren Hirnwindungen ins Rollen zu bringen. Und die rollt dann wie auf einer Kugelbahn, um irgendwo unerwartet anzustoßen und die Melodie untrennbar mit einer Datei in unseren Gedanken zu verbinden. Vielleicht ist in der Datei ein Geruch aus der elterlichen Küche, ein Bild, das Gefühl, im Halbdunkel einer Gewitternacht auf dem Bett zu liegen. Und plötzlich fühlt es sich an, als gehörten Melodie und Erinnerung ganz selbstverständlich zusammen. Und auch, wenn der Rest des Liedes oder des Albums, auf dem sich dieses fehlende Puzzleteil fand, nicht von der gleichen Magie ist, nicht von der gleichen Magie sein kann, baut man dazu mit der Zeit eine besondere Verbindung auf. Mit ihren Macken uns Schwächen werden die Titel ähnlich unentbehrlich wie der eigentliche Schatz, fühlen sich sie sich irgendwann wie ein zugehöriger Freundeskreis an (man könnt auch sagen, die Platte entwickelt Charakter).

A Life Within A Day“ ist ein Album, das genau jenes bei mir vollbracht hat. Verantwortlich dafür ist die in Takt acht von „Divided Self“ einsetzende Gitarrenmelodie, die über einer aufsteigenden Basslinie mit samtener Stimme ganz tief in diesem seltsamen Resonanzkörper zwischen meinen Ohren gerührt hat. Himmel, was für ein Ton! So klar, so weich, so einfach. Das macht doch etwas befangen, wenn man über eine CD auch möglichst nüchtern urteilen soll. Doch „A Life Within A Day“ ist zwar besonders, aber immer noch von dieser Welt und nicht diskussionslos perfekt zu nennen, und spannende Fakten gibt es hier zuhauf zu verkünden.

Allein die Botschaft, dass Steve Hackett, Ex-Gitarrist der Überprogger GENESIS, und Chris Squire, Basslegende der Überüberprogger YES, unter dem verquicklichen Namen SQUACKETT ein gestartetes Projekt gestartet hatten, ließ ließen so manchen Fan direkt die Sternlein singen hören. Heiß diskutiert auch die Frage der Ausrichtung: Überwiegen Power oder Atmosphäre, Technik oder Feeling, YES, GENESIS oder die Soloexperimente der beiden Großmeister?

Mit der Singleauskopplung „Sea of Smiles“/ „Perfect Love Song“ allein wird diese Frage nur unzureichend beantwortet. Der erste Titel des Albums führt sogar ziemlich in die Irre. Der Auftakt mündet nach einigen Schrecksekunden (Luca Turilli ante portas?!) in ein groovendes Riff zwischen „Kashmir“ und „Perfect Strangers“. Dann ein schräges Break, bei dem Schlagzeuger Jeremy Stacey (u.a. Noel Gallagher) stellvertretend für den Rest der Truppe seine Visitenkarte abgibt, die definitiv auch nicht von Pappe ist. Und dann beginnt, von einem mehrstimmigen Zwischenruf unterbrochen und von einem Highspeed-Bassriff getragen, eine Progabfahrt sondergleichen, die sich zwischen Neal Morse und YES ihren Weg bahnt. Was in diesem Song passiert, ist tatsächlich eine adäquate Umsetzung des Titels!

Danach reißt Käpt'n Squire das Ruder herum und nimmt mit einer entspannten Bassline Kurs auf ruhigere Prog Rock-Gewässer, was für den überwiegenden Teil des Albums auch so bleiben wird. In „Tall Ships“ gibt es in der Strophe ausnahmsweise einstimmigen Gesang, dazwischen zaubert Hackett mit einfachsten Mitteln und ein paar Keyboard-Tupfern von Roger King staunenswerte Klangwelten. Der Refrain ist dann wieder mehrstimmig und gibt dem Song mit Harmonien zum Finger schlecken ein verträumtes Gesicht. Hier kann der GENESIS-Spurensucher zum ersten Mal aufschreien. Und die E-Drums im Break danach, kennen wir das nicht vom „Invisible Touch“-Album? Da war Hackett aber längst nicht mehr an Bord. Komisch.

Es folgt der besagte akustische Angelhaken „Divided Self“. Auch er ist recht kurz gehalten, schickt aber ein gespenstisches Gänsehaut-Nachspiel von Filmmusik-Profi Roger King hinterher. Der Refrain geht diesmal klar an die YES-Fraktion.

„Aliens“ reißt zunächst nicht vom Hocker, dafür ist die Melodie der Ballade etwas zu simpel. So bleibt Zeit, noch einmal diesem Schlaraffenland des Gitarrensounds zu huldigen. Steve Hackett hat jede noch so kleine Nebenstimme akribisch ausgearbeitet und mit immer noch schöneren Klangfarben ausgestattet (in Relation gesehen sogar besser als auf seinem letzten Alleingang). Beeindruckenderes habe ich noch nie auf einem Progalbum gehört, und man möchte dieser hyperaktiven Bande um John Petrucci bei dieser Gelegenheit gern die linke Hand in Gips legen, bis sie nicht nur Gitarre, sondern auch Verstärker (das schwere Ding, das der Bassist immer für euch rumschleppt, you know?) spielen gelernt hat. Zurück zu „Aliens“, das mit dem Tom-Petty-Refrain und einem wieder an YES erinnernden zweiten Teil noch großen Charme entwickelt.

„Sea of Smiles“ birgt mit Xylophonsounds aus dem Hause King wieder einen Punkt für die GENESIS-Fraktion. Die Vocals offenbaren allerdings auch die größte Schwäche von SQUACKETT: Keiner der Herren hat stimmlich mehr zu bieten als Treffsicherheit. Und so wird mit Effekten gespielt und vernuschelt, bis die Gesangsspuren mehr nach Keyboard als nach Mensch klingen. Nicht auszudenken, was hier ein den Instrumentalisten gleichwertiger Sänger noch rausgeholt hätte. Immerhin, es wird nicht nervig, und so taucht man wieder in diese nicht versiegen wollende Quelle aus schönen Melodien, wie das von allerlei Akustikgitarren veredelte, entspannt fließende „The Summer Backwards“. Auch hier entwickelt Hacketts Dur-Gitarenlick mit einem Schuss Melancholie eine Sogwirkung.

„Storm Chaser“ fällt wieder aus dem Rahmen. Squires Bass übernimmt das im Midtempo stampfende Fundament, in dem sich späte Pink Floyd und Space-Rock-Einflüsse widerspiegeln. Hacketts Solo ist einmal mehr jenseitig.

Musikalischer Schwachpunkt des Albums ist das zu lang und zu soft geratene „Can't Stop the Rain“. Immerhin treffen sich die beiden alten Haudegen bei dieser Halbballade (halb Ballade, halb Langeweile) über weite Strecken in der stilistischen Mitte, Yesesis sozusagen. Der Rest ist biederer Smooth Jazz. Am Stück mit dem direkt anschließenden „Perfect Love Song“ ist es aber einfach ein zu lang geratenes Intro zu einem gentlemanlike dahinrockenden Herzöffner, der einen würdigen Abschluss von „A Life Within A Day“ bietet.

FAZIT: Meisterklassenprog, der zeigt, was entstehen kann, wenn Musiker ihr Ding ein Leben lang weiterentwickeln wollen. So einfach und doch so reich. Für mich ein heißer Anwärter für die Top Ten dieses Jahres.

Joe A. (Info) (Review 7267x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 14 von 15 Punkten [?]
14 Punkte
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Tracklist:
  • A Life Within a Day
  • Tall Ships
  • Divided Self
  • Aliens
  • Sea of Smiles
  • The Summer Backwards
  • Storm Chaser
  • Can't Stop the Rain
  • Perfect Love Song

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
Kommentare
Jon
gepostet am: 30.05.2012

Diese CD trägt den Titel "Squakett".

Nochmal. "Squakett". Man lasse sich das mal auf der Zunge zergehen.

Klingt nach quietschenden Gummistiefeln.

Oder einer zähen, behäbigen Masse, die Quiekgeräusche von sich gibt.
joe-a [musikreviews.de]
gepostet am: 30.05.2012

Die CD, die ich angehört habe, heißt nach wie vor SquaCKett. Der Name klingt tatsächlich nach quietschenden Gummistiefeln, der Inhalt der CD meiner Meinung nach nicht ;-).
steven
gepostet am: 05.06.2012

hallo jon erst mal lesen lernen diese cd nennt sich nicht squakett sondern squackett, das ist erstens einmal schon falsch gelesen und zweitens sind es zwei familiennamen der beiden hauptakteure zusammen, also hirn einschalten und dann posten !
Jack
gepostet am: 15.06.2012

User-Wertung:
14 Punkte

Ich finde dieses Teil angenehm hörbar. Vielleicht hat der Gesang einige Schwächen, andererseits ist eigentlich alles sehr schön rund. Und die Vergleiche zu Genesis/Yes, was solls die beiden sind halt treibende Kräfte in ihren Bands. Kann hier nur den Daumen hoch halten.
H. Schwoch
gepostet am: 20.06.2012

User-Wertung:
13 Punkte

Ein wunderbar melodisches Album mit dem einminütigen, zauberhaften Solo von Steve Hackett in "Divided Self" als Höhepunkt und der öden Easy-Listening-Ballade "Can't Stop the Rain" als Tiefpunkt.
Jonathan
gepostet am: 10.07.2012

User-Wertung:
14 Punkte

Ich finde, trotz allem, das dies ein gelungenes Album ist. Natürlich sind da ein paar downs wie 'Cant't stop the rain' und der Gesang, aber es gibt da viele Höhepunkte wie 'A life within a day', 'Tall Ships' und vieles mehr. Die vergleiche mit Yes und Genesis find ich öde: Dies ist ein neues projekt, neuer sound und andere songs, also eine band für sich. Ich liebe es, und werde weiterhin die cd auflegen! Besser als dass die beiden für immer von der Bühne verschwinden!
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