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Project Pitchfork: Look Up, I‘m Down There (Review)

Artist:

Project Pitchfork

Project Pitchfork: Look Up, I‘m Down There
Album:

Look Up, I‘m Down There

Medium: CD/Download/Deluxe
Stil:

Electro-, Dark-Metal, Industrial und Gothic

Label: Trisol Music Group / SoulFood
Spieldauer: 53:38
Erschienen: 23.09.2016
Website: [Link]

Ein Vierteljahrhundert sind PROJECT PITCHFORK aus Hamburg nun schon alt – und schwupp zu diesem runden, „silberhochzeitigen“ Geburtstag erscheint völlig überraschend wie Phoenix aus der Asche ihr Album mit dem für die Entwicklung dieser deutschen Electro-Dark/Gothic-Metal-Band keinesfalls zutreffenden Titel „Look Up, I‘m Down There“.
Nein, PROJECT PITCHFORK kratzt ebenso überraschend wie das Erscheinen dieses Albums wieder an der Spitze ihres Zenits und hebt auf dieser CD gehörig ab ohne dabei am Boden(satz) zu kleben, indem es an ihre gewohnten Stärken anknüpft, die eine zeitlang schon als verloren galten. Ein würdiges Geburtstagsalbum, mit dem sich die Band hier selbst beschenkt. Und natürlich ihr Fans garantiert in Begeisterung versetzen wird.

Das liegt in erster Linie besonders daran, dass Look Up, I‘m Down There als eine musikalisch kluge Kombination aus den unterschiedlichsten Trademarks der Band, die sie immer wieder erfolgreich in den vergangenen 25 Jahren zu setzen vermochten, daherkommt und trotzdem nicht wie ein kleinlich zusammengezimmertes Stückwerk, sondern ein echter Musik-Guss klingt. Überragend ist außerdem der Gesang von PETER SPILLES, den man einerseits als gereift und andererseits als verdammt frisch und druckvoll bezeichnen kann, egal ob er klar oder rau, zerbrechlich oder dynamisch klingt und auch vor einer moderaten Schrei-“Therapie“ nicht zurückschreckt. Zum Glück ist er auch deutlich und verständlich genug, sodass man die anspruchsvollen, sehr kritischen Texte gut versteht, die sich um den aktuellen Zeitgeist drehen und besonders auch die Unterwerfung des Menschen unter die Technik und seinem damit verbundenen Ausgeliefertsein thematisieren: „I am a chain-reaction / A chain-reactor in time / Time is an illusion / Dancing with my mind.“ („Sunset Devastation“)

Bereits der düstere Opener „Into Orbit“ eröffnet das textliche Konzept, welches sich wie ein roter Faden über die oftmals dunkle, schwarz(seherische) Musik legt: „Don‘t give up your faith / Don‘t give up your empathy / Don‘t give up your love / Don‘t give up your life“ - und ich denke in Erinnerungen schwelgend daran, wie ich einst als Lehrer meinen Glauben in das Bildungssystem Sachsens verlor, als mich ein leitender Angestellter tatsächlich dazu aufforderte: „Seien Sie nicht so emotional!“ - da hätte er doch auch gleich sagen können: „Ziehen Sie gefälligst den Lehrplan durch und scheißen Sie auf die Kinderseelen. Es kommt auf die Statistik, den Durchschnitt, das Abrechenbare an!“ Auch weiß ich noch, dass ich damals völlig niedergeschlagen nach solch einem Erlebnis als junger Lehrer in dem gerade wiedervereinten Deutschland das PROJECT PITCHFORK hörte, welches ich bis dahin gar nicht kannte und das mir ein Schüler aus der 12. Klasse empfohlen hatte. Das half! Und heute schreibe ich sogar zu der Band eine Review und darf genau wie sie auf „Look Up, I‘m Down There“ wieder in Erinnerungen schwelgen! Und dass ich nun an einer Lernförderschule unterrichte, ist auch gut – denn da zählen die Emotionen und Kinder tatsächlich noch was. Und auch die hören PROJECT PITCHFORK!

Wie passend also, dass nach dem besinnlichen Start mit „Titanes“ ordentlich durchgestartet wird und die EBM-Härte, die sogar ein wenig mit RAMMSTEIN kokettiert, die musikalische Richtung vorgibt, welche insgesamt die gut 50 Album-Minuten dominiert, sodass am stärksten eine Rückbesinnung auf „Continuum Ride“ (2010) bei PROJECT PITCHFORKs aktuellem Album wahrnehmbar ist.

Und weil so ein Geburtstagsalbum natürlich nicht mit bedrückend-depressiven Weltuntergangsbotschaften enden sollte, üben sich die drei Pitchforker auf dem ruhig-melodramatischem letzten Song „Sky Eye“ sogar in verhaltenem Optimismus: „Oh, my heart / Waste no tear / All of your dreams come true / Around you.“

Bei „Look Up, I‘m Down There“ werden garantiert auch die Träume der PPF-Fans der ersten Stunde genauso wenig enttäuscht wie die der deutlich jüngeren Anhänger der Band.

FAZIT: Nach 25 Jahren klingen PROJECT PITCHFORK keinesfalls altersweise, sondern wildern beeindruckend in ihrer Vergangenheit herum und holen dabei für „Look Up, I‘m Down There“ die schönsten Nostalgie-Musik-Momente ihres Oeuvre hervor und verbinden diese mit den von ihnen gewohnt zeitkritischen, manchmal recht pessimistischen, aber leider derzeit rundum zutreffenden Texten. Ein gelungenes Geburtstagsalbum, das den Fans zeigt: „Wir sind noch lange nicht reif für die Electro-, Industrial- und Dark-Metal-Rente! Klappt den Sarg ruhig wieder zu und lasst uns besser auf dem Friedhof eine Party feiern!“

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 3179x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 12 von 15 Punkten [?]
12 Punkte
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Tracklist:
  • Into Orbit
  • Titanes
  • Propaganda Child
  • Blind Eye
  • Pandora
  • Look Up, I‘m Down There
  • Volcano
  • Sunset Devastation
  • Open With Caution
  • Furious Numbers
  • Exile
  • Sky Eye

Besetzung:

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