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Bill Bruford: Making A Song And Dance: A Complete-Career Collection (Review)

Artist:

Bill Bruford

Bill Bruford: Making A Song And Dance: A Complete-Career Collection
Album:

Making A Song And Dance: A Complete-Career Collection

Medium: 6-CD-Box/Buch
Stil:

Progressive Rock, Jazz, Fusion

Label: BMG/Warner
Spieldauer: 405:20
Erschienen: 29.04.2022
Website: [Link]

„Meine Existenzberechtigung war es, mir interessante Dinge für das Schlagzeug auszudenken.“ (Bill Bruford)

Was ist YES, KING CRIMSON, U.K., GENESIS, NATIONAL HEALTH, EARTHWORKS und solchen Musikern wie PATRICK MORAZ, AL DI MEOLA, ROY HARPER, KAZUMI WATANABE, DAVID TORN und, und, und... allen gemein?
Na, kommt wer drauf – bei diesen legendären Band- und Musiker-Namen?
Sie alle spielen oder spielten mit einem der besten und abwechslungsreichsten und kompromisslosesten und experimentellsten sowie individuell-perfektionistischsten Schlagzeuger aller Zeiten zusammen, der in etwa alles und jeden unter den Tisch trommeln konnte sowie für jedes Genre vom Prog über den Jazz bis zum straighten Rock geeignet war und noch dazu maßgeblich mit seinem Spiel viele Bands und Musiker seit den Spätsechzigern bis in die Gegenwart prägte: BILL BRUFORD.

Im Rahmen der – man kann es nur mit Hochachtung formulieren – wunderbaren,
von Bruford eigenhändig zusammengestellten 6-CD-Box „Making A Song And Dance: A Complete-Career Collection samt einem von im verfassten riesigen Begleittext im dazugehörigen fest eingebundenen Buch verrät er dann auch, woher solche Begabung und Anerkennung kommt, wenn er freundlich-zurückhaltend feststellt: „Mein Interesse galt dem breiten Diskurs über das Schlagzeug und das Schlagzeugspielen, aber nicht irgendwelchen Vorstellungen von Erfolg und Ruhm. Auf letzteres konnte ich wenig Einfluss nehmen, aber in den 1960er-Jahren war der Diskurs völlig offen gestaltet und überall konnte man seinen eigenen sinnvollen Beitrag einbringen.“

Als Gründungsmitglied von YES wurde BILL BRUFORD zudem im Jahr 2017 dank 'seiner eigenen sinnvollen Beiträge' in die Rock And Roll Hall Of Fame aufgenommen.

Schließlich begann mit YES auch Brufords Erfolgsgeschichte, die im Rahmen des Progressive Rocks dann durch KING CRIMSON noch in unendliche Höhen getragen wurde, um in diesem Genre beispielsweise in dem großartigen All-Star-Geheimtipp U.K. (mit JOHN WETTON, EDDIE JOBSON und ALLAN HOLDSWORTH) oder der Live-Zusammenarbeit mit GENESIS im Rahmen der 'A Trick Of The Tail'-Tour (zu hören auf „Seconds Out“) sowie bei PAVLOV'S DOG und NATIONAL HEALTH aufzugehen.

Nachdem Bruford über 20 Jahre (progressive) Rock-Geschichte geschrieben hatte, entschied er sich im Jahr 1986 zur Gründung von EARTHWORK und einem damit recht radikal verbundene Stilwechsel hin zum Jazz(-Rock), der sich bereits bei seinen Solo-Alben der Jahre 1977 bis 1985 angedeutet hatte. Sein Earthwork-Ziel war es, junge hochbegabte Musiker der britischen Jazz-Szene zusammenzubringen und mit diesen gemeinsam zu musizieren, wobei natürlich auch die Rock-Elemente nicht zu kurz kamen. Hierbei spielten besonders der Keyboarder und Tenorhornist DJANGO BATES sowie der Saxophonist IAIN BELLAMY eine maßgebliche Rolle genauso wie das ausgiebige Live-Spiel, bei dem Bruford natürlich den Ton angab, weswegen EARTHWORK auch den Zusatz BILL BRUFORD'S EARTHWORK erhielt. Das 'Wall Street Journal' jubelte euphorisch dazu: „Bruford mischt Stile, Stimmungen und Metren so mühelos durcheinander, wie er zugleich alle musikalischen Grenzen ignoriert“, während die 'Times' noch eins draufsetzt: „BILL BRUFORD'S EARTHWORK ist in der Tat ein berauschendes Gebräu, das alle möglichen musikalischen Barrieren auf seinem Weg niederreißt.“

In der Zeit von 1994 bis 1996 pausierten die jazzigen Erdarbeiter, da Bruford vorerst zu KING CRIMSON zurückkehrte, mit ihnen gemeinsam „Thrak“ aufnahm und über 120 Konzerte rund um die Welt spielte.
1997 ging es dann mit den EARTHWORKS weiter – bis ins Jahr 2009.
Und hier endet dann auch die aktive Bruford-Geschichte, selbst wenn sich auf der vierten CD mit „Thud“ ein Titel aus dem Jahr 2019 befindet, der allerdings nur Bestandteil der 2019 erschienenen EARTHWORKS-Kompilation „Heavenly Bodies Expanded“ ist, wobei es sich in diesem Falle um eine Live-Aufnahme vom 11. Dezember 2004 handelt.

Nun also „Making A Song And Dance: A Complete-Career Collection“ voller Musik-Goldstücke, an denen Bruford maßgeblich selber (YES, KING CRIMSON, U.K., EARTHWORKS und natürlich Solo) oder als einflussreicher Gast (AL DI MEOLA, ROY HARPER, CHRIS SQUIRE, PATRICK MORAZ, TONY LEVIN, DAVID TORN, KAZUMI WATANABE, STEVE HOWE, MICHIEL BORSTLAP) mitwirkte.
Noch dazu wurden alle Stücke in den Air Studios einem Mastering durch Barry Grint unterzogen und klingen auch soundtechnisch – selbst die ganz frühen YES-Aufnahmen – schlicht großartig. Und da eine 'einfache', lieblos dahingeworfene Zusammenstellung für 40 Jahre BILL BRUFORD nicht angemessen wäre, gibt es zu den sechs CD's, die jeweils als Zweierkombination in einem Digipak-Gatefoldcover stecken, eine DVD-große Hardvover-Box plus 52-seitigem, ebenfalls hart eingebundenem Buch und ein großes Poster (29x42 cm) mit dazu.
In dem Buch, welches auch mit Zitaten über Bruford von Musikern, mit denen er zusammenarbeitete, versehen ist, schreibt der Schlagzeuger gut 40 Seiten lang seine Geschichte als Mensch und Musiker sowie seinen Einfluss im Rahmen der Bands nieder, versieht diese zudem mit vielen bis dato unveröffentlichten, sehr hochwertigen Farb- und Schwarz-Weiß-Fotos, von denen einige beispielsweise auch TONY LEVIN aufgenommen hat, und fügt am Ende über mehr als zehn Seiten eine komplette Übersicht aller ausgewählten Stücke (samt der daran beteiligten Musiker) und – was ein besonders guter Einfall ist – daneben gleich ein Foto des Platten-Covers, auf dem der Titel zu finden ist, bei.

Noch dazu war BILL BRUFORD bei der Anthologie-Zusammenstellung dieser 6 CD's, welche seine gesamte Schaffenszeit umreißen, ein Aspekt besonders wichtig, den er im Buch hervorhebt: „Ich habe bewusst vermieden, die Aufnahmen nach Kategorien oder Genre, wie Progressive Rock, Fusion oder Jazz, einzuordnen, weil die meiste Musik, mit der ich in Verbindung gebracht werde, sich nur schlecht für Schubladisierungen eignet – da denke ich eher an runde Löcher und eckige Stifte.“
Stattdessen greift er auf die Einordnung nach „Bandmitglied“ (CD 1 und 2 von 1971 bis 2009), „Komponist und Bandleader“ (CD 3 und 4 von 1977 bis 2019), „Spezieller Gastmusiker“ (CD 5 von 1975 bis 2009) und „Improvisator“ (CD 6 von 1983 bis 2007) zurück. Im Rahmen dieser vier thematischen Unterteilungen achtet Bruford akribisch darauf, dass er in chronologischer Reihenfolge bei der Anordnung der Stücke vorgeht.

FAZIT: Im Rahmen des Progressive Rock sowie Fusion und Jazz ist ein Schlagzeuger, ohne den diese Szenen nie so geworden wären, wie man sie noch heutzutage innig liebt, nicht wegzudenken: BILL BRUFORD, der Mitbegründer von YES, der an „The YES Album“, „Fragile“ und „Close To The Edge“ maßgeblichen Anteil hatte, dann ein Vierteljahrhundert lang bei KING CRIMSON hinter den Fellen saß und diese mit seiner klingenden Metalltrommel (Simmons-E-Drum) sowie druckvollen Beckensounds und die komplexesten Taktarten sowie Polyrhythmen bereicherte, um 1986 nach einer Vielzahl von Solo-Alben und Kollaborationen BILL BRUFORD'S EARTHWORK zu gründen, um dem Jazz-Rock eine ganz besondere Note hinzuzufügen. Mit „Making A Song And Dance: A Complete-Career Collection“ gibt es nun eine absolut hochwertige, von BILL BRUFORD eigenhändig zusammengestellten 6-CD-Box (mit einer Laufzeit von über sechseinhalb Stunden) samt einem von ihm verfassten riesigen Begleittext im dazugehörigen fest eingebundenen 54-seitigen Buch. Außerdem befindet sich in der DVD-großen, dicken Hardcover-Box noch ein Poster und die CD's stecken in drei Gatefold-Digipaks, die allesamt unterschiedlich in typischer LP-Kunst gestaltet sind. Da fällt einem eigentlich nichts mehr zu ein, außer ein FANTASTISCH!

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 2424x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
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Tracklist:
  • CD 1: THE COLLABORATOR (70:50):
  • 1. Yes - I’ve Seen all Good People
  • 2. Yes - Heart of the Sunrise
  • 3. Yes - And You & I
  • 4. King Crimson – The Great Deceiver
  • 5. King Crimson - Fracture
  • 6. King Crimson - One More Red Nightmare
  • 7. King Crimson - Starless
  • 8. U.K. – Nevermore
  •  
  • CD 2: THE COLLABORATOR (66:37):
  • 1. King Crimson - Frame by Frame
  • 2. King Crimson - Neal and Jack and Me
  • 3. King Crimson - Heartbeat
  • 4. King Crimson - Waiting Man
  • 5. Anderson, Bruford, Wakeman, Howe - Brother of Mine&xnbsp;(Radio Edit)
  • 6. King Crimson – Sex Sleep Eat Drink Dream
  • 7. King Crimson – Larks’ Tongues in Aspic: Pt 2
  • 8. King Crimson – Three of a Perfect Pair
  • 9. King Crimson - Man with an Open Heart
  • 10. King Crimson - Elephant Talk
  • 11. King Crimson - Indiscipline
  • 12. King Crimson - Big Funk
  • 13. PianoCircus feat. Bill Bruford & Colin Riley – The Still Small Voice
  • CD 3: THE COMPOSING LEADER (64:26):
  • 1. Bruford - Seems Like a Lifetime Ago: Pt 1
  • 2. Bruford - Seems Like a Lifetime Ago: Pt 2
  • 3. Bruford - One of a Kind: Pt 1
  • 4. Bruford - One of a Kind: Pt 2
  • 5. Bruford - Palewell Park
  • 6. Bruford - Joe Frazier
  • 7. Bill Bruford’s Earthworks - It Needn’t End in Tears
  • 8. Bill Bruford’s Earthworks - My Heart Declares a Holiday
  • 9. Bill Bruford’s Earthworks - Downtown
  • 10. Bill Bruford’s Earthworks - Pilgrims’ Way
  • 11. Bill Bruford’s Earthworks - Temple of the Winds
  • 12. Bill Bruford’s Earthworks - Candles Still Flicker in Romania’s Dark
  • 13. Bill Bruford’s Earthworks - Nerve
  • 14. Bruford, Towner, Gomez – Thistledown
  • CD 4: THE COMPOSING LEADER (65:14):
  • 1. Bill Bruford’s Earthworks - Beelzebub
  • 2. Bruford-Levin - Original Sin
  • 3. Bill Bruford’s Earthworks - Revel Without a Pause
  • 4. Bill Bruford’s Earthworks - Triplicity
  • 5. Bill Bruford’s Earthworks - The Sound of Surprise
  • 6. Earthworks Underground Orchestra - Speaking in Wooden Tongues
  • 7. Bill Bruford’s Earthworks - Modern Folk
  • 8. Bill Bruford’s Earthworks - White Knuckle Wedding
  • 9. Earthworks Underground Orchestra - Footloose and Fancy Free
  • 10. Earthworks Underground Orchestra - Thud
  • CD 5: THE SPECIAL GUEST (67:31):
  • 1. Roy Harper - Grown Ups are Just Silly Children
  • 2. Roy Harper - Hallucinating Light
  • 3. Chris Squire - Lucky Seven (Single Edit)
  • 4. Chris Squire – Silently Falling
  • 5. Al Di Meola - Calliope
  • 6. David Torn – Voodoo Chile
  • 7. Kazumi Watanabe - Andre
  • 8. Kazumi Watanabe - Small Wonder
  • 9. Steve Howe - The Inner Battle
  • 10. Buddy Rich Big Band - Lingo
  • 11. Pete Lockett’s Network of Sparks feat. Bill Bruford - Prism
  • 12. PianoCircus feat. Bill Bruford & Colin Riley – Achilles Feel
  • CD 6: THE IMPROVISER (70:42):
  • 1. Moraz-Bruford - Galatea
  • 2. Moraz-Bruford – Symmetry
  • 3. PianoCircus feat. Bill Bruford & Colin Riley – Stalling Between Two Fools
  • 4. King Crimson - No Warning
  • 5. Moraz-Bruford - Flags
  • 6. Moraz-Bruford -Split Seconds
  • 7. David Torn – Previous Man
  • 8. David Torn - Three Minutes of Pure Entertainment
  • 9. Bruford-Borstlap - 16 Kingdoms of the 5 Barbarians
  • 10. Bruford-Borstlap - Stand on Zanzibar
  • 11. Earthworks - With Friends Like These…
  • 12. Bruford-Borstlap - Low Tide, Camber Sands
  • 13. Bruford-Borstlap – Kinship

Besetzung:

  • Schlagzeug - Bill Bruford
  • Sonstige - Yes, King Crimson, U.K., Anderson–Bruford–Wakeman–Howe (ABWH), Bruford–Towner–Gomez, Bruford–Levin, Moraz–Bruford, Bruford–Borstlap, Al Di Meola, Roy Harper, David Torn, Chris Squire, Steve Howe, Bill Bruford's Earthwork, Earthworks Underground Orchestra, PianoCircus, Pete Lockett's Network, Buddy Rich Big Band, Kauzumi Watanabe

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