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Epitaph: Five Decades Of Classic Rock (Review)

Artist:

Epitaph

Epitaph: Five Decades Of Classic Rock
Album:

Five Decades Of Classic Rock

Medium: 3-CD-Box
Stil:

Progressive-, Classic-, Hard-, Psyche-, Folk- und Kraut-Rock

Label: MIG Music
Spieldauer: 216:20
Erschienen: 26.06.2020
Website: [Link]

Wenn man 50 Jahre auf seinem progressiv verkrauteten Rock-Buckel hat, dann ist das mehr als ein fetter Grund zum Feiern! Und im Falle von EPITAPH fallen die Feierlichkeiten als feine 3-CD-Box mit Klassikern der Jahre 1971 bis 1985 sowie 2000 bis 2019 und raren, bis dato unveröffentlichten Titeln aus, die der Band und ihrer Geschichte unter dem Titel „Five Decades Of Classic Rock“ alle halbjahrhundertliche Ehre erweisen. Meisterlich wird in diesem Falle das Geburtstagskind vom Traditionslabel MIG Records betreut – das kann wirklich nur Gutes verheißen!

Die EPITAPH-Urgesteine Bernd Kolbe und Cliff Jackson, die von der ersten Sekunde bis zur letzten 50jährigen Minute mit in der Band waren, haben sich viel Zeit genommen und immer wieder diskutiert, einiges dabei verworfen, da der Zeitrahmen für 50 Jahre Musik eben bei drei Tonträgern auf etwa vier Stunden begrenzt ist, und sich am Ende für diese aus bandinterner Sicht historische Stücke entschieden und noch dazu eine ganze Bonus-CD mit mehreren völlig neuen Songs, Cover-Versionen, Demos und Jams gefüllt, die besonders auch über die Live-Qualitäten und Improvisier-Kunst von EPITAPH Auskunft geben.

Ein besonderes Augenmerk für die EPITAPH-Fans, die bereits alle Alben ihrer nunmehr 50jährigen Musik-Helden besitzen, wird selbstverständlich auf die Bonus-CD, schlicht als „Bonus (Covers, Demos & Jams)“ bezeichnet, gerichtet sein. Und allein diese einstündige Beigabe lohnt den Kauf der Box, die in ihrem vierflügeligen Digipak noch dazu ein informatives 16seitiges Booklet enthält, in dem zu jedem Song innerhalb der Box konkrete Ausführungen seitens der Bandmitglieder vorgenommen werden sowie eine Vielzahl von Bandbildern aller Jahrgänge und eine Übersicht zu allen Alben zu finden sind.

Egal, ob nun völlig neue Aufnahmen, Akustisches oder Live- und Demo-Versionen, die „Bonus“-CD hätte bei dieser hochwertigen und sound-technisch überzeugenden Qualität auch locker als eigenständiges Album durchgehen können und wird so für den EPITAPH-Fan unverzichtbar. Ungewöhnlich oft kommen einem bei diesen Classic-Rock-Aufnahmen immer wieder URIAH HEEP, ATOMIC ROOSTER und die SCORPIONS in den Sinn, eben echte faustdicke Classic-Rock-Adressen. Aber auch die gänzlich neue „Albatross“-Adaption von PETER GREEN'S FLEETWOOD MAC, die in der akustischen Version von „Villanova Junction“ eine würdige Fortsetzung findet, oder die akustische Interpretation von JIMI HENDRIX' „All Along The Watchtower“ überzeugen auf ganzer Linie. Natürlich sollte man bei der Erwähnung auch das feine Schlagzeug-Solo auf „Who Do You Love“ und, und und… nicht vergessen.

So darf man gerne nach 50 Jahren resümieren, dass das, was im Herbst 1969 in einem Hamburger Übungskeller begann und sich mit der Veröffentlichung eines ersten Polydor-Longplayers im Jahr 1971 sowie großem Amerika-Abenteuer 1974 und im gleichen Jahr als BRAVO-Poster unter dem Namen EPITAPH fortsetzte, eine klangvolle Erfolgsgeschichte ist, die sich besonders im Live-Spektrum abspielt. Auch wenn solche Geschichte sich nicht unbedingt ausschließlich in Verkaufszahlen manifestierte, sondern in der Qualität der Musik, die sich mit dem Namen EPITAPH und deren Livequalitäten verbindet. Eine Band, die sich so auch im TV-Format vorzüglich vom BEAT CLUB bis hin zum ROCKPALAST zu präsentieren verstand.

Als feste Fixpunkte der Band agierten Sänger und Gitarrist CLIFF JACKSON sowie Bassist BERND KOLBE, während besonders hinter den Fellen ein buntes Drummer-wechsel-dich-Spielchen stattfand.
Doch gerade die 80er-Jahre sollten für EPITAPH mehr als bescheiden werden. Ihr Album „Danger Man“ aus dem Jahr 1981 war eine Enttäuschung und als ihnen dann auch noch in der Dortmunder Westfalenhalle ihre komplette Anlage gestohlen worden war, zog Jackson die Notbremse und löste EPITAPH auf.

So trat für die folgenden 15 Jahre die totale Stille um EPITAPH ein, wie man sie natürlich auch auf der Box nachvollziehen kann, sodass nicht etwa die Zeit von 1985 bis 2000 darauf übersehen wurde, sondern einfach nicht stattfand, was natürlich ein wenig verwundet, wenn man den Titel „Five Decades Of Classic Rock“ liest, denn anderthalb Musik-Dekaden sollte man ehrlicherweise auf dieser EPITAPH-Ehrung zu ihrem 50. Geburtstag abziehen.

Dafür aber traten sie 2000 lebendiger und geschlossener als je zuvor ihre musikalische Rückkehr zu alter Größe an, wie man es auf den 15 Songs der zweiten CD eindrucksvoll nachhören kann, die mit dem bedrückenden „Hole In My Head“, das den Selbstmord eines guten Freundes thematisiert, beginnt. Ähnlich traurig geht es dann auf „Dancing With Ghosts“ weiter – ein Song der das Massaker an den Lakota-Indianern im Jahr 1890 am Wounded Knee Creek zum Inhalt hat. Inspiriert von der orientalischen Phase eines GEORGE HARRISON erfolgt auf „East Of The Moon“ sogar der ausgiebige Einsatz einer Sitar und „Windy City“ setzt sich mit den frühen EPITAPH-Anfängen auseinander, als die ihre Zeit in Chicago verbrachten, wo sie auch als erste deutsche Band überhaupt eine LP aufnahmen: „Outside The Law“.
Mit der Live-Version „One Of These Days“ gibt es auf der zweiten CD außerdem eine der beeindruckendsten EPITAPH-Live-Versionen zu hören, bei der sie 2016 auf dem Fährmanns Fest in Hannover kongenial von dem Cello-Sextett FIRE STRINGS begleitet werden.

FAZIT: Es ist eine lange Geschichte hinter EPITAPH aus Dortmund. Eine 50 Jahre andauernde mit 15jähriger Unterbrechung und vielen Höhen, aber auch einigen Tiefen. Musikalisch sind EPITAPH immer ein wahres Ereignis, das auf der 3-CD-Box aus Anlass des halbjahrhundertigen Bandjubiläums „Five Decades Of Classic Rock“ in 43 Studio- und Live-Stücken seine lautstarke Entsprechung findet, wobei besonders wertvoll natürlich die eine komplette CD umfassenden Raritäten mit Coverversionen, Demos und Jams sind.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 3977x gelesen, veröffentlicht am )

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Tracklist:
  • CD 1 = 1971 – 1985 = (79:08):
  • Stop Look And Listen – Live
  • Visions – Acoustic-Live
  • Early Morning – Live
  • Crossroads – Live
  • Little Maggie – Acoustic
  • Reflections
  • Woman
  • Big City
  • In Your Eyes
  • Return To Reality
  • On The Road – Live
  • Bad Feeling – Live
  • Summer Sky – Acoustic
  • Heartless
  • Ain't No Liar
  • CD 2 = 2000 – 2019 = (76:37):
  • Hole In My Head
  • Cold Rain
  • Evermore
  • Remember The Daze
  • Ships In The Dark
  • East Of The Moon
  • Dancing With Ghosts
  • Ride The Storm
  • Can't You See – Live
  • Nightmare
  • One Of These Days – Live
  • Sad Song
  • Windy City
  • Lost In America
  • Keep Standing Like A Rock
  • CD 1 = Bonus – Covers, Demos & Jams = (60:35):
  • What's Going On – New
  • Are You Ready – New
  • Sympathy – New
  • Albatross – New
  • All Along The Watchtower – Acoustic
  • Edge Of The Knife
  • Villanova Junction – Acoustic
  • Love Child
  • Good Times
  • Who Do You Love – Live
  • Train To The City – Demo
  • Outside The Law – Acoustic Jam
  • Sad Song – A Capella

Besetzung:

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