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Kuhn Fu: Kuhnspiracy (Review)

Artist:

Kuhn Fu

Kuhn Fu: Kuhnspiracy
Album:

Kuhnspiracy

Medium: CD/LP
Stil:

Post Romantic Jazz-Rock Disorder

Label: Eigenvertrieb / Unit Records
Spieldauer: 42:12
Erschienen: 31.03.2017
Website: [Link]

Wer aus einem Kampfsport in Verbindung mit seinem Nachnamen einen Bandnamen entwickelt, seine multikulturelle Band mit Musikern aus Israel, Serbien, Türkei sowie Deutschland auf dem Presse- und Homepage-Foto wie ein verrücktes MANFRED DEIX-Kunstwerk darstellt, uns die „Dark Side Of James Last“ in seiner Musik präsentiert und sein aktuelles Album mit neun „gruseligen“ Comic-Bildern, die jeweils einen Song des Albums illustrieren, gestaltet, der muss (nicht etwa einen an der Klatsche, sondern) ein gänzlich perfektes Gefühl für die „postromantische Jazz-Rock-Störung“ haben und „als haariger Fisch mit Beinen einen Baum erklimmen“, um sie konspirativ auf einer schwarz gerillten „Kuhnspiracy“ zu verewigen.
Außerdem sollte er nicht nur ein Freigeist sein, sondern mindestens auch ein Free-Jazzer und Avant-Progger!

Kuhnspiracy von KUHN FU – das ist tatsächlich multikultureller Freistil-Jazz-Rock voller Inspiration, überbordender Leidenschaft, komplex-mutigen, avantgardistischen Kompositionen, einem Sinn für Harmonie und Melodie sowie den totalen freien Fall, ohne jegliche Overdubs, der live im Studio eingespielt und direkt auf Platte gebannt wurde.
Hier sind vier echte Könner und Kämpfer am Werk, die sich auf ihre musikalische Begabung, aber nicht die Nachbearbeitung mithilfe moderner Studio-Technik verlassen. Wenn es eine wirklich authentische Platte gibt, dann ist es diese mit einem kafkaesk wirkenden Besoffenen auf der LP-Rückseite und neun Comic-Bildern auf der Vorderseite, die manchmal nach einer neuen verschmitzt-verrückten Jazz-Rock-Kombination von BEEFHEART & ZAPPA klingt, nachdem man „200 Motels" durchforstet hat. Ja, wer die ZAPPA-Jazz-Alben „Sleep Dirt“ und „Waka Jawaka“ kennt und sich zugleich deren Comic-Cover anschaut, der sollte unbedingt auch ein wenig KUHN FU mit seinen Ohren kämpfen, bis die „Kuhnspiracy“ sie überwältigt. Nur Vorsicht – Christian Achim Kühn, der nicht Zen-, sondern Kuhn-Fu-Gitarren-Meister, ist eine echter Free-Jazzer und sucht immer wieder nach den krummen Takten, wo ein Zappa viel lieber noch einen Melodiebogen hervorholt. Improvisation vor Komposition – Verrücktheit vor Einheit!
Rein konspirativ betrachtet ist „Kuhnspiracy“ ein purer Genuss für alle vom Radio- und TV-Musik-Mainstream arg geschundenen Ohren, die den Schalter umgehend von Klang-Einheitsbrei auf Extrem-Dissonanz umlegen können, ohne auf das Eine wie das Andere gänzlich verzichten zu müssen.

Eine ganz besondere Rolle spielt auf „Kuhnspiracy“ übrigens die Bassklarinette, die so gesehen manchmal fast wie eine hohe, dann wieder tiefe Singstimme agiert, gespielt von ZIV TAUBENFELD. Und damit das auch jeder gefälligst am Beginn des Albums kapiert, ist der erste Titel der LP-A-Seite auch gleich nach dem Bassklarinettisten „Taubenfeld“ benannt. Wenn der KUHN eben seinen FU rausholt, dann ist das wie die MOTHERS, die ihre INVENTIONS auspacken. Auch muss bei all der Spielerei mit den Titelnamen einem beim zweiten Stück der LP-B-Seite „Pelto Pekka“ doch tatsächlich (Ist das beabsichtigt?) der finnische Jazz-Rocker und Multiinstrumentalist PEKKA POHJOLA in den Sinn kommen, der auch in unseren Breiten größere Aufmerksamkeit dadurch erwarb, weil er MIKE OLDFIELD auf seiner „Exposed“-Europa-Tournee als Bassist begleitete.

Bei „Kuhnspiracy“ kann man schon auf die verrücktesten Gedanken kommen, darum belassen wir es jetzt am besten dabei, denn sonst drehen wir plötzlich genauso frei wie KUHN FU und entdecken uns bei einem Blick in den Spielgel als ein von MANFRED DEIX geschaffenes Abbild wieder.

FAZIT: Willkommen auf dem Spielfeld der „post-romantischen Jazz-Rock-Störung“ mit dem Namen „Kuhnspiracy“ des multikulturellen, progressiven Avantgard-Quartetts KUHN FU. Jazz vom Feinsten und Prog vom Gewagtesten – ein Tripp durch die freejazzigen ZAPPA-Welten und kompositorischen Klang-Räume, in denen sich als erstes wohl ein KAFKA einrichten würde, während im Obergeschoss bereits DEIX seine Bilder von der Perversität menschlicher Selbstverliebtheit malt. Hier gibt‘s den Soundtrack dazu, den man allerdings erst versteht, wenn man ganz am Ende die „Eiger Nordwand“ „ohral“ bestiegen und ohne post-apokalyptische Jazz-Rock-Ohr-Stöhrung überwunden hat.

PS: Und wo das Vinyl- Album von Freunden guten Jazz-Prog-Rocks gekauft wird, ist ja eigentlich klar, genau hier bei der Band mit einem Klick und nicht bei...

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 3824x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 13 von 15 Punkten [?]
13 Punkte
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Tracklist:
  • Seite A (22:18):
  • Taubenfeld (5:33)
  • Barry Lyndon (5:20)
  • Deus Ex Machina (3:37)
  • Signore Django Cavolo (4:26)
  • Maharani – Part One (3:22)
  • Seite B (19:54):
  • Maharani – Part Two (1:06)
  • Pelto Pekka (5:33)
  • Mono Industrial Post Depression (5:23)
  • Eiger-Nordwand (7:51)

Besetzung:

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